Im aktuellen Sonderheft 32/2006 der "Handball-Woche" zum Bundesliga-Saisonstart
wird THW-Neuzugang
Lars Krogh Jeppesen
von A bis Z vorgestellt.
Aus der "Handball-Woche" 32/2006:
Er ging als Stierkämpfer vor zwei Jahren nach Barcelona. In
der Flensburger Campushalle, die ihre "Toreros" immer mit "Auf
in den Kampf" (Carmen) begrüßt, schwang sich
Lars Krogh
Jeppesen zu Höchstleistungen auf. Er gewann mit Flensburg die
Deutsche Meisterschaft, den Pokal und die Ehrung als bester
Spieler der Bundesliga. Im Land der Stierkämpfer sammelte der
zwei Meter große Rückraum-Mann zwar weiter kräftig Titel, die
Sehnsucht nach der Bundesliga wuchs aber. Als der
prominenteste Liga-Neuzugang kehrt Lars Krogh Jeppesen nun
nach Schleswig-Holstein zurück. Zum zweiten dort ansässigen
Spitzenklub, zum THW Kiel. "Hey - Krogh - Hey!" wird demnächst
aus 10000 Kehlen in der Ostseehalle zu hören sein. HW-Mitarbeiter Jan Kirschner sprach mit dem 27-jährigen Dänen.
- Avedore:
- Als ich acht Jahre alt war, spielte ich Fußball. Dann
fragte mich ein Freund, ob ich nicht mal Handball ausprobieren
möchte. Avedore bei Kopenhagen war mein erster Klub. Zunächst
war es nur Spaß - aus dem dann aber Ernst wurde. Mit 15 Jahren
hörte ich mit dem Fußball auf und konzentrierte mich auf den
Handball. Dann entdeckte mich Torben Winther, damals Coach in
Helsinge, später dänischer Nationaltrainer. 1997 wechselte ich
zum Erstligisten in Helsinge.
- Barcelona:
- In der Weltstadt habe ich zwei Jahre mit guten,
aber auch mit schlechten Seiten erlebt. Sportlich klappte es
gleich in der ersten Saison mit dem Triumph in der Champions
League. Barcelona selbst ist eine schöne Stadt. Ich freue
mich, dass ich eine andere Kultur kennen gelernt und Freunde
wie Iker Romero oder Victor Tomas gewonnen habe. Auf der
anderen Seite hatte ich Probleme mit der spanischen Handball-
Philosophie, der ungewohnten Struktur des Vereinsumfeldes und
im zweiten Jahr auch mit Verletzungen.
- Champions League:
- Nach der Final-Niederlage mit Flensburg 2004
errang ich ein Jahr später mit Barcelona die Champions League.
Das war ein Riesen-Ereignis. Wir durften vor 100000 Zuschauern
im Stadion Nou Camp eine Ehrenrunde drehen und wurden danach
von der ganzen Stadt gefeiert. Zwei Millionen Menschen waren
auf den Beinen, da zugleich die Fußballer spanischer Meister
geworden waren. Ob mit dem THW Kiel ein ähnlicher Triumph
gelingt? Wir müssen wohl auf die Mannschaft aus Ciudad Real
gucken. Was dieses Team letzte Saison in der Champions League
geleistet hat, war unglaublich.
- Dänemark:
- Meine Heimat. Ich liebe Dänemark, die Menschen und
die Mentalität. Der Wechsel nach Kiel bringt für mich den
schönen Nebeneffekt, nun wieder öfter nach Dänemark fahren zu
können.
- Europameisterschaft:
- Bei diesen Titelkämpfen war die dänische
Nationalmannschaft zuletzt immer gut drauf. 2002 und 2004 war
ich dabei, als wir die Bronze-Medaille gewannen. Vor allem
2004 schnupperten wir gegen Deutschland schon am Finaleinzug.
Drei Minuten vor Schluss führten wir mit einem Tor, als Claus
Möller Jacobsen frei zum Wurf kam. Wenn er getroffen hätte,
wären wir wohl Europameister geworden. Leider verwarf er.
- Freunde:
- Freunde sind sehr wichtig für mich. Ich nutze jede
Möglichkeit, mich mit Freunden zu treffen. Meine beiden besten
Freunde sind auch Handballer - Mikkel Aagard (Skjern) und Lars
Jörgensen (Pamplona). Mit den beiden war ich erst Anfang Juli
für fünf Tage in Barcelona - zum Urlaub.
- Geburtsort:
- Ich bin in Hvidovre bei Kopenhagen geboren. Meine
Eltern leben noch immer dort. In den letzten Wochen war ich
viel zu Besuch. Ich bin gerne da - es herrscht dort stets gute
Stimmung.
- Handewitt:
- Bei der SG Flensburg-Handewitt habe ich vier schöne
Jahre verbracht. Gerade die letzte Saison 2003/2004 war ein
Traum mit einer Traum-Mannschaft. Neben dem Pokal gewannen wir
erstmals auch die Meisterschaft. Ich wurde zum besten Spieler
der Bundesliga gewählt. Beim Final Four erhielt ich die
Auszeichnungen als bester Schütze und bester Spieler. Und in
der Champions League marschierten wir bis in die Endspiele.
Ich hoffe, dass die Leute Respekt vor dem haben, was ich für
Flensburg geleistet habe.
- Interview:
- Es stört mich nicht, Interviews zu geben. Das
gehört zu unserem Job als Handballer - und allzu viele sind es
ja auch nicht. Obwohl (Jeppesen schmunzelt): Wenn man immer
"Nein" sagen würde, wären es wohl noch weniger.
