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20.09.2007 Halle / Fans

Kieler Nachrichten: "Konservative" THW-Fans vermissen ihre Hymne

An der neuen Einlaufzeremonie scheiden sich die Geister

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2007:

Kiel - Die Heimsiege des THW Kiel sind geblieben, doch die Einlaufzeremonie hat sich seit Saisonbeginn geändert. Jahrelang stürmten die Handballer zu den Klängen von "Ole, hier kommt der THW" in die Arena, um von den Fans gefeiert zu werden. Heute erklingt "Stand up for the champions", auf der Videowand rennt Maskottchen Hein Daddel durch die Stadt und während die "Zebras" namentlich vorgestellt werden, warten diese noch vor der Tür.
An der neuen Zeremonie scheiden sich die Geister der Fans, die gerade in den ersten Heimspielen gegen Minden und Melsungen wenig Nähe zu dem Neuen entwickelten. "Viele wussten noch gar nicht, was sie machen sollen", weiß Martin Schmidt, Marketingleiter des Rekordmeisters. "Der neue Ablauf ist sicher gewöhnungsbedürftig, deshalb sollten die Fans ihm aber auch Zeit geben. Kommt er bis Weihnachten nicht an, unternehmen wir etwas." Schmidt, der selbst zwölf Jahre für den THW spielte, tüftelte die Zeremonie mit den NDR-Moderatoren Ralf Huber und Marc Fritz sowie der Kieler Eventagentur "Music and More" (M&M) aus, die in der Ostseehalle für die Noten zuständig ist. Ziel, so Schmidt, sei es gewesen, die bislang "sehr geballte Präsentation der Mannschaft" zu entzerren und eine "modernere Version zu finden, ohne eine Revolution auszulösen".

An dem Projekt sollten die Fans mitwirken, doch die Resonanz war dürftig. "Da kam sehr wenig", erinnert sich Schmidt an teilweise absurde Vorschläge. "Ein Wunsch war, dass die Spieler erst durch einen Feuerring springen." Mit dem neuen Song hat auch der 37-Jährige seine Bauchschmerzen. "Der wird sich bald abnutzen." Schön wäre es, so Schmidt, wenn dieses Lied deshalb den gleichen Weg gehen würde, wie sein Vorgänger "Go West", den RSH-Moderator Carsten Köthe bei der Meisterfeier 1994 erst in "Ole, hier kommt der THW" umdichtete und daraus Kult machte.

Kult, den viele Fans vermissen. "Das Konzept musste doch gar nicht verbessert werden", sagt der 60-jährige Kieler Gerhard Laenger, der seit 50 Jahren in der Ostseehalle mitfiebert. Und seine Frau Antje Laenger ergänzt: "Die Namen der Spieler werden jetzt in einem Affentempo vorgelesen, und die Spieler stehen noch draußen." Der 19-jährige Alexander Wähling aus Neumünster findet die klassische Musik gut, wünscht sich allerdings auch "Go West" zurück. Die Schülerinnen Susanne Mikolajczyk (17) und Daniela Schultz (16) aus Neumünster hatten zu der alten Zeremonie "mehr Gänsehaut als jetzt", während die 46-jährige Neu-Kielerin Astrid Tamms das Spektakel auch so "einfach schön" findet.

Alt-Oberbürgermeister Norbert Gansel weiß sie damit nicht auf ihrer Seite. Der Ostseehallen-Dauergast sagt: "Wir Fans sind konservativ. Die Spieler müssen doch bei der Vorstellung auf dem Feld sein. Nur dann macht es Spaß, seine Feuerzeuge und Taschenlampen blinken zu lassen." THW-Kapitän Stefan Lövgren sieht die Sache gelassen: "Für uns Spieler hat sich nicht viel geändert. Wir sind konzentriert und laufen dann in die dunkle Halle. Aber wie das bei Neuerungen so ist: Vielleicht muss man jetzt erst einmal ein paar Monate abwarten."

(von Wolf Paarmann und Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 20.09.2007)


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