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18.02.2009 Interview

Zebra-Interview mit Henrik Lundström: Henrik Lundströms Reise

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Henrik Lundström.
Klicken Sie für weitere Infos! Henrik Lundström.

Washington, Göteborg, Kiel, Zagreb - kein schlechtes Reiseprogramm. Henrik Lundström denkt nur zu gern an jede Station zurück und erzählt im ZEBRA-Interview von Urlaubsreisen, der Handball-Weltmeisterschaft und seinem Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen und der Börse.
Zebra:
Die Weltmeisterschaft liegt keine drei Wochen zurück - wie können Sie so schnell auf den "Alltag" beim THW Kiel umschalten?
Henrik Lundström:
Das geht recht einfach. Nach so einem großen Turnier haben wir Jungs uns eine Menge zu erzählen, weil wir viel erlebt haben. Aber auf das Spiel im Verein und auf die taktischen Feinheiten hat so eine Pause keine großen Auswirkungen.
Zebra:
Sind Sie zufrieden mit dem Auftreten "Ihrer" Nationalmannschaft?
Henrik Lundström:
Von 24 Mannschaften auf dem siebten Platz zu landen ist ganz okay. Ich selbst konnte leider aufgrund einer Zerrung in der Wade nicht so viel spielen wie erhofft. Ich bin aber zufrieden damit, dass wir mit dieser jungen Truppe, die ein Durchschnittsalter von ungefähr 24 Jahren hat, es so weit geschafft haben. In unserem Team waren drei Debütanten dabei - für die Zukunft haben wir eine tolle Ausgangsposition geschaffen.
Zebra:
Was hatten Sie sich vorgenommen?
Henrik Lundström:
Wir wollten die Vorrunde überstehen und in die Hauptrunde einziehen. Das ist uns gelungen. Nach dem Spiel gegen die Franzosen waren wir enttäuscht, letztlich haben wir da aber auch gegen den späteren Weltmeister verloren.
Zebra:
Wie haben Sie die Stimmung in Kroatien empfunden?
Henrik Lundström:
Wir haben zusammen mit Kroatien in einer Gruppe gespielt. Unsere Spiele wurden um 18.30 Uhr angepfiffen, deren Spiel dann zwei Stunden später. In der letzten Viertelstunde unserer Partie strömten die kroatischen Fans nur so auf die Ränge und haben eine tolle Stimmung gemacht. Es war schon ein tolles Erlebnis. Nach unserer Partie sind wir auch immer noch ein wenig sitzen geblieben und haben das zweite Spiel des Tages zur Hälfte gesehen.
Zebra:
Lässt man sich als Spieler von der Atmosphäre anstecken?
Henrik Lundström:
Es macht Spaß vor so einer Kulisse zu spielen, ganz klar. Aus Kiel sind wir aber eine ähnliche Stimmung gewöhnt! In Kroatien sind die Anhänger zum Teil nur noch fanatischer, ein bisschen sind sie zu vergleichen mit Fußballfans.
Zebra:
Und die nationalistischen Vorkommnisse?
Henrik Lundström:
Wir alle haben mitbekommen, wie es Spannungen zwischen der serbischen Nationalmannschaft und den kroatischen Fans gab. Wir Schweden waren allerdings in einer anderen Stadt untergebracht. Die unschönen Szenen hatten, wie wir alle wissen, jedoch politische Gründe und nichts mit dem Sport zu tun. Schade, dass es zu solchen Szenen gekommen ist.
Zebra:
Wie war das Medienecho in der Heimat auf Ihre WM-Spiele?
Henrik Lundström:
Ein großer schwedischer Fernsehsender zeigt besonders zu Europameisterschafts- und Weltmeisterschaftszeiten viel Handball. Bei diesen Events schauen viele Schweden unseren Sport - natürlich haben wir auch in Kroatien über schwedisches Fernsehen im Internet und viele Zeitungen im Netz einen Teil der Euphorie in der Heimat gespürt.
Zebra:
Fühlten Sie Druck aus der Heimat?
Henrik Lundström:
Natürlich ist so etwas abhängig davon, wie unsere Spiele verlaufen. Ich habe jedoch damit überhaupt kein Problem und lasse mich von Zeitungsartikeln und Fernsehberichten nicht verunsichern oder beeinflussen.
Zebra:
Welche Ziele nehmen Sie nun mit den "Tre Kronor" in Angriff?
Henrik Lundström:
Bei uns stehen Spiele für die Qualifikation zur Europameisterschaft an. Nach drei Spielen und drei Siegen haben wir bis jetzt eine gute Ausgangsposition. Wenn wir nun noch im März gewinnen, sind wir so gut wie dabei. Unser großes Ziel ist aber natürlich ein gutes Abschneiden bei der WM 2011 in Schweden. Schon heute wird viel über dieses Event in meiner Heimat gesprochen.
Zebra:
Hatten Sie trotz der WM immer ein Auge auf die Ereignisse in Kiel?
Henrik Lundström:
Spurlos an uns vorbei gezogen ist das nicht. Auch im Ausland bekommt man mit, was in Kiel in der Presse steht. Ich teile mir bei der Nationalmannschaft das Zimmer mit Kim Andersson, und wir haben schon einen Blick auf die THW-Homepage geworfen.
