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09.09.2009 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Düsseldorf protestiert, HBL in der Klemme

Manager Frank Flatten kritisiert Lizenzvergabe im Fall Gummersbach

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.09.2009:

Köln - Er polarisiert, das weiß Frank Flatten. "Wir spalten mit unserem Vorstoß die ganze Handball-Liga", sagt der Manager des HSG Düsseldorf. Er erntete Kopfschütteln, als er nach der 18:31-Niederlage seines Clubs beim VfL Gummersbach einen Protest gegen die Wertung des Spiels ankündigte - weil Berichte existieren, wonach der VfL vor der Insolvenz stehe. Der Protest hat wenig Aussicht auf Erfolg. "Sollte ein Club mit Spielergehältern im Rückstand sein, dann heißt das nicht, dass dadurch die Spielberechtigung verloren geht", erläutert Frank Bohmann, Geschäftsführer der deutschen Handball-Bundesliga (HBL). Die Lizenz ist zunächst nicht gefährdet.
Auf der anderen Seite hat Flatten auch Zuspruch bekommen. Die jüngere Geschichte der HSG gebe ihm Recht, meinen viele. "Wir waren schon zweimal die Leidtragenden von Lizenzverstößen", sagt Flatten. Vor gut 15 Monaten verloren sie die Aufstiegsspiele zur 1. Bundesliga knapp gegen TuSEM Essen, das kurz darauf Insolvenz anmelden und zwangsabsteigen musste. Niemals, so Flatten, hätte Essen die Lizenz bekommen dürfen. Und vor zwei Jahren verlor Düsseldorf das Pokalviertelfinale gegen die HSG Nordhorn, von der damals jeder Interessierte wusste, dass sie die Gehälter nicht zahlen konnte. Rund 150 000 Euro Antrittsprämie gingen Düsseldorf wegen des verpassten Final-Four-Turniers in Hamburg durch die Lappen - viel Geld für Düsseldorf, das zu den Kleinen der Branche zählt. Nun wolle die HSG wenigstens ein Zeichen setzen. "Zweimal haben wir nichts gemacht - und in beiden Fällen waren wir nachher die Dummen", sagt Flatten.

Die Lage in Gummersbach macht der Protest, der in den nächsten Tagen verhandelt wird, "nicht einfacher", beklagt Francois-Xavier Houlet. "Klar haben wir finanzielle Schwierigkeiten, sonst hätten wir unseren Spielern im August ja nicht die Gehaltskürzungen angeboten", bekennt der VfL-Geschäftsführer. "Wir haben auch Liquiditätsprobleme." Aber all das resultiere aus der aktuellen Finanzkrise. "Wir haben weniger Einnahmen als in unserem Etat vorgesehen", erklärt Houlet. Ausstehende Forderungen in Höhe von 500 000 Euro fehlten dem Club. Einige Sponsoren zahlten derzeit nicht. Oder nur "peu a peu", sagt Houlet.

Die Lage ist bedrohlich. Mit Rückraum-Linkshänder Zarko Markovic kehrte ein Profi bereits vor seinem VfL-Einsatz in seine montenegrinische Heimat zurück. Und der Club hat offenbar noch nicht die Juli- und August-Gehälter ausgezahlt - zunächst wolle man die Gehaltsfrage lösen, heißt es. Zu diesem Thema hält sich Houlet bedeckt. "Dazu sage ich lieber nichts, sonst würde ich dem Protest von Flatten helfen", so der VfL-Geschäftsführer. Nur drei Spieler hätten bislang der Gehaltskürzung um 20 Prozent nicht zugestimmt, sagt Houlet, bis "nächste Woche" will er das geklärt haben. "Wir kämpfen", sagt er.

Der Fall Gummersbach wirft altbekannte Fragen auf: Wie kann es sein, dass ein Club seine Profis schon im ersten Monat des Lizenzzeitraumes nicht zahlen kann und dennoch nicht von der Liga sanktioniert wird? Selbst die Neuerung für diese Spielzeit, dass die Vereine jedes Quartal ihre Finanzströme nachweisen müssen, scheint nicht zu greifen: Für das laufende Quartal bis Ende September muss der VfL sich bei der Liga erst am 15. November rechtfertigen.

(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 09.09.2009)


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