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25.05.2007 Bundesliga

KN-Interview mit Uwe Schwenker: Weltklasse als Gegenleistung

THW-Manager hält Preiserhöhung für "faire Lösung" - Saisonetat wird auf 6,6 Millionen Euro erhöht

Aus den Kieler Nachrichten vom 25.05.2007

Morgen beginnt der THW Kiel seinen Dauerkartenverkauf für die Saison 2008/2009. Wer die Champions-League-Sieger künftig in der Ostseehalle sehen will, muss für sein Ticket deutlich mehr bezahlen (siehe Extraartikel mit allen Preiskategorien). Die Plätze in den Geraden werden um bis zu 23 Prozent teurer, die Preise in den Kurven und für Stehplätze um rund zehn Prozent.
Mit THW-Manager Uwe Schwenker sprach Wolf Paarmann für die Kieler Nachrichten.
Kieler Nachrichten:
Herr Schwenker, nach welchen Kriterien wurden die Preise erhöht?
Uwe Schwenker:
In den Geraden liegen unsere absoluten Sahneplätze, deshalb haben wir hier die Preise deutlicher angehoben. Besonders betrifft es den dritten Rang unter den Logen. Das sind 576 Plätze, die genauso teuer waren, wie die in den Kurven. Da haben wir eine andere Einstufung vorgenommen. Alle anderen Tickets werden um bis zwölf Prozent teurer. Abzüglich der höheren Mehrwertsteuer von drei Prozent halte ich das für eine faire Lösung. Ein Stehplatz wird pro Spiel nur um 88 Cent teurer.
Kieler Nachrichten:
Welche Reaktion erwarten Sie von Fans auf diese Preiserhöhungen?
Uwe Schwenker:
Ich hoffe, sie vertrauen uns, dass wir mit einer seriösen Planung versuchen, den größtmöglichen Erfolg zu erreichen. Die Zuschauer bekommen für ihr Geld Weltklasse-Handball als Gegenleistung. Und um den weiterhin bieten zu können, mussten wir die Preise anheben.
Kieler Nachrichten:
Welche Mehreinnahmen erhoffen Sie sich von den Preiserhöhungen?
Uwe Schwenker:
Nach Abzug der Mehrwertsteuer und der Hallenmiete, die prozentual auf die Ticketpreise erhoben wird, bleibt ein Plus von 223.000 Euro.
Kieler Nachrichten:
Gab es keine Alternative zu den höheren Ticketpreisen?
Uwe Schwenker:
Wir haben mit unseren Überlegungen an einer anderen Stelle angefangen. Der THW Kiel ist inzwischen in die Bel Etage des Handballs aufgestiegen und da wollen wir auch bleiben. Was Gehälter und Transfers anbetrifft, sind nur noch Ciudad Real und der FC Barcelona über uns. Beide Klubs haben die Fühler nach drei, vier unserer Spieler ausgestreckt. Aber wir wollen diese Mannschaft, die sich in die Herzen der Fans und Sponsoren gespielt hat, halten. Durch das Verletzungspech von Viktor Szilagyi und Lars Krogh Jeppesen, das in seiner Konsequenz erst im März feststand, sind wir nun gezwungen, Spieler aus laufenden Verträgen herauszukaufen. Neben den Gehältern müssen wir viel Geld für Ablösesummen in die Hand nehmen. Zu Preiserhöhungen gab es keine Alternative.
Kieler Nachrichten:
In dieser Saison hat der THW Kiel einen Sechs-Millionen-Euro-Etat. Wie stark wird der steigen?
Uwe Schwenker:
Wir werden ihn um zehn Prozent, also um 600.000 Euro erhöhen. Damit sind wir für die nächsten drei, vier Jahre gut aufgestellt. In diesem Etat ist enthalten, dass wir mit allen Spielern verlängern und auch hohe Ablösesummen zahlen können. Unsere Sponsoren haben bereits signalisiert, dass sie uns trotz laufender Verträge helfen werden. Ich bin deshalb ganz froh, dass wir regionale Sponsoren haben, sie sind für uns in dieser Situation echte Partner.
Kieler Nachrichten:
