29.10.2007 | Fans / Medien |
Das neue "Handball-Magazin". |
Auch zu Beginn der neuen Saison sind die Fahrten zu den Auswärtsspielen wieder ein fester Bestandteil. Und einer der Spaß macht, denn die Laune an Bord ist zumeist feucht-fröhlich, aber nie aggressiv oder angespannt. Selbst dann nicht, wenn mal etwas nicht nach Plan läuft. So wie am Finaltag des Final Four in Hamburg, als das Vehikel der Kieler auf der A7 geraume Zeit im Stau fest saß. Obgleich die Reisenden die Anfangsphase des Endspiels zwischen dem THW und Kronau verpassten, gab es kaum lange Gesichter. "Wir haben uns auch so ganz gut im Bus amüsiert", sagt Frank Henke, der Vorsitzende des Fanklubs.
Mit dem Fanbus verfolgen Henke und seine Mitstreiter ein klares Ziel: "Wir wollen unterhaltsame und vor allem erschwingliche Auswärtsfahrten anbieten." Und teuer ist der Trip in die Ferne nun wirklich nicht: Ganz gleich, wohin es auch geht - ob nach Lemgo, Göppingen oder Großwallstadt - jede Fahrt kostet gerade einmal zehn Euro zuzüglich Eintrittskarte. "Damit ermöglichen wir es vielen Fans, sich uns einmal anzuschließen", sagt Henke mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen. Dafür haben sich die Verantwortlichen des Fanklubs etwas ganz Besonderes ausgedacht. "In unseren Reihen sind sieben Busfahrer der KVG, und es ist unser Glück, dass sie unseren Fanbus unentgeltlich fahren", sagt Henke. Michael Vollstedt und Frank Paugels sind zwei davon. Beide sitzen in kompletter Fanausstattung hinter dem Steuer. "Seit 1978 komme ich regelmäßig in die Ostseehalle und 1981 habe ich mich dem Fanklub Schwarz-Weiß angeschlossen", sagt Paugels. "Man ist hier unter Freunden. Wir sind eine richtig eingeschworene Gemeinschaft, die fest zusammenhält."
Schon seit 1979 sind die Schwarz-Weißen ständiger Begleiter des THW Kiel, und somit einer der ältesten Fanklubs der Handball-Bundesliga. 2004 erweckte Mitgründer Henke den vorübergehend eingeschlafenen Fanklub wieder zum Leben. Heute hat dieser gut 80 Mitglieder und ist, wie Henke betont, "aus der Ostseehalle nicht mehr wegzudenken". Wer mit dem Bus unterwegs ist, kann auch ein Außenstehender sofort erkennen. Das Gefährt ist mit zahlreichen THW-Fahnen und schwarz-weißen Schals dekoriert. Eigens für die Fans wurde eine Radio- und CD-Anlage in dem Bus der KVG installiert, um so bei Klängen von Sommartider und Ole, hier kommt der THW für die richtige Laune bei den Mitfahrenden zu sorgen. Nötig sind solche Stimmungshits eigentlich nicht. "Wir sind stets gut drauf, wenn wir unterwegs sind", sagt Vollstedt.
Die Idee mit einem gewöhnlichen Linienbus auf Reisen zu gehen, wurde einst aus der Not geboren, "da unser damaliger Reisebus irgendwann nicht mehr fahrtüchtig war", sagt Paugels. "Mit der jetzigen Lösung sind wir glücklich, zumal man sich in dem Linienbus gegenübersitzt und es geselliger ist." Ohnehin genießen die beiden Fahrer jede der Fantouren. Vollstedt lenkt normalerweise Linienbusse durch die Kieler Innenstadt: "Da ist ein ganz anderes Fahrerlebnis, als bei den normalen Touren im Stadtverkehr." Weil sowohl Vollstedt als auch Paugels echte THW-Fans sind, wechseln sich beide beim Fahren ab. "Jeder muss einmal fahren und darf auf der nächsten Fahrt mitfeiern", sagt Paugels, der sich durchaus bewusst ist, dass der Fan-Klub etwas besonders auf die Beine gestellt hat. "Ich habe", sagt er lachend, "noch keine auswärtigen Fans mit einem eigenen Linienbus vor der Ostseehalle gesehen."
Für vorbeifahrende Autofahrer dürfte der THW-Bus auf der Autobahn ohnehin ein mitunter merkwürdiges Bild abgeben. So zum Beispiel?an dem Tag jenes bereits beschriebenen Pokalfinals gegen Kronau. Nach dem Triumph in Hamburg hätte kein noch so langer Stau die Feierlaune dämpfen können. "Da ging es bei uns richtig hoch her", sagt Paugels. Mit lauter Musik, kalten Getränken und einer spontaen Polonaise durch den Fanbus. Spätestens da war bewiesen: "Busfahren macht doch Spaß".
(Von Annika Stöllger, aus dem "Handball-Magazin" 10/2007)
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