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09.11.2005 Karlchens Einwurf

Zebra: Karlchens Einwurf: Karlchen und die echte Leidenschaft

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Ein bisschen verdutzt schaute er aus, der Herr Stemberg, als er seinen Kopf Richtung Tribüne dreht. Was war geschehen? Ein Feuerzeug war geflogen und der Oberspielleiter der Bundesliga reagierte souverän und ließ das corpus dilicti in seiner Anzugjacke verschwinden. Kurz darauf eine Strafe für den THW, 1.550 Euro müssen ins Sparschwein des Handballbundes.
Eigentlich kann man damit leben, hätte schlimmer kommen können. Aber eigentlich auch empörend, denn das Feuerzeug kam von der Gegnermannschaft, einer Fördestadt im Norden, deren Fans sich leider kein Vorbild an der Gemütsruhe ihrer dänischen Nachbarn nehmen. Es hätte aber auch schlimmer kommen können, das Wort "Hallensperre" schwebte im Raum. Verhältnisse wie im Fußball standen da plötzlich vor der Tür.

Noch aber halten viele Hände den Deckel der "Büchse der Pandora" zu, jenem Gefäß aus der griechischen Mythologie, dem die Übel der Welt entsprangen. Denn Verhältnisse wie im Fußball will wohl keiner in der Handball-Bundesliga. Also weiß ich nicht, ob sich SG-Manager Thorsten Storm wirklich Fans wünschen sollte, die sich eher am Fußballpublikum orientieren sollten.

Nichts gegen den normalen Sonnabendnachmittag-Holstein-Besucher, aber Ultras, Fiebrige und Randale-Macher wie in vielen Stadien, Fans die polarisieren und nichts anderes wollen, als den Gegner zu "vernichten" und sei es nur verbal... nein Danke. Da bringt ein Münzenwurf, wie gegen den schwedischen Schiedsrichter Anders Frisk in Rom, dann auch schon mal eine deftige Strafe.

Und was meint der SG-Manager eigentlich mit "Anders als in Kiel bauen wir auf ein junges Publikum"? Meint er damit vielleicht, junge Leute können lauter schreien, pfeifen oder blöken. Sind Emotionen und Leidenschaft automatisch an Jugend gekoppelt? Sieht er nicht die "alten Schlachtrösser" in der Ostseehalle, die immer noch in die "Partie geworfen" dem Spiel eine Wende geben können?

Nun gut, manchmal sind einige schwer in Gang zu bringen, ist ja auch nicht immer so einfach gegen Mannschaften wie Pfullingen oder Schwerin. Aber gefordert, sei es durch den Spielstand oder die Leistung der Schiedsrichter, sind sie immer noch da. Die Veteranen der Tribüne. Manche erinnern sich noch an die Zeiten, als der THW in tieferen Regionen der Tabelle herum stakste, als die Mannschaft sich knapp vor dem TSV Rintheim plazierte oder gar, wie in der Saison 1979/80, Zehnter wurde, punktgleich mit der SG Dietzenbach. Sie erinnern sich noch an eine Spitzenmannschaft der Achtziger, an den MTSV Schwabing. Damals gab es zum Beispiel in einer Saison 449 Tore zu bejubeln. In der letzten Meisterschafssaison waren es 1117 Bälle gewesen, die die Zebras im Gegnernetz versenkt haben.

Ja, die Veteranen haben viel gesehen und sind noch immer mit aller Kraft dabei, wenn es gilt, den THW aus einem Schlamassel zu holen. Ne, ein Fußballpublikum brauchen wir nicht, denn Leidenschaft, das Mitfühlen, Mitgrämen, und Mitjubeln... in Kiel hat es sein natürliches Zuhause.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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