16.12.2008 | Mannschaft |
Herdeiro Lucau. |
Und mal ehrlich - welcher Handballer sagt da schon nein? In Schweden träume jeder Spieler von Kiel, erzählt Lucau. Und deshalb war es für ihn keine Frage, sofort seine Koffer zu packen und sich trotz Flugangst in die Maschine Richtung Deutschland zu setzen, um kurzfristig den Platz seines Freundes Andreas Palicka einzunehmen.
Ein Teil der Mannschaft des THW Kiel zu sein, macht den gebürtigen Angolaner mit schwedischem Pass natürlich stolz. Er habe versucht, jeden Moment im schwarz-weißen Dress zu genießen. "Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass ich jede Chance beim Schopfe packen und nutzen soll. Das habe ich versucht, hier genauso umzusetzen", erzählt der charismatische Mann, während er im Wörterbuch nach den richtigen Formulierungen blättert. Zwei, drei deutsche Wörter habe er in der kurzen Zeit in Kiel gelernt. Ein "ich kann kein Deutsch sprechen" kommt ihm zögerlich, aber mit einem verschmitzten Lächeln über die Lippen. Das Wörterbuch, das in den Tagen in Kiel sein fester Begleiter war, hat seine Jugendmannschaft von Guif Eskilstuna, die er nebenbei trainiert, geschenkt.
Neben der Sprache war für Lucau natürlich vieles Neuland in Kiel: "Einen Vormittag haben wir draußen in strömendem Regen Sprints absolvieren müssen. In Schweden hätte man umdisponiert und sich eine andere Trainingseinheit einfallen lassen", erzählt Lucau von seinen Erfahrungen. Alfred Gislason sei ein sehr guter Trainer und man müsse die zwei Stunden beim Training hochkonzentriert sein, so der leidenschaftliche Fußballfan des FC Arsenal. "Passt man einmal nicht auf, fliegen einem die Bälle um den Kopf", erinnert sich Lucau, der selbst beinahe noch immer nicht glauben kann, dass ihn sein Weg so schnell zu einem der besten Handballvereine Europas führte.
Wie der gesamte Wechsel hat ihn auch die Atmosphäre in der Sparkassen-Arena-Kiel nahezu überwältigt. In Schweden spiele er mit Guif Eskilstuna vor maximal 2000 Anhängern. Als Kapitän Stefan Lövgren dem Schweden nach dem ersten Spiel in der Kabine auf die Schulter fasste und das Signal zum Autogrammeschreiben gab, wusste Lucau jedoch nicht, was ihn vor der Tür erwarten würde. Eine Menschenmasse sei es gewesen, die eine Unterschrift von ihm haben wollte. Für Lucau war Kiel eine Abenteuerreise, für die er sein Wörterbuch nicht einmal benötigt hätte - Handball hat eine eigene Sprache.
(Von Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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