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25.01.2007 WM 2007

Kieler Nachrichten: "Eis-Handballer" tauten gegen Australien auf

Grönland triumphiert im Zwergen-Duell - Kreutzmann stellt WM-Rekord ein

Aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2007:

Halle/Westfalen - 2000 Handballer üben ihren Sport in Grönland aus. Sämtliche Spieler in dem Land, das mit interner Selbstverwaltung gleichberechtigter Teil Dänemarks ist, sind lupenreine Amateure. Acht Teams spielen traditionell im März eine Woche lang um den Titel. Keine Frage, die Männer aus dem Eis zählen zu den Exoten, die ein WM-Turnier so bunt machen. Gestern trafen sie in Halle auf Australien, endlich ein Gegner auf Augenhöhe, und gewannen 34:25 (16:12).
Stefan Lövgren, schwedischer Regisseur beim Meister THW Kiel, drückt es bei seiner Analyse für die Fachzeitschrift "Handballwoche" zurückhaltend aus. "Physisch stark, aber spielerisch sind die Grönländer in allen Bereichen noch entwicklungsfähig." Deutschland ist die dritte WM für die Nordländer. Ihre bisherige Bilanz ist ernüchternd. Die einzigen WM-Punkte holten die Männer um ihren neuen "Star" Angultimmarik Kreutzmann 2001 in Frankreich gegen die USA. Auch in Deutschland lief es bisher nicht wirklich rund. Nach Niederlagen gegen Slowenien, Tunesien und Kuwait landete Grönland in der Vorrunde dort, wo Fachleute das 56 000-Seelen-Land erwartet hatten: auf dem letzten Tabellenplatz. Immerhin hatte Kreutzmann, der in Dänemark beim Erstligisten Silkeborg unter Vertrag steht, bei der 21:35-Niederlage gegen Slowenien Grund zur Freude. Der 18-Jährige war zehnfacher Torschütze und wurde zum "Mann des Spiels" gewählt. Eine Ehrung, die den Halblinken der Handballer aus dem Eis tief in der Seele berührte, in der Kabine flossen die Tränen.

Gestern jubelte die gesamte grönländische Mannschaft mit Kreutzmann und tanzte Ringelreihen. Der Twen hatte 15 Tore geworfen, den aktuellen WM-Rekord des Isländers Gudjon Valur Sigurdsson (ebenfalls gegen Australien) eingestellt und war wieder der "Mann des Spiels". In der ersten Partie um den Presidents-Cup, der alle dritt- und viertplatzierten Teams nach der Vorrunde weiter im WM-Turnier lässt, war Australien nur selten ein ebenbürtiger Gegner. Bei der Partie "Außenseiter gegen Kanonenfutter" pulverisierte Grönland die "hohe" Zielsetzung der Männer von "Down Under", die ihre vierte WM-Teilnahme bei 24 Teilnehmern besser als Platz 21 abschließen wollten. Dabei war deren WM-Teilnahme nicht nur von der Entfernung her aufwändig, sondern auch eine ziemlich kostspielige Angelegenheit: Um teilnehmen zu dürfen, musste jeder Spieler 10 000 Euro aus dem eigenen Portemonnaie beisteuern.

1000 Handballer gibt es am anderen Ende der Welt, gespielt wird aber nur an den Universitäten, Ligen existieren nicht. Bei der WM haben die "Aussis" wenig zu lachen. Nach der Vorrunde waren sie mit 0:6 Punkten und 48:129 Toren die schlechteste Turniermannschaft. Da half es auch nicht, dass die Männer des norwegischen Trainers Morten Fjeldstad psychologisch betreut werden. Auf der Bank der Australier sitzt Christen Thomsen. Die Aufgabe des Mentalcoaches lautet: Die Spieler aufrichten, wenn sie verlieren. "Die Australier sind in jeder Hinsicht voller Selbstbewusstsein", weiß der Psychologe. Nur, wenn es um Handball gehe, dann verlasse es sie.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 25.01.2007)


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