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Die Handball-Woche.
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Von Björn Pazen, aus der "Handball-Woche" 13/2010:
Den Pokal wird er in dieser Saison nicht gewinnen, aber in
der Liga und der Champions League haben
Kim Andersson
und der THW Kiel noch beste Titelchancen. Der Schwede (27) spricht
in der Auszeit mit HW-Mitarbeiter Björn Pazen nicht nur über die
Situation und die Aussichten bei den Zebras, sondern redet auch Klartext
über die Meldung, dass er seine Nationalmannschafts-Karriere bald beenden würde.
- "Handball-Woche"
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In den vergangenen Wochen gab es einige schwankende
Leistungen beim THW - wie erklären Sie sich das?
- Kim Andersson:
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Die Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt, da muss man
in jedem Spiel 100 Prozent geben, um zu gewinnen, und auch
ein bisschen Glück haben. Das gilt für uns genauso wie für
unsere Konkurrenten. Um ein Haar hätte Lemgo in Hamburg
gepunktet. Aber jedes gute Team hat irgendwann einmal eine
Schwächephase. Also müssen wir jetzt zeigen, was wirklich
in uns steckt.
- "Handball-Woche"
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Ist es eigentlich schwer, fast immer als Favorit in die Spiele zu gehen?
- Kim Andersson:
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Es ist ein sehr angenehmes Problem. Es zeigt, dass wir als
Team sehr stark sind, die Leute erwarten einfach den Erfolg
von uns, sowohl national als auch in der Champions League.
Aber gerade in der Bundesliga ist es deutlich enger geworden,
im Vorjahr sind wir mit einem Riesenvorsprung Meister geworden,
das ist jetzt nicht mehr der Fall. Auch in der Champions League
ist ab dem Achtelfinale alles möglich, schließlich sind nun nur
noch die besten Teams Europas am Start.
- "Handball-Woche"
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Wie sind Sie mit dem bisherigen Abschneiden in der Champions League zufrieden?
- Kim Andersson:
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Wir hatten natürlich Glück, dass wir noch Gruppenerster wurden,
weil Barcelona in Kolding einen Punkt ließ. Das macht für den
weiteren Verlauf der CL natürlich einiges aus. Unser Motto: es
sind noch vier Spiele bis zum Final4 in Köln.
- "Handball-Woche"
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In der Champions League könnten Sie im Viertelfinale auf den HSV
treffen, am 22. Mai steht das große Gipfeltreffen in der Bundesliga
an. Machen Sie sich darüber schon Gedanken?
- Kim Andersson:
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Wenn es nach mir geht, können wir auch noch dreimal auf Hamburg
treffen, aber das ist noch weit weg. In einem entscheidenden
Champions-League-Spiel auf Hamburg zu treffen, ist doch eine
angenehme Aufgabe. Aber vor dem Gipfeltreffen in der Bundesliga
gibt es noch viele Mannschaften, die uns und dem HSV ein Bein
stellen wollen.
- "Handball-Woche"
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Welchen Titel gewinnt Kiel in dieser Saison?
- Kim Andersson:
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Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gerne noch einmal die
Champions League gewinnen. Die deutsche Meisterschaft hatte ich schon
viermal in Folge, aber die CL-Trophäe hatten wir erst einmal. Das
ist eine Sache, die nicht jeder Spieler gewinnen kann, einfach etwas
Besonderes.
- "Handball-Woche"
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Sie haben die Königsklasse bereits 2007 gewonnen - welche Rolle spielt
in diesem Zusammenhang die Premiere des Final4 in Köln?
- Kim Andersson:
-
Das ist etwas absolut Positives. Wenn wir es bis Köln schaffen, wäre
es klasse für unsere Fans, sie müssten nicht so weit reisen. Wir fühlen
uns zudem wohl in großen Arenen, und die Lanxess-Arena ist etwas Besonderes.
- "Handball-Woche"
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Welche vier Teams treffen in Köln aufeinander?
- Kim Andersson:
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Ciudad Real, Kiel, Montpellier und dann entweder Barcelona oder Hamburg
sind meine Tipps, aber: Es kann so viel passieren, ein schlechter Tag in
einem K.o.-Spiel reicht, um auszuscheiden. Also müssen alle Teams aufpassen.
- "Handball-Woche"
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Sie haben bekannt gegeben, dass Sie ihre Nationalmannschafts-Karriere
nach der WM 2011 im eigenen Land beenden. Was sind die Gründe dafür?
- Kim Andersson:
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Da würde eine Mücke zum Elefanten gemacht, die Geschichte ist zu groß
geworden. Ich habe lediglich gesagt, dass ich auf jeden Fall bis 2011,
also der WM in meiner schwedischen Heimat, fürs Nationalteam zur
Verfügung stehen werde. Bis 2012 will und kann ich derzeit noch nicht
schauen, wobei natürlich die Teilnahmen an den Olympischen Spielen
wieder ein ganz anderer Anreiz wären. Das hängt aber alles von meinem
Körper ab. 2011 wäre ein gutes Datum gewesen, dann würde ich zehn
Jahre im Nationalteam spielen, aber, wie gesagt: Noch ist nichts
Weiteres entschieden, es hängt von meinem Körper ab.
- "Handball-Woche"
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Zwischenzeitlich hatte es immer mal wieder Gerüchte gegeben, Sie
wollten Kiel verlassen. Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Vertrag
beim THW bis 2013 zu verlängern?
- Kim Andersson:
-
Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl in Kiel. Ein entscheidender
Vorteil ist, dass ich nur 500 Kilometer weg von zu Hause bin. Es geht
nicht immer ums Geld, es sind auch andere Faktoren wichtig. Außerdem
spiele ich für den besten Club der Welt. Das sind alles genügend Gründe,
um hier zu bleiben. Vielleicht wird