Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
"Aus manchen schwierigen Lebenslagen kann man sich nur mit ein wenig Tollheit retten", meinte einst ein
Zeitgenosse von Cyrano de Bergerac, dem mutigen französischen Musketier, dem seine lange Nase die Einsicht
verwehrte, dass in der Liebe nicht alles an Schönheit gemessen wird. Im Kampf aber war er der mutigste Mann,
den man sich denken kann. Er fightete wie ein Irrsinniger und machte mit dem Degen 100 Gegnern den Garaus.
Im Kampf hat de Bergerac die Vernunft fahren lassen, war schließlich nur noch gelebte Aktion. Für seine
Gegner war er sicher irgendwie verrückt, war sein Mut vielleicht sogar nur ein Mangel an Phantasie. Er
selbst mag gedacht haben, was ein berühmter Philosoph einmal so formulierte: "Die höchste Form des Glücks
ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit."
Irgendwie muß ich immer an diesen Satz denken, wenn ich unseren
Henning auf der Platte stehen sehe. Ich
kenne ihn als freundlichen Gesprächspartner, launigen Kumpel und vorzüglichen Familienmenschen ... aber beim
Spiel ist er dann plötzlich ein Zerberus, ein Höllenhund, der bissig sein Tor gegen den Gegner verteidigt,
ein Irrwisch, der wirbelt, flucht und aus der Haut fährt. Ein Torwart für den jedes Gegentor eine
persönliche Beleidigung ist. Vielleicht muß vor allem der Torwart zu den "Verrückten" auf dem Parkett
gehören, beim Fußball sagt man ja, Torwart und Linksaußen sind die Verrückten auf dem Feld. Gilt das
eigentlich allgemein beim Handball für alle Linkshänder? Nun, wer
Johan und
Christian Zeitz so beobachtet,
mag diesem Spruch tatsächlich etwas abgewinnen. Und das natürlich im positiven Sinn. Verrückt bedeutet ja
auch unvorhergesehen, überraschend, nicht erwartet. Kein Wunder, dass in der Nationalmannschaft
Christian
häufig eingewechselt wird, wenn die vorbereiteten Schachzüge nichts helfen. So ganz nach dem Spruch von
George Bernard Shaw: "Was wir brauchen sind ein paar verrückte Leute. Seht euch an, wo uns die vernünftigen
hingebracht haben!" Und dann gibt es Spielzüge, Würfe und Tore, von denen wir vorher dachten, so wären die
gar nicht möglich. Aber diejenigen, die uns wahrscheinlich am verrücktesten vorkommen sind doch die
Torhüter. Es ist schon wahnsinnig, wenn sich
Henning und
Mattias den gegnerischen Spielern entgegenwerfen,
wie einst die Spartaner den Persern an den Thermopylen, vielleicht nur vergleichbar mit dem ersten Besuch
bei der Schwiegermutter. Das dabei die Lederkugel eine Geschwindigkeit von 120 Kilometer erreicht, eine
Randnotiz, die uns Zuschauern erschaudern lässt. Ich zucke jedes `mal zusammen, wenn ein Ball den Pfosten
mit dem Geräusch zweier aufeinander krachender Kleinwagen trifft ... und da ist dann normalerweise die Hand
des Torhüters - oje.
Aber keine Angst, die Verrückten sind auf keinen Fall allein. Wie sagt Heine: "Keiner ist so verrückt, dass
er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht." Und Woche für Woche finden
Mattias und
Henning sie ... in der Ostseehalle wo die Wahnsinns-Kapriolen der Beiden, uns schwarz-weißen Fans irrsinnig
gut gefällt.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)