Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Bundesliga, DHB-Pokal und Champions League: Soviel Handball
im Fernsehen gab es noch nie - die Saison 2007/2008 setzt
mit der TV-Berichterstattung neue Maßstäbe.
Ein Marktanteil von 29,6 Prozent - das ist die Zahl, die die
Fernsehmacher endgültig auf den Handball aufmerksam machte.
Erreicht wurde dieser Durchschnitt bei den DHB-Spielen während
der Weltmeisterschaft. Quoten, die ansonsten allenfalls
"König Fußball" zu erreichen in der Lage war. Quoten, die als
bestes Argument dienten, dem Handballsport in Zukunft mehr
Platz in der Programmplanung einzuräumen. Noch sind die Spiele
des THW Kiel, der SG Flensburg-Handewitt oder des HSV Hamburg
nicht endgültig angekommen im Premium-Produkt der deutschen
TV-Berichterstattung, der Sportschau. Doch man macht sich
Hoffnungen in den Hallen der Bundesliga. "Ich gehe davon aus,
dass der Fußball über kurz oder lang ins Pay-TV abwandert.
Dann bleibt als Premium-Produkt unter den Mannschafts-Sportarten
nur noch der Handball übrig", fasst Holger Kaiser, Manager des
SC Magdeburg, in Worte, wovon man vor nur drei Jahren nicht
einmal zu träumen wagen durfte. "Der Handball ist auf dem Weg,
aus seinem Schattendasein heraus zu treten", sieht auch
THW-Geschäftsführer
Uwe Schwenker
einen Trend, mit immer mehr Berichterstattung den Handball im
Fokus des Interesses zu halten. Die stärkste Liga der Welt
erobert die Wohnzimmer und gibt seinen Stars ein Gesicht in der
breiten Öffentlichkeit. Schon in der vergangenen Saison konnte
man den THW Kiel rund 55 Stunden im Fernsehen sehen, 200
Millionen Zuschauer kamen insgesamt mit dem Triple-Sieger in
Kontakt.
Samstags "liga1-handball" im NDR und WDR
In der aktuellen Spielzeit sollen sich diese Werte noch steigern.
Schließlich wartet die Handball-Bundesliga mit einem Novum auf:
Erstmals widmet der NDR gemeinsam mit dem WDR der Bundesliga
ein eigenes TV-Magazin-Format. "liga 1-handball" startete am
ersten Spieltag. Eine halbe Stunde lang muss sich der Handball
nun nicht mehr mit anderen Sportarten um Sendezeit streiten.
Eine halbe Stunde lang gilt das Interesse nur dem Handball.
Und das jeden Samstag! "Die WM war ein riesiger Erfolg. Wir
wollen einen Teil der Zuschauer in die Bundesliga überführen.
Die Zuschauer sind reif dafür", ist sich NDR-Sportchef Axel
Balkausky sicher. Das gewachsene Interesse am Handball könne
man jetzt auch an Personen festmachen: "Nach dem Gewinn der
Weltmeisterschaft in Deutschland wurden Spieler wie Christian
Schwarzer oder Pascal Hens vom Publikum gehandelt wie Pop-Ikonen."
Und auch mit Zahlen konnten die öffentlich-rechtlichen
Fernsehmacher die Popularität des Handballs untermauern. 340.000
Zuschauer sahen beispielsweise die Konferenzschaltung am letzten
Bundesligaspieltag, als sich der THW in einem spannenden Finish
das Triple sichern konnte. Der hohe Marktanteil von 14,2 Prozent
war wohl das letzte Argument, das für das neue Magazin-Format
noch benötigt wurde.
170 Bundesliga-Live-Spiele bei "hbl.tv"
Die Fans in den Hallen werden sich an Kameras gewöhnen müssen,
denn nicht nur die öffentlich-rechtlichen Sender weiten ihre
Berichterstattung aus. Gleich 170 der insgesamt 306 Saisonspiele
kann man live im Internet sehen. 50.000 Nutzer haben sich dafür
bereits beim gemeinsamen TV-Projekt von Sportrechtevermarkter
Sportfive und der Handball-Bundesliga (HBL) registriert. Die
Pläne allerdings, "hbl.tv" auch ins Digitalfernsehen einzuspeisen,
sind vorerst auf Eis gelegt. Durch Verbesserungen in der
Übertragungsqualität sollen aber auch die Spiele per
"Internet-Livestream" noch mehr als bisher die Faszination
Handball in die Haushalte tragen. Die Bilder, die von "hbl.tv"
produziert werden, sorgen indes auch für eine umfangreiche
TV-Berichterstattung im In- und Ausland. So ist die
TOYOTA Handball-Bundesliga mittlerweile über den gesamten
Sendebereich des arabischen Senders Al Jazeera zu sehen. Und
auch in Island, Polen, Rumänien, Dänemark, Frankreich und
Spanien werden Bilder aus den deutschen Hallen gesendet.
