Von Dr. Oliver Schulz

Erst brach sich Nordhorns Regisseur Ljubomir Vranjes am zweiten Weihnachtstag gegen Göppingen die linke Hand komplizierter als zunächst erwartet. Im Zuge der Operation in Malmö, bei der neben der eigentlichen doppelten Fraktur auch zahlreiche kleine Knochensplitter entdeckt wurden, fixierte man sie mit Hilfe von sieben Schrauben. Die nun zunächst drei Wochen lang eingegipste Hand soll dann erneut geröngt werden. Der erste Knochenbruch seiner Karriere zwingt Vranjes zu einer vermutlich anderthalb Monate währenden Pause bis in den Februar hinein.

Gerade Vranjes und der Kieler Leitwolf Stefan Lövgren galten für Ingemar Linnell als die Mittelmänner, die die Nationalmannschaft bei den anstehenden Aufgaben anführen sollten. "Vranjes ersetzt man nicht, das geht nicht. Und schon gar nicht in seiner zuletzt so guten Form", kommentierte der Coach, der jetzt insbesondere Jonas Larholm vor Augen hat.

Nur unwesentlich später sagte auch Vranjes' langjähriger Weggefährte und Nordhorner Vereinskollege Peter Gentzel aus familiären Gründen ab. Dessen hochschwangere Frau Anna-Lena erwartet nach mehrwöchigem Krankenhausaufenthalt um den 20. Februar herum das dritte Kind der Familie. Nur allzu verständlich für Linnell, daß der Ausnahmekeeper ihr und den beiden Söhnen Oscar (6) und Marcus (3) seine volle Aufmerksamkeit widmen wird.

An Silvester sagte zu allem Übel auch noch Kiels Weltklasse-Kreisläufer Marcus Ahlm aufgrund einer Oberschenkelzerrung seine Teilnahme am Länderspiel gegen die Türkei am kommenden Mittwoch in Landskrona ab. Vielleicht der am schwersten wiegende Verlust für die Truppe, vermutet "Expressen". Nach Angaben des schwedischen Portals TV4 ist zudem zumindest sein Einsatz gegen den darauffolgenden Gegner Belgien fraglich. Die Hoffnungen des Coaches auf eine Rückkehr Ahlms richten sich nun auf den 19. Januar, wenn der Gegner Weißrußland heißt.

Die erste Partie gegen Hatirnaz, Ergüder & Co. bildet den Auftakt zu insgesamt sechs Ausscheidungsspielen. Über die Türken, die er auf Video studiert hat, wisse er ganz wenig, meint Linnell. Nur der Gruppensieger aus dem Tre-Kronor-Team, der Türkei, Belgien und Weißrußland kommt weiter und muß sich im Juni in Hin- und Rückspiel mit einem EM-Teilnehmer messen. Sollten es die Blau-Gelben schaffen, sich in summa auch gegen diesen Gegner durchzusetzen, ist die Teilnahme an der WM doch noch gesichert.

"Na klar wird man da unruhig. Es ist nie gut, wenn unsere Schlüsselspieler verletzungsbedingt ausfallen. Dennoch war meine erste Reaktion nach der Absage von Marcus, daß wir jetzt eben hart mit den anderen arbeiten müssen", meinte der Nationaltrainer, der sein Team am morgigen Montag in Landskrona versammelt, gegenüber "Expressen" angesichts der immer länger werdenden Verletztenliste. Von den längerfristig ausfallenden Sebastian Seifert (Kreuzband-OP) und Joacim Ernstsson (Schlüsselbeinbruch), die ebenfalls nicht in die südschwedische Kleinstadt reisen, ganz zu schweigen.

Mittlerweile hat der Coach personell reagiert: so teilte der schwedische Handballverband in einer Presseerklärung mit, Nordhorns Kreisläufer Robert Arrhenius werde für Ahlm in die Bresche springen. Für Peter Gentzel wurde indes kein Torhüter - etwa Mattias Andersson, der zwischen den Kieler Pfosten seit Wochen mit herausragenden Leistungen auf sich aufmerksam macht - nachnominiert. Im Rückraum möchte Linnell hingegen auf den ehemaligen Göteborger Halblinken Magnus Linden zurückgreifen, der mittlerweile beim Madrider Vorortverein Alcobendas im Abstiegskampf zu den verläßlichen Stützen zählt.

(Von Dr. Oliver Schulz)

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