Zebra:
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird?
Henrik Lundström:
Vielleicht. Ich sehe es ein wenig gelassen, weil ich selbst nicht viel machen kann. Wir spielen inzwischen vier bis fünf Jahre so zusammen, doch im Profisport ist es so, dass mal einer geht und ein neuer Spieler hinzukommt.
Zebra:
Sie stehen trotz guter Leistungen selten im Fokus der Medien. Stört Sie das?
Henrik Lundström:
Das ist völlig in Ordnung für mich. Ich habe kein Problem damit, wenn über mich berichtet wird, jedoch auch nicht, wenn ich nicht so oft erwähnt werde. Im Mittelpunkt stand ich noch nie, ich habe nur etwas gegen falsche Berichterstattung.
Zebra:
Neben dem Handball gehört das Golfen zu Ihren großen Leidenschaften ...
Henrik Lundström:
... nur finde ich dafür momentan so gar keine Zeit. Im letzten Sommer hatte ich einmal die Möglichkeit, in Schweden Golf zu spielen. Das ist wahrlich nicht viel, und das Schlimme ist ja, dass man mit der Zeit aus der Übung kommt. Vielleicht nehme ich aber bald einmal meinen ältesten Sohn Colin mit auf die Driving Range.
Zebra:
Missfällt Ihnen an Ihrem Beruf, dass wenig Zeit für die Familie bleibt?
Henrik Lundström:
Natürlich würde man liebend gern mehr Zeit mit der Familie oder den Hobbys verbringen. Doch nirgendwo anders kann man auf diesem Niveau Handball spielen und erreicht so viel wie beim THW Kiel. Da sollte man nicht traurig sein, sondern es schätzen, einen Traum leben zu dürfen.
Zebra:
Ihr großer Traum ist es auch, ein zweites Mal nach New York zu reisen ...
Henrik Lundström:
Es ist noch gar nicht so lange her, da war ich fast "um die Ecke". Im vergangenen Sommer waren wir mit der gesamten Familie in Washington und haben meine dort lebende Schwester besucht. Viel Zeit für Sightseeing oder sonstige Dinge blieb uns aber nicht. Und nach New York haben wir es leider auch nicht geschafft.
Zebra:
Was fasziniert Sie an dieser Metropole?
Henrik Lundström:
Bei meinem ersten Besuch habe ich New York einfach als eine der schönsten Städte kennen und lieben gelernt. Inzwischen bin ich älter geworden, und auch die Stadt hat sich verändert. Meine Erinnerungen sind ein wenig verwischt, so dass ich unbedingt nach der sportlichen Karriere noch einmal nach New York fliegen werde. Vorher bleibt wohl wenig Zeit. Die Wochen, die wir frei haben, verbringen ich mit meiner Frau und meinen Kindern meist in unserer Heimat in Göteborg.
Zebra:
Was interessiert Sie am Reisen?
Henrik Lundström:
Es ist spannend, neue Menschen kennen zu lernen und sich mit anderen Kulturen vertraut zu machen. Deutschland und Schweden sind sich von der Mentalität her sehr ähnlich, so dass es hier wenig Unterschiede gibt. Reist man weiter gen Süden, sieht es schon anders aus und man trifft auf einen ganz anderen, interessanten Typ Mensch. Das ist faszinierend.
Zebra:
Gleichzeitig interessieren Sie sich aber auch für Zahlen ...
Henrik Lundström:
Ja, seit den letzten Jahren meiner Schullaufbahn interessiere ich mich für Wirtschaft. Ich lese viele schwedische Wirtschaftszeitungen und bin in dieser Hinsicht immer up to date. Ab und zu riskiere ich auch ein Blick an die Börse. Ich kenne mich nicht wirklich gut aus, es fasziniert mich jedoch, wie dieser Mechanismus funktioniert. Manchmal gebe ich einem Mitspieler auch einen Tipp, auf was er setzen soll. Ob das gut geht, weiß man nur nie ...
Zebra:
Sehen Sie ihre berufliche Zukunft in der Wirtschaft?
Henrik Lundström:
Ich kann mir durchaus vorstellen, dieses Interesse in meine berufliche Zukunft nach der sportlichen Karriere miteinzubauen. In letzter Zeit mache ich mir auch mehr Gedanken über die Zeit nach dem Handball: Je älter man wird, desto mehr denkt man über später nach. Ich habe viele Ideen, richtig feststehen tut aber noch lange nichts.
Zebra:
Zurück in die Gegenwart. Ihre Ziele mit dem THW?
Henrik Lundström:
Wir wollen gewinnen, was möglich ist - und das ist ja schon eine ganze Menge. In der Bundesliga könnten wir am Ende ganz oben stehen, der Gewinn der Champions League wäre ein Traum, und auch im Pokal sind wir noch dabei. Also sind die Ziele klar gesteckt, auch wenn es schwer wird, erneut ein Triple zu gewinnen.
(Das Gespräch führte Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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