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10.06.2008 Medien / Mannschaft

Zwischen Wein und Weinen - zwei Ex-Zebras in La Rioja

Von Dr. Oliver Schulz:

Zwei ehemalige Zebras, Ljubomir Pavlovic und Julio Fis, setzten vor Jahren ihre Karriere unter südlicher Sonne in Spanien fort. Auf Umwegen landeten schließlich beide in Logrono, mitten in der für seine guten Weine bekannten Provinz La Rioja. Zur kommenden Saison sollen sie sich die Königsposition bei Naturhouse La Rioja teilen. Die Voraussetzungen dafür könnten bei den beiden Distanzschützen allerdings kaum unterschiedlicher sein.
Gegen Ende der Saison 2006/07 lieh der damalige Aufsteiger Darien Logrono mit Johan Petersson gar ein weiteres ehemaliges Zebra aus, um dem sofortigen Wiederabstieg zu entgehen. Der frühere Kieler Publikumsliebling hatte die Spielzeit mit Hallby seinerzeit bereits beendet und half kurzerhand aus. Mit Erfolg, denn die Mannschaft entronn dem Abstiegsstrudel und schloss die Spielzeit als Vierzehnter ab.

In der gerade abgelaufenen Saison hatte der Verein unter dem neuen Namen Naturhouse La Rioja mit dem Abstieg etwas weniger Probleme und beendete das Klassement als Elfter. Man ist endgültig in der Liga Asobal angekommen und richtet trotz des Abgangs des torgefährlichen norwegischen Linksaußen Havard Tvedten den Blick weiter nach oben.

Pavlovic: Einer von mehreren spannenden Neuzugängen
Große Hoffnungen der runderneuerten Truppe ruhen dabei auf Neuzugang Ljubomir Pavlovic (28), der nach zwei Jahren im orangefarbenen Dress von Schlusslicht Keymare Almeria in Zukunft für Logrono auflaufen wird.

Pavlovic, wie Nikola Karabatic im serbischen Nis geboren, machte seine ersten handballerischen Schritte vor Ort bei Jugopetrol Zeleznicar. 1997/98 und 1999/00 nahm "Ljuba" mit diesem Klub am Europapokal der Pokalsieger teil, 1998/99 vertrat er ihn im EHF-Pokal. Dann wechselte er innerhalb der serbischen Liga zu RK Sintelon und sammelte dort weitere internationale Erfahrung. Von dort vollzog der Halblinke den Schritt in die Bundesliga. In der Spielzeit 2002/03 verstärkte er den THW Kiel. Nach Intermezzi in Nordhorn, Al Ahly Doha und Schaffhausen schloss sich Pavlovic 2006 Almeria an. Nach einer Saison der Eingewöhnung gehörte er in der gerade abgelaufenen Spielzeit trotz Verletzungen zu den Schlüsselspielern der Andalusier und erzielte 70 Treffer.

Der 2,09 m lange Serbe soll bei Naturhouse La Rioja den abgewanderten jungen Kapitän Pepe Novelle vergessen machen und sich die Königsposition so gut wie möglich mit Julio Fis teilen. Er soll für die einfachen Tore aus der Distanz sorgen, mit denen Logrono bislang hin und wieder so seine Probleme hatte. Mit den beiden Außen Pavel Bashkin (RA, von Gorenje Velenje) und Vukasin Stojanovic (LA, von Bosna Sarajevo) setzt der Verein auf zwei weitere Neuzugänge osteuropäischer Schule. Insgesamt wird sich das Publikum an sechs neue Gesichter im Kader gewöhnen müssen. Genausoviele Spieler verlassen die Weinregion.

Fis: Zum Weinen zumute? - Karriere in Gefahr
Schon kurz nachdem Julio Fis - wie eine Reihe seiner kubanischen Landsleute - die Heimat via Ungarn verliess, wurde er durch seine außergewöhnliche Sprungkraft bekannt. Seit diesem Schritt sind mittlerweile neun Jahre vergangen. Nicht zuletzt diese Sprungkraft bescherte ihm 2002/03 und 2003/04 im Trikot von Valladolid zweimal den Titel des Torschützenkönigs der Liga Asobal, nachdem er erst 240 und dann 271 Saisontore markiert hatte. Zu Beginn der gerade abgelaufenen Spielzeit wurde Fis schließlich von Ciudad Real für zwei Jahre nach Logrono ausgeliehen.

Um seine Sprungwürfe zu beobachten, muss man zur Zeit jedoch Videomaterial aus vergangenen Tagen heranziehen. Denn seit vielen Monaten liegt ein Schatten über der sportlichen Entwicklung des aus Guantanamo stammenden Fis, der längst in Besitz eines spanischen Passes ist. Eine Osteochondritis in beiden Knien verfolgt "el cubano martillo" seit langem im wahrsten Sinne des Wortes auf Schritt und Tritt. Einige Verletzungen im Verlauf der Karriere im Zusammenspiel mit Überbeanspruchung sollen zu einer verschärften Abnutzung der Kniegelenke geführt haben. Wie Vereinsarzt Pedro Terreros vor wenigen Tagen gegenüber "larioja.com" ausführte, lasse das Krankheitsbild keine gute Prognose erhoffen, um die Heilungschancen stehe es schlecht.

Vor allem gegen Ende der abgelaufenen Saison habe er vor Schmerzen nicht spielen können, blickte der Halblinke gegenüber dem Portal auf das leidvollste Jahr seiner Karriere zurück. Zur Zeit scheint gar seine Handballkarriere stark gefährdet zu sein. Fis und der behandelnde Madrider Kniespezialist Pedro Guillen wollen den langwierigen Heilungsverlauf bis Ende Juli im Auge behalten. Sollte sich bis dato keine Besserung einstellen, wolle der 33-jährige über einen Abschied von der Handballbühne nachdenken. Dennoch kann Fis der schwierigen Situation mit einem Lächeln begegnen. Schließlich komme bei jedem früher oder später einmal der Augenblick des Aufhörens, verriet er dem Portal.

Zu diesen gesundheitlichen Problemen gesellten sich in jüngster Zeit auch noch familiäre. Sein Vater sei schwer erkrankt, und Fis könne zwecks eines Besuchs nicht ohne Probleme nach Kuba einreisen, berichtete "larioja.com".

(von Dr. Oliver Schulz)


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