Für Lars Krogh Jeppesen hat der THW Kiel inklusive Ablösesumme und Gehalt in dieser Saison rund 500.000 Euro bezahlt. Verletzungsbedingt hat er nur 16 Spiele absolvieren können - kann der THW sich solche Transfers überhaupt leisten?
Uwe Schwenker:
Dieser Transfer zeigt, wie groß das unternehmerische Risiko für uns geworden ist. Wir tanzen auf der Rasierklinge, andere nicht. Der FC Barcelona beispielsweise hängt am Tropf der Fußballer. Da spielt Geld genauso wenig eine Rolle wie bei Ciudad Real, die von einem Milliardär gesponsert werden. Bislang hatten wir immer ein goldenes Händchen bei den Verpflichtungen. Bei Lars war es Pech. Aber für seine Verletzungen kann er auch nichts.
Kieler Nachrichten:
Der THW hat durch die Erfolge im DHB-Pokal und der Champions League knapp 800.000 Euro eingenommen. Wo ist das Geld geblieben?
Uwe Schwenker:
Wir haben zweimal Prämien an die Spieler bezahlt und können hoffentlich noch eine dritte ausschütten. Außerdem sind wir mit einer Unterdeckung in die Saison gestartet und wir verhandeln gerade mit Jeppesen darüber, seinen Vertrag vorzeitig aufzulösen. Das hätte auch Auswirkungen auf unsere Bilanz. Schließlich war seine Ablösesumme auch in Abhängigkeit zur Vertragsdauer im Etat verbucht. Wenn aus drei Jahren nun nur eines wird, müssen wir die gesamte Summe auch auf einmal abschreiben. Das Geld ist schnell weg.
Kieler Nachrichten:
Wird der THW auch mit einem nicht gedeckten Etat in die neue Saison starten?
Uwe Schwenker:
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Das hängt davon ab, welche Transfers wir noch tätigen können. Zwingend notwendig ist, dass wir einen Kreisläufer und einen Rechtshänder für den Rückraum verpflichten. Idealerweise auch einen zweiten "Halblinken". Für alle müssten wir Ablösesummen bezahlen. Da haben wir aber unsere Schmerzgrenzen, wir lassen uns auch nicht die Hosen ausziehen. Trotzdem - auch der nächste Etat ist sehr konservativ aufgestellt und bislang haben wir am Ende der Saison immer einen ausgeglichen Haushalt gehabt.
Kieler Nachrichten:
Welche Geldquellen sehen Sie noch, die der THW anzapfen könnte?
Uwe Schwenker:
In der Champions League werden wir sicher nicht mehr verdienen können, obwohl sie durch eine zweite Gruppenphase eine andere Struktur erhalten wird. Da mehr Mannschaften teilnehmen, werden die Prämien geringer ausfallen. Ein Thema sind mögliche Abstellgebühren für Nationalspieler. Im nächsten Jahr stellen wir sie insgesamt 120 Tage an ihre jeweiligen Verbände ab. Wir zahlen die Gehälter, tragen zu hundert Prozent das unternehmerische Risiko und bekommen keine Gegenleistung - das kann nicht sein. Die Verbände sind mittlerweile Konkurrenten der Vereine geworden.
Kieler Nachrichten:
Würde der THW Kiel bei der Sponsorensuche von einem Abstieg des Fußball-Regionalligisten Holstein Kiel profitieren?
Uwe Schwenker:
Nein. Die Gelder, die in diesen Verein fließen, werden in erster Linie von zwei Unternehmen bezahlt, die dem Verein sehr nahe stehen. Davon würden wir nicht profitieren. Auch ein Aufstieg in die 2. Liga würde uns nicht berühren, da Holstein dann in erster Linie Gelder aus dem Fernsehtopf beziehen würde. Ich hoffe, dass sie den Klassenerhalt schaffen. Ein Abstieg wäre eine Katastrophe für die Stadt. Außerdem gehe ich auch gerne ins Holstein-Stadion.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 25.05.2007)


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