26.03.2008 | Mannschaft / Interview |
Nikola Karabatic - so kennen ihn seine Fans auf dem Spielfeld. |
Ich habe meiner Verabredung 10 bis 15 Minuten Verspätung eingeräumt. Vorsichtshalber. Bei solchen Terminen rechnet man besser mit Verspätungen. Superstars kommen ja meistens zu spät. Ist normal. Ob das nun Allüren sind oder terminliche Zwänge und Engpässe - das lässt sich nicht immer genau feststellen. Es ist nun mal so. Und ich bin mit einem Superstar verabredet: Nikola Karabatic, derzeit wohl der beste Handballer der Welt, Werbe-Ikone der Marke mit den drei Streifen, Frauenschwarm, ein Modell-Athlet.
Das Buch "In der Hitze des Nordens" erzählt "Geschichte und Geschichten einer Rivalität". |
Es gibt keine Staus an diesem Vormittag auf der A7 zwischen Hamburg und Kiel. Ich komme glatt durch und bin schon viertel nach zwölf am Zielort, dem "Nil" in Kiel - eine Art Szenetreff. Ich bin gern pünktlich. Habe es mal wieder geschafft - stressfrei sogar. Inklusive Parkplatzsuche. Bleibt noch ein Viertelstündchen zum Zeitunglesen und Fragen sortieren. Mindestens. Denn Topacts aus dem Sport sind ja nie pünktlich.
Europameister 2005 |
Ich hatte mich gefragt, wie das Interview wohl verlaufen und was dabei herauskommen würde. Sicher - Karabatic ist der beste Handballer der Welt, hat eine beeindruckende Vita für einen 23jährigen, spricht fünf Sprachen und hat schon fast alles gewonnen, wovon andere Sportler nur träumen. Aber er ist doch noch so jung. Und warum sollte er sich über all die Fragen, die ich habe, schon Gedanken machen. Muss er doch gar nicht. Zumal er in einer Profiwelt lebt, die keine Verschnaufpause übrig lässt und insofern auch keine Gelegenheit, sich großartig selbst zu reflektieren. Oder?
Nikola Karabatic zusammen mit seinem Idol Stefan Lövgren und dem Champions League Pokal. |
Ich durfte (bzw.: musste) in meiner journalistischen Laufbahn schon viele Sportgrößen interviewen und kennen lernen. Es gab so manches Highlight. Viele Stars aber schrumpfen im längeren Gespräch auf Normalgröße. Karabatic wird in diesen zweieinhalb Stunden zum Riesen. Der Mann hat Charisma statt Promi-Attitüde.
Als ich ihn nach seinem Dreamteam frage, fragt er mich, ob er jede Position doppelt besetzen dürfe. Ich vermute Höflichkeit hinter dieser Bitte. Aber als wir im linken Rückraum landen, nennt er seinen Namen nicht. Dafür schwärmt er von seinem Teamkollegen Stefan Lövgren. Er hält eine Laudatio auf den aus seiner Sicht "besten Spieler der Welt", voller Stolz, mit dem schwedischen Kapitän und Spielmacher des THW noch zusammen spielen zu dürfen. Es ist eine Hommage an den Mann, dessen Erbe er in Kiel antreten wird in ein, zwei Jahren. Ein "schweres Erbe", wie Karabatic meint.
Nicht nur Champions League Sieger 2006/2007, sondern auch Topscorer in der Königsklasse. |
Er ist ein moderner Gladiator, aber er hat seinen Verstand nicht am Tor der Arena abgegeben. Er ist 23 Jahre jung - aber ziemlich erwachsen. Meistens jedenfalls. Als er von seinem LEGO-Eiffelturm erzählt und übers ganze Gesicht strahlt, ist er für einen Moment ein Junge. Vor allem aber ist er völlig natürlich, nicht abgehoben. Und wie gut er nach nicht einmal drei Jahren deutsch spricht...
Nikola Karabatic beim Sprungwurf. |
So einer ist wohl der Wunschtraum eines jeden Trainers. Und vieler Frauen. Meine eigene Freundin, sonst nicht verdächtig, auf Promis abzufahren, hatte mitkommen wollen zu diesem Interview. Sie hat es aus Spaß gesagt, aber ich meine, herausgehört zu haben, dass es ihr doch ernst war. Zuletzt hatte sie nach Stefan Lövgren gefragt. Der gefällt ihr auch: "Ein toller Typ." Das hatte mir auch schon zu Denken gegeben. Nun also Karabatic. Verdammt! Ich hatte ihr bei einer Feier unlängst beide auch noch vorgestellt... Sie ist älter als ich, ich bin etwa so alt wie Lövgren - wir beide seien ihr allmählich zu alt, hat sie augenzwinkernd gesagt, Karabatic dagegen sei jung und wild. Und er sehe genauso toll aus wie Lövgren. Dazu gehöre ihm die Zukunft.
Toll... Aber ich verstehe ja, dass dieser Typ sie begeistert - nach diesem Interview erst recht. Sie hat Geschmack.
(von Frank Schneller)
Das Interview erscheint in den Tagen vor dem Final Four - und in Kürze als komplettes Gespräch auch hier auf der Website.
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