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23.04.2008 Mannschaft

Zebra: Nikola Karabatic - Porträt

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Nikola Karabatic
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Stein für Stein setzt Nikola Karabatic geduldig den Pariser Eifelturm zusammen. Erst vor Kurzem erwarb der 24-Jährige dieses Lego-Kunstwerk in einem Spielzeugladen in Hamburg Er konnte einfach nicht widerstehen. "Es kamen regelrecht Kindheitserinnerungen hoch im Spielzeuggeschäft", strahlt der Franzose, der sichtlich seinen Spaß dabei hat, 3.428 einzelne Legoteile zusammen zu bauen.
Nun steht der Miniatur-Eifelturm im Wohnzimmer des gebürtigen Serbokroaten, sorgt für ein bisschen Heimat und "passt da wirklich gut hinein!" Dabei lacht Karabatic - und beurteilt fachmännisch: "Er verleiht dem ganzen Raum eine besondere Note."

Inzwischen fühl sich "Kara", wie ihn seine Fans nennen, in Kiel pudelwohl. Anfangs, "da war es ohne Familie und Freunde nicht ganz leicht an einem fremden Ort mit einer völlig neuen Sprache", gesteht er heute. "Für mich gab es damals aber einfach keine andere Wahl. In Frankreich gibt es keinen vergleichbaren Verein wie den THW Kiel, also war mein Weg klar". Schwer sei es aber trotzdem, dass er seine Familie hauptsächlich in den Sommermonaten sehe, wenn es denn mal ein paar Wochen Urlaub gäbe.

So übermächtig er auf dem Spielfeld auch zu sein scheint, so sehr besinnt er sich aber auch auf seine Wurzeln. Die Familie ist für ihn das Wichtigste und so erstaunt es kaum, dass er neben all dem sportlichen Erfolg die Zeit mit den Eltern Branko und Lala und dem Bruder Luka "als die schönste Zeit im Jahr" beschreibt. Viel habe er seiner Familie zu verdanken, denn sie habe ihn zu dem gemacht, was er heute sei, betont der 24-Jährige immer wieder.

Sein Vater Branko, ehemaliger Handballtorwart Ex-Jugoslawiens, "ist heute noch mein engster Vertrauter und mein 'Trainer'", so der Rückraumspieler. "Ich rede viel und oft mit ihm über Handball, übers Training und über vergangene Spiele."

Schon in der Handballjugend wurde Nikola Karabatic von seinem Vater gecoacht, "in der Schule war er mein Sportlehrer und eben immer nebenbei auch mein Vater", erzählt der 1,96-Meter-Mann. Dass sein Papa auch immer sein großes Vorbild gewesen sei, möchte er ebenso nie vergessen - auch wenn die Situation damals nicht einfach war: "Dein eigener Vater erwartet als Trainer immer mehr von seinem Sohn als von anderen. Und er hat auch mehr verlangt als von anderen." Doch genau das habe ihn weiter gebracht. "Er hat mir sportlich und persönlich Werte vermittelt, und meine Familie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin", fügt Karabatic dankbar und bescheiden hinzu.

Während er das sportliche Talent wohl von seinem Vater geerbt hat, ist seine Mutter Lala für die künstlerische Ader des Sohnes verantwortlich. Kunst ist für Karabatic mehr als nur das Zeichnen von Bildern und Gemälden. "Ich sehe viele Dinge als Kunst oder künstlerisch wertvoll an. Musik, Kinofilme, Bilder, Kleidung - all dies hat für mich mit Kunst zu tun." Selbst male er in seiner wenigen Freizeit zwar auch gerne einmal, "ein wirklich künstlerisches Talent habe ich aber nicht", lacht Karabatic. Zum Entspannen sei Malen eben genau das Richtige. "So gut wie mein jahrelanger Freund Igor Anic kann ich aber nicht zeichnen."

Zurückhaltend und bescheiden ist er eben, "der" Nikola Karabatic. Mit der Mannschaft gewinnt er einen Titel nach dem nächsten, und auch persönlich wird er oft geehrt. Doch all dies ist für ihn nicht wirklich wichtig. "Um es platt auszudrücken, vergesse ich die Titel wieder. Jeder einzelne hat ganz klar seinen Wert für mich und macht mich stolz, doch fangen wir als Mannschaft in jedem Spiel bei null an und keinen interessiert es, ob man einen Pokal gewonnen hat oder ich eine Medaille mehr um den Hals trage." Große Worte, die man dem sympathischen 24-Jährigen aber sofort abnimmt.

Doch bei aller Zurückhaltung und Bescheidenheit strebt Karabatic nach Perfektion. Auf und abseits des Handballfeldes. Schon in der Schule gab der junge Franzose sein Bestes, die anderen zu übertrumpfen. "Sobald es irgendwo Vergleichsmöglichkeiten mit anderen gibt, möchte ich nicht hinten oder im Mittelfeld liegen, sondern weit oben mit dabei sein", sagt Karabatic ehrgeizig. "Alles was ich mache, möchte ich gut machen." Und deshalb weiß der Kieler Ausnhmehandballer auch um seine Vorbildfunktion. Früher, da sei er selbst ein großer Handballfan gewesen und habe sich auf Autogrammjagd begeben: "Ich weiß also, wie es ist, als Fan ein Autogramm von seinem Idol zu bekommen und dafür manchmal lange warten zu müssen", erzählt er aus seiner Vergangenheit. War ein Spieler dabei, der sich nicht um seine Anhänger gekümmert hat und hochnäsig war, "fand ich das nicht gut und habe mir schon damals vorgenommen, dass ich nicht so sein möchte." Professionalität hör eben nicht an der Spielfeldgrenze auf .

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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