20.02.2008 | Mannschaft |
Nur manchmal huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Emotionen? Die zeigt der 27-Jährige selten. "Ich bin ein ernster Typ", so Ahlm, der - selbstverständlich - auch mal einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, sich aber beim THW Kiel eher schon zum älteren Eisen zählt. "Stimmungsmacher? Das sind andere im Team."
Ein Moment, der sein Leben - und das von seiner Frau Karin - komplett verändert und umgekrempelt hat, war die Geburt seiner Tochter Ines (1) im November 2006. Ein Moment, bei dem auch ein noch so starker Mann Emotionen zeigt. "Seitdem wir Eltern geworden sind, setzten wir andere Prioritäten", stellt der Schwede klar. Früher sei man abends häufig mit Freunden Essen gegangen oder habe auch mal die Nacht zum Tag gemacht, erinnert er sich. "Wir verzichten aber gerne für unsere Tochter auf diese Dinge", fügt er hinzu und lächelt. Das Leben außerhalb des Handballs habe mit der Zeit - und natürlich der Tochter - an Bedeutung gewonnen. "Man wird deutlich ruhiger!"
Aus zwei Menschen ist eine dreiköpfige Familie geworden, die in Kiel schon fast sesshaft ist. "Zu Beginn meiner Handballkarriere sind wir innerhalb kürzerer Zeit von einer Stadt in die nächste gezogen. Von Kristianstadt ging es nach Göteborg, von dort nach Ystad. 2003 gelang mir dann der Sprung nach Deutschland. Das Auslandsabenteuer begann", erinnert sich der Kreisläufer.
Selbst sagt er über sich, jemand zu sein, dem es leicht falle, seine Koffer zu packen und zu gehen. "Damals haben wir unsere Zelte an der einen Stelle abgebaut und woanders wieder neu angefangen. Nie war es ein Problem, sich an eine andere Stadt zu gewöhnen; ganz im Gegenteil. Meine Frau und ich fanden es toll, nette Menschen kennen zu lernen und eine neue Umgebung und Kultur zu erkunden", blickt Ahlm fast schon nachdenklich zurück. Sie seien mobil - so bringt er es auf den Punkt, doch auch in dieser Hinsicht hat die kleine Ines die Familie verändert. "Ob wir mit ihr auch von einer Stadt zur nächsten reisen würden? Ich weiß es nicht. Diese Frage stellt sich momentan aber auch nicht für uns, denn noch bleiben wir in Kiel."
Hört man dem Chemiestudenten zu, klingt vieles was er sagt, wohl überlegt. Die Vaterrolle, in die er mit der Zeit hineingewachsen ist, nimmt man ihm ab. Erzählt er davon, dass sein liebster Feind zwar seine Haare seien, er aber inzwischen nicht mehr so strikt auf sein Äußeres achte wie früher, dann glaubt man es ihm. "Ich achte mehr auf meine Tochter als auf meine Haare oder mein Lifestyle", sagt er klar und bestimmt. Da ist sie wieder, die zielstrebige und ehrgeizige Art und Weise, die diesen Mann mit zum besten Kreisläufer der Welt gemacht hat.
"Zielstrebig und ehrgeizig wird man nicht, man ist es einfach." Vieles von diesem ehrlichen und strebsamen Charakterzug sei ihm mit in die Wiege gelegt worden, der andere Teil sei Erziehung. So hatte Marcus Ahlm schon in der Schulzeit hohe Ansprüche an seine Leistung, setzte sich das Ziel, schnell die deutsche Sprache zu erlernen und arbeitet strikt daran, sich zu verbessern.
So geradlinig sein sportlicher Weg ist, so wichtig ist auch ihm sein privates Leben weit weg vom Sport. "Manchmal sollte man abschalten und Handball Handball sein lassen", sagt er klar. Und auch wenn dem schwedischen Nationalspieler nicht viel Zeit für sich und seine Familie bleibt, werden Ablenkung vom Sport und Erholung bei ihm ebenso groß geschrieben wie Training und Auswärtsfahrten.
Da ist es auch nicht erstaunlich von ihm zu hören, dass er sein angefangenes Chemiestudium doch ab und zu einmal vermisse und gerne noch seinen Abschluss machen will - das Ziel ist gesetzt, der Ehrgeiz ist da. Marcus Ahlm eben.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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