- Jim Carrey:
- Ich habe sehr viele Filme von Jim Carrey auf
Video, zum Beispiel "Die Maske". In der letzten Zeit habe ich
aber allgemein nicht mehr so viele Filme gesehen.
- Krebs:
- Einer meiner besten Freunde, Christian Berge, ist vor
knapp zwei Jahren an Krebs erkrankt. Ich erinnere mich noch,
wie ich auf der Terrasse in Barcelona saß und ein Glas Rotwein
trank, als mich Christian anrief und mir die schlechte
Nachricht erzählte. Es war ein Schock für mich. Ich habe in
der kritischen Phase sehr oft an ihn gedacht.
- Liga Asobal:
- Die spanische Liga war für mich eine große
Enttäuschung. Keine Fans, keine Stimmung! Spanien ist zwar
Weltmeister, aber der Verband hat gar nichts unternommen,
diesen Erfolg zu vermarkten. Zudem ist die Liga Asobal nicht
sehr ausgeglichen. Nur Ciudad Real, Barcelona und San Antonio
kommen als Meister in Frage.
- Maritim:
- Im Juli wohnte ich zunächst im Kieler Hotel
"Maritim". Erst zum 1. August beendete ich meinen Umzug von
Barcelona nach Melsdorf. Von der Weltstadt ins Dorf! Das erste
Mal, dass ich in einem Dorf lebe.
- Nikotin:
- Ich rauche nicht - und habe auch noch nie geraucht.
Ab und an nehme ich aber Snus. Das ist ein schwedischer
Kautabak. Christian Berge, Dan Beutler oder Johnny Jensen
haben mich in Flensburg auf den Geschmack gebracht.
- Olympische Spiele:
- Ich war noch nie beim größten Sportereignis
der Welt. Ich träume davon, mit der dänischen Fahne und dem
dänischen Olympia-Team 2008 ins Pekinger Olympia-Stadion
einzumarschieren. Alle Sportler, die schon mal an Olympischen
Spielen teilgenommen haben, schwärmen von diesen Wettbewerben.
- Pasta:
- Im Moment esse ich sehr viel Pasta. In der Vorbereitung
braucht der Körper sehr viele Kohlenhydrate. Wenn die
Bundesliga-Saison läuft, wird der Speiseplan wieder ein etwas
normaleres Gesicht erhalten.
- Q7:
- Dieser Audi wird mein nächstes Auto. Ich muss jetzt schöne
Autos ausprobieren. Wenn ich später wieder nach Dänemark
zurückkehre, wird dieser Luxus zu teuer. In Dänemark kostet
beispielsweise ein Ford Mondeo satte 50000 Euro.
- Rückraum:
- Da ich schon immer zu den Größten meines Jahrgangs
gehörte, spielte ich bereits als Junge im Rückraum. In den
letzten Jahren durfte ich mit vielen Klasse-Leuten
zusammenspielen. In Barcelona durfte ich zuletzt sogar als
Regisseur mitwirken. Vielleicht schlüpfe ich in Kiel ja auch
in diese Rolle. Wegen des Kreuzbandrisses von Viktor Szilagyi
sind wir im Moment nur drei Akteure, die für den linken und
den mittleren Rückraum in Frage kommen.
- Sportlehrer:
- In den letzten beiden Flensburger Jahren habe ich
meine Ausbildung als Sport- und Deutschlehrer abgeschlossen.
Wenn ich nicht mehr Handball spiele, könnte ich in Dänemark
acht- bis 16-jährige Schüler unterrichten.
- Tennis:
- Ich mag Tennis sehr gerne, musste wegen einer
Schulterverletzung zuletzt aber kürzer treten. Ich kann mir
gut vorstellen, dass ich diesen Sport bis ins hohe Alter
betreiben werde. Meine letzten drei Partien bestritt ich
allesamt gegen Sören Stryger (Flensburgs Kapitän). Ich gewann
jeweils eine Kiste Bier.
- Urlaub:
- Ich bin in diesem Sommer nicht richtig in den Urlaub
gefahren. Wegen meinen letzten Verletzungen habe ich
stattdessen viel für die Fitness meiner Schulter und meines
Körpers getan. Für das nächste Jahr ist geplant, mit einem
Schiff und einigen Freunden die griechische Inselwelt zu
besuchen. Kreta, Kos und Rhodos.
- Verletzungen:
- In den letzten beiden Spielzeiten in Flensburg
fehlte ich praktisch gar nicht. In Barcelona hatte ich aber
doch einige Verletzungssorgen. Deshalb habe ich nun intensiv
gearbeitet. Verletzungen sind das Schlimmste für einen
Sportler. Ich hoffe, dass ich davon in den nächsten drei
Jahren in Kiel verschont bleibe. Die medizinische Betreuung
beim THW Kiel ist zum Glück sehr gut. Hier bekommt jeder
spezielle Übungs-Programme ausgearbeitet.
- Weizen:
- In den letzten zwei Jahren musste ich beim Bierkonsum
etwas kürzer treten. Jetzt freue ich mich wieder auf ein
zünftiges Hefeweizen.
- Zlatan Ibrahimovic:
- Der schwedische Stürmer ist immer
torgefährlich und ein starker Techniker. Auf mich trifft beim
Fußball das Gleiche zu (Jeppesen schmunzelt). Ich werde allen
in Kiel beweisen, dass ich auch ein guter Fußballer bin.
(Von Jan Kirschner, aus der "Handball-Woche" 32/2006)