Weiterhin "Spiel der Woche" beim DSF
Die mediale Wirksamkeit des Handballs hatte man beim Deutschen
Sportfernsehen DSF schon lange erkannt, schließlich waren die
Münchener Fernsehmacher die ersten, die wöchentlich ein
Handball-Spiel live übertrugen. Der Erfolg dieser Sendungen
stieg ebenfalls mit der "Intitialzündung": "Auch wir vom DSF
haben den positiven WM-Effekt deutlich gespürt: Verglichen mit
den Live-Spielen vor der WM konnten wir unsere Reichweiten
mit den Partien nach dem Turnier um rund 30 Prozent auf durchschnittlich
330.000 Zuschauer pro Begegnung steigern. Diesen Schwung wollen wir jetzt in
die neue Saison mitnehmen.", sagt Sven Froberg, seit dem 1. Juli
neuer Chefredakteur des DSF. "Hinter Fußball ist und bleibt
Handball ganz klar die Mannschaftssportart Nummer zwei im
DSF", versichert der 36-jährige Sportjournalist. Aus diesem
Grund habe man auch Stefan Kretzschmar als neuen Fachmann
neben Füchse-Berlin-Coach Bob Hanning, Markus Götz, Uwe
Semrau und Peter Kohl für die Übertragungen verpflichtet.
"Die Qualität unserer Übertragungen wird durch Kretzschmars
Präsenz und seine besondere Nähe zu den Stars enorm
aufgewertet. Wir sind sicher, dass wir den Dienstag in dieser
Spielzeit noch fester als Handball-Heimat im DSF etablieren
werden." Wie gehabt läuft immer dienstags ab 20 Uhr im DSF
das "Spiel der Woche" aus der Bundesliga oder dem DHB-Pokal.
Eurosport überträgt Champions League
Natürlich ist nach der fantastischen letzten Saison nicht nur die
Bundesliga von größtem Interesse für die Fernsehsender. Bis zu
1,2 Millionen Zuschauer waren am 29. April live dabei, als der
THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt im Rückspiel des
Champions-League-Finales aufeinander trafen. Eurosport erreichte
mit der Übertragung einen Marktanteil von über sechs Prozent.
Klar, dass die Freude bei den Eurosport-Verantwortlichen groß
war, einen Vertrag über die Senderechte an der Champions League
über drei Jahre geschlossen zu haben. So wird der paneuropäische
Sender auch 2007/2008 die Partien der Königs-Klasse übertragen:
Im frei empfangbaren Eurosport und beim Pay-TV-Kanal Eurosport 2
werden unter anderem alle Spiele der deutschen Teams zu sehen sein.
RTL steigt bei WM-Übertragung ein
Der Erfolg der Handball-Übertragungen ist auch RTL nicht verborgen
geblieben. Der Kölner Privatsender wird alle deutschen Spiele von
der WM 2009 in Kroatien, für die die DHB-Auswahl als Titelverteidiger
bereits qualifiziert ist, live übertragen. Erstmals wird 2009 also
ein nicht-öffentlich-rechtlicher Sender in solch einem Umfang vom
DHB-Team berichten. Neben den Spielen der DHB-Auswahl wird RTL auch
das Endspiel live übertragen und Highlights von den Spielen ohne
deutsche Beteiligung anbieten. Die Freude bei den Kölnern unterstreicht
einmal mehr den gestiegenen Wert in der Außendarstellung des Handballs:
"Nach den Sonntagsspielen der Fußball-WM präsentieren wir unseren
Zuschauern ein weiteres Sportereignis der Spitzenklasse", kommentierte
RTL-Sportchef Manfred Loppe den Coup, von dem sich die Handball-Verantwortlichen
und auch Vermarkter Sportfive einen weiteren Schub für die Sportart
versprechen. "RTL hat in den vergangenen Jahren bewiesen, Sportarten
im Fernsehen auf ein qualitatives neues Niveau zu stellen", schürt
Robert Müller von Vultejus, Sportfive-Geschäftsführer, die Vorfreude
auf das Engagement der Kölner.
Die Handball-Fans können sich also auf lange Fernsehnachmittage und
-abende einstellen. Der Handball hat seine Nische verlassen und strebt
immer mehr in das Licht der Öffentlichkeit. "Wir haben so viel Handball
wie noch nie im Fernsehen. Das ist ein großer Gewinn für uns", urteilte
nicht nur HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Denn neben den Vereinen
gibt es vor allem einen Sieger, wenn Handball immer auf Sendung ist:
den Fan!
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)