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14.12.2005 Bundesliga

Axel Geerken - Der "Friese" ist heimisch geworden

Von der Homepage der HSG Wetzlar, 7.12.2005, von Wieland Berkholz:

In Dutenhofen heimisch: Axel Geerken mit Familie.
Klicken Sie zum Vergrößern! In Dutenhofen heimisch: Axel Geerken mit Familie.

Wenn ein vermeintlicher Ostfriese, welche ja in dem Ruf stehen, alles etwas langsamer und genauer zu durchdenken, sich mit 20 Jahren auf in die große weite Welt macht und sich dann ausgerechnet im hügeligen und wasserarmen Mittelhessen niederlässt, dann ist das schon einmal ein interessanter Aufhänger für eine Geschichte. Der Einstieg hat nur einen kleinen Schönheitsfehler: Axel Geerken, von welchem die Rede sein soll, ist kein Ostfriese, auch wenn sich dieses Gerücht mittlerweile verbreitet haben sollte.
Doch diesen Spitznamen, wird der in Kirchhatten, einem Dorf im Oldenburger Land, welches zugegebenermaßen an Ostfriesland grenzt, nicht mehr los: "'Wolle' und 'Andy', meine beiden Schwager, haben sich schon bald darauf festgelegt, dass ich ein Ostfriese sei. Irgendwann habe ich es aufgegeben, den Unterschied zu erklären." Das erste Jahr in Dutenhofen bezeichnet der Blondschopf im Nachhinein als eine Art Kulturschock.

1993, in diesem Jahr leistete er noch den Wehrdienst ab und spielte bei der Militär-WM in Ägypten, stellte neben der sportlichen Veränderung auch die persönliche Abnabelung vom Elternhaus dar: "Die erste eigene Wohnung und dann ein anderer Menschschlag, dazu die Konkurrenz mit dem damaligen Dutenhofener Urgestein Ralf Inderthal im Tor, da kam schon einiges zusammen. In den ersten Wochen habe ich nach dem Training, wenn wir noch beisammen saßen, kaum etwas verstanden", lacht der "Friese" im Nachhinein.

Doch die sportlichen wie auch die kulturellen Hürden wurden schnell genommen. Schon bald hatte Axel Geerken sich die Nummer Eins im Tor erkämpft. Die private Eingewöhnung wurde durch Amors Pfeile ebenfalls erleichtert. Mit Andrea Klimpke, der Schwester von Mannschaftskollege Andreas, funkte es schon bald nach seiner Ankunft: "Bei meiner ersten Dutenhofener Kirmes. Wie es sich auf dem Dorf halt so ergibt."

Durch die Aufnahme in die Dutenhofener "Handballdynastie" fand sich der während des Spiels gar nicht so kühle Norddeutsche auch schnell in die lokale Mentalität ein. "Die Mittelhessen werden ja oft als Sturköpfe bezeichnet. Das kann ich so überhaupt nicht bestätigen. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und so richtig vermisse ich eigentlich nichts mehr." Einzig die nordeutsche kulinarische Spezialität Grünkohl mit Pinkel sucht er im Spätherbst auf hessischen Speisekarte zu oft vergebens. Die norddeutsche Stimmfärbung hat sich auch nach acht Jahren im hessischen "Exil" noch nicht verloren: "Nur meine Eltern reden mir ein, dass sich einige hiesige Ausdrücke eingeschlichen hätten."

Die Zeit in Dutenhofen wurde unterbrochen durch einen vierjährige "Wanderschaft". Nach der berühmten DHB-Pokal-Saison 1996/97 wurden die Spitzenklubs auf den 24-jährigen aufmerksam. Einer Saison beim TV Großwallstadt, in welcher auch der Sprung ins Nationalteam glückte, folgten drei Jahre beim THW Kiel. Auf beiden Stationen konnte er auf die Unterstützung von Freundin Andrea an seiner Seite bauen. Die Entscheidung zur Rückkehr nach Dutenhofen im Jahr 2001 war dann auch keine rein sportliche, sondern auch eine private wie berufliche Entscheidung.

Schon in seiner Zeit beim TVG sowie dem THW hatte der gelernte Steuerfachgehilfe die ersten Schritte in die Selbständigkeit unternommen. Nach der Rückkehr folgten dann die Hochzeit sowie der Bau des eigenen Hauses. Dieses stand nach nur einem Jahr Bauzeit, welches der Bauherr in erster Linie der Hilfe seiner handwerklich begabten Schwager zuschreibt: "Ich selbst lasse mich gern für die groben Sachen einteilen. Für das was man beim Hausbau mit 'Eigenleistungen' umschreibt, konnte ich mich auf meinen Schwiegervater sowie Wolfgang und Andy verlassen."

Mit der Geburt von Tochter Svea, ein Jahr später, war das familiäre Glück perfekt. "Es ist schön sie aufwachsen zu sehen und ich genieße jede freie Minute mit ihr und meiner Frau", so der stolze Vater, für den die Familienplanung auch noch nicht abgeschlossen ist.

Dabei wird das Modewort "Zeitmanagement" immer aktueller für den Familienmenschen. Neben der eigenen Dienstleistungsfirma KontoServ, welche in erster Linie die Lohnbuchhaltung für Mittelstandsfirmen anbietet sowie dem "Job" als "Vollzeitprofi", kommt seit dieser Saison auch die Beschäftigung mit den geschäftlichen Dingen der Spielbetriebs-GmbH dazu.

Schon in dieser Spielzeit half der im Umgang mit Akten nicht Unerfahrene bei der Vorbereitung der Lizenzierungsunterlagen. Eine schrittweise Erweiterung der Kompetenzen im Managementbereich soll nach den Plänen von Aufsichtsrat und Geschäftsführung erfolgen.

"Über diese Pläne haben wir ja schon länger geredet und ich sehe es als eine reizvolle Aufgabe an, den Klub unter den neuen Voraussetzungen aktiv mitzugestalten. Dass wir der Zukunft durchaus positiv entgegen sehen können, haben die letzten Spiele gezeigt.", spielt der Mannschaftskapitän auf die positive sportliche Entwicklung unter Trainer Markovic an.

Die Zeit für den Wechsel ins Management ist dabei noch nicht festgelegt: "Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Zunächst einmal wollen wir sportlich die Weichen für eine sichere Zukunft in der Bundesliga stellen. Dann kann man viel entspannter auch über meine Zukunft sprechen.", lässt er offen, ob es schon in der nächsten Saison zu einem Rollentausch kommen könnte.

Bei allen Optionen für die Zukunft, ob in Spielerkluft oder Anzug, liegt dem Mannschaftskapitän eine Sache ganz besonders am Herzen: "Wir wollen die Atmosphäre aus der Dutenhofener Halle, d.h. den engen Draht zwischen Mannschaft und Publikum, auch in der Mittelhessenarena nicht verlieren. Mit dem großen Foyer besteht in der Arena genug Raum für die Party danach. Nach unserem Sieg gegen Nettelstedt hatte mich die Stimmung wieder ganz stark an 'früher' erinnert."

(Von der Homepage der HSG Wetzlar, 7.12.2005, von Wieland Berkholz)


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