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13.10.2004 Karlchen

Zebra: Karlchen: Büchsenwurf

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

"Büchsenwurf" ... mehr muss man zu einem eingefleischten Fan des Fußballclubs Borussia Mönchengladbach nicht sagen, damit er kreideweiß wird. Kommen dann noch die Worte "Inter Mailand" dazu, fängt er an zu zittern, und bei dem Namen "Boninsegna" schließlich tritt beim Gladbach-Fan Schaum auf die Lippen und man hat wahrscheinlich eine heftige Prügelei am Leib. All diese Namen erinnern an die legendäre Partie im europäischen Landesmeister-Pokal, als Gladbach 1971 sein vielleicht schönstes Spiel ablieferte und gegen den italienischen Meister Inter Mailand mit 7 zu 1 gewann. Allerdings wurde das Spiel nicht gewertet, weil der Italiener Roberto Boningsegna vermeintlich von einer Cola-Dose am Kopf getroffen wurde. Im Rückspiel versagten die Nerven der "Fohlenelf", die Mailänder kamen weiter.
Ein ähnlicher Skandal jetzt in Rom. Das Spiel AS Rom gegen Dynamo Kiew musste abgebrochen werden, weil Schiedsrichter Anders Frisk von einem Feuerzeug getroffen wurde. Als dann bekannt wurde, dass der schwedische Schiedsrichter in medizinischer Behandlung war, schrieen viele Tifosi, "Du musst sterben". Nun, den Gefallen tat ihnen Frisk nicht, dafür wurde das Spiel als Sieg für Kiew gewertet und Rom bekam eine Platzsperre für das Stadion.

Der Werfer in Rom saß übrigens im VIP-Bereich, was vielleicht erklärt, warum diese oft durch Glas von den Stadien abgetrennt sind. Und damals im Gladbacher Bökelstadion wusste man nur, dass der Büchsenwurf-Unhold vermutlich auf dem Platz "Vortribüne, Block B, Reihe 2, Platz 34" gesessen hatte, erwischt hat man ihn nie. Beide Werfer aber hatten ihrem Verein einen "Bärendienst", ja einen geradezu "Grizzlydienst" erwiesen. Und wie sagt der große Spötter Wilhelm Busch: "Die Anwandlung der Leidenschaft sind das Glatteis der Klugheit."

Aber wer will schon klug sein, wenn Christian Zeitz bösartig gefoult wird, wenn die Schiedsrichter pfeifen, als wenn sie den Spielverlauf bereits am Morgen ausgewürfelt hätten. Wer soll denn da ruhig bleiben und sich beherrschen, gemäß dem Grundsatz der Stoiker "Züchtige deine Leidenschaft, damit du nicht von ihr gezüchtigt wirst". Wenn das schwarz-weiße Blut in einem pulsiert, dann bricht eben `mal der Vesuv aus und begräbt die gegnerischen Spieler aus Pompeji unter feuriger Lava ... aber doch besser nur verbal, als akustisches Donnergrollen. Sonst geht der Schuss irgendwann nach hinten los und es bleibt nicht bei einem Schubs Wasser, wie beim Spiel gegen Minden. Geschenkt bekommt kein gegnerischer Club in der Ostseehalle etwas, auch keine Siege durch Verrücktheiten leidenschaftlicher Fans.

Wie heißt es so schön, "man heilt Leidenschaft nicht durch den Verstand, sondern durch andere Leidenschaften" ... und die Wichtigste heißt bei mehr als zehntausend Zuschauern in der Ostseehalle "THW"! Und diese Leidenschaft ist der Stoff, der mithelfen soll, die Zebras zu ihren Siegen zu tragen. Die Muskeln dafür haben Stefan, Christian, Marcus und die anderen schon selber.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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