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14.09.2005 Interview / HBL

Zebra: Holdorf im HBL-Aufsichtsrat

THW-Gesellschafter ins höchste Bundesliga-Gremium gewählt

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Willi Holdorf gehört künftig dem HBL-Aufsichtsrat an. Der Zehnkampf-Olympiasieger von 1964 soll in Fragen der Vermarktung und Kommunikation tätig werden. "Die Handball-Bundesliga ist erfolgreich und hat enormes Potenzial. Gerade vor der Handball-WM 2007 im eigenen Land gibt es jede Menge zu tun, damit weiter Fahrt aufgenommen werden kann", erklärte der 65-Jährige, der hauptberuflich noch bis 2008 Repräsentant des Sportartikel-Konzerns "adidas" ist.
Er will sich für die Liga in Fragen der Gesamtvermarktung mit Ideen und Kontakten zur Wirtschaft einbringen. Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL): "Wir sind sehr froh, mit Herrn Holdorf einen echten Sport-Insider für die Liga gewonnen zu haben."

Holdorf begrüßt, dass der THW als führende deutsche Handballkraft nach dem Rückzug von Manager Uwe Schwenker erneut an Entscheidungsprozessen der HBL beteiligt sein wird. "Ich hatte Uwe Schwenker geraten, sein Engagement bei der Liga einzuschränken. Wir brauchen seine ganze Kraft für den THW", sagt Holdorf.

Der aus insgesamt acht Mitgliedern bestehende Aufsichtsrat, unter anderem besetzt mit dem Vorstandsvorsitzenden der CC-Bank, Karl-Matthäus Schmidt und Peter Hoenisch, Kommunikationsberater und ehemals Director Kommunikation und Marketing bei RTL, ist drei Jahre im Amt.

So lautete die offizielle Presse-Mitteilung der HBL. Die "Zebra-Redaktion" führte daraufhin ein Interview mit THW-Gesellschafter Willi Holdorf, um mehr über seine künftige Tätigkeit bei der HBL sowie die Beweggründe für sein dortiges Engagement zu erfahren.

Zebra:
Herr Holdorf, den meisten Menschen sind Sie als Zehnkampf-Olympiasieger bekannt. Wie ist eigentlich Ihre Bindung zum Handballsport entstanden? Wie oder was zog Sie schließlich zum THW Kiel?
Willi Holdorf:
Ich habe früher selbst Handball beim MTV Herzhorn gespielt und zudem war ich auch als Fußballer in Glückstadt aktiv. Mit 18 Jahren bin ich erst zur Leichtathletik gekommen, woraufhin ich mit den Ballsportarten aufgehört habe. 1977 bin ich nach meinem sport- und berufsbedingten Wohnortwechsel nach Schleswig-Holstein, dann allerdings in die Landeshauptstadt Kiel, zurückgekehrt. Und hier in Kiel muss man doch automatisch zum Handball in die Ostseehalle gehen.
Zebra:
Wie sind Sie in den Aufsichtsrat der HBL gekommen? Wie entstehen solche Kontakte? Wie oder wodurch wird man Mitglied im HBL-Aufsichtsrat?
Willi Holdorf:
Ich bin bei jedem THW-Spiel dabei. Als die GmbH gegründet und die Bundesliga-Mannschaft des THW aus dem Verein ausgegliedert wurde, hat man mich gefragt, ob ich als Gesellschafter mitmachen und dem Verein auch aufgrund meiner Kontakte in Sport und Wirtschaft helfen wollte. Ich hatte seinerzeit auch die Verträge mit meinem Arbeitgeber "adidas" und dem THW abgewickelt. So wurde ich also beim THW Kiel Gesellschafter. Neben den ohnehin vorhandenen Kontakten in die Sportszene lernte ich nun auch noch mehr Persönlichkeiten aus der Handballszene kennen. In diesem Jahr rief schließlich Manfred Werner von der SG Flensburg-Handewitt bei mir an und fragte, ob ich mir eine Mitarbeit im Aufsichtsrat der HBL vorstellen könnte. Manfred Werner ist schon lange Jahre als Funktionär dort aktiv. Ich wurde dann auf einer Sitzung entsprechend vorgeschlagen und von den Vertretern der Erst- und Zweitligisten gewählt. Meine Vorstellung war ja, dass unser Geschäftsführer Uwe Schwenker sich voll auf den THW konzentrieren sollte. Er hat viel für die HBL und den deutschen Handball getan. Irgendwann war mir das schon fast zu viel. Insgesamt ist es dennoch wichtig, dass die Vereine sich für den Handball in Deutschland engagieren und in solchen Organisationen vertreten sind. Hier ist auch der THW Kiel ganz besonders gefordert. Allein aus diesen Gründen konnte ich die Mitarbeit schon nicht ablehnen. Und so möchte ich als Vertreter des THW die Gesamtsituation des deutschen Handballs und speziell die Handball-Bundesliga mitprägen und auf den richtigen Weg bringen. Allerdings müssen hier alle Funktionäre und Manager "an einem Strang ziehen", wenn wir den Handball fest etablieren wollen. Vielleicht lassen sich auch ehemalige Funktionsträger oder auch Spieler zu einer konstruktiven Mitarbeit in der HBL bewegen. Das wünsche ich mir, schließlich kann man so etwas für den Sport tun, der einem selbst auch etwas gegeben hat.
Zebra:
Was macht der Aufsichtsrat der HBL eigentlich genau? Welche Aufgaben nehmen Sie dort wahr?
Willi Holdorf:
Der Aufsichtsrat hilft dem Vorstand der HBL. Die genaue Aufgabenverteilung wurde allerdings noch nicht bestimmt. Ich war zudem erst einmal bei einer Vorstandssitzung dabei. Viele Aufgaben warten auf uns - nicht nur in Hinblick auf die WM 2007 in Deutschland. So geht es um die Gesamtvermarktung des Handballs und der HBL oder um die Zusammenarbeit mit dem DHB. Ganz besonders wichtig erscheint mir jedoch, dass die Liga und die Vereine mit einer Stimme sprechen.
Zebra:
Kann es bei der Arbeit im Aufsichtsrat zu einer Interessenkollision zwischen dem THW Kiel und der HBL kommen?
Willi Holdorf:
Nein, da sehe ich keine Probleme. Eher im Gegenteil: Wir wollen den Handball gemeinsam nach vorne bringen. Natürlich wäre es gut, wenn die HBL von einer Person geführt wird, die keinen direkten Kontakt zu einem Verein hat. Dieser Findungsprozess hat sich aber in der Vergangenheit als überaus schwierig erwiesen, denn letztendlich müssen schon Handball- und Wirtschaftskenntnisse vorhanden sein. Daher wurden die Statuten und Satzungen der HBL extra geändert, damit Vereinsvertreter überhaupt in diesem Gremium eingesetzt werden können. Und mit Bernd-Uwe Hildebrandt vom SC Magdeburg ist der HBL-Vorsitz sicherlich gut besetzt. Vereins- und Ligainteressen werden hier getrennt. Es geht um den Fortbestand und die Entwicklung der Handball-Bundesliga - und nicht um Interessenvertretungen einzelner Vereine!
Zebra:
Wie beurteilen Sie denn die Handball-Bundesliga im Vergleich zu den "Rivalen" Basketball und Eishockey?
Willi Holdorf:
Ich denke, dass man ohne Übertreibung sagen kann, dass der Handball sich deutlich von den Sportarten Basketball und Eishockey abgesetzt hat. Allerdings ist der Handball auch deutlich hinter dem Fußball angesiedelt. Doch ich bin mir ganz sicher, dass der Handball diesen Abstand zumindest verkleinern wird. Dabei denke ich an die zunehmende Professionalisierung der Erstliga-Vereine und auch an die neuen bzw. vergrößerten Sporthallen, beispielsweise in Hamburg, Magdeburg, Flensburg, Kiel, Lemgo, Wetzlar oder Mannheim, sowie die Verlegung von Spitzenspielen in größere Arenen, was ja in Köln und zukünftig auch in Stuttgart passiert. Das ist eine enorme Entwicklung. Das Zuschauerpotenzial verdoppelt sich nahezu, woraus sich für den deutschen Handball eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Dass der Handball auch bis zu 30.000 Zuschauer in seinen Bann ziehen kann, hat ja das Spiel des TBV Lemgo gegen den THW Kiel zu Beginn der Serie 2004/05 gezeigt. Die Erfolge unserer Nationalmannschaft haben natürlich auch dazu beigetragen, die Medien wachzurütteln und für mehr Interesse am Handball zu sorgen.
Zebra:
Herr Holdorf, vielen Dank für das Gespräch!

(Das Interview führte Björn Goos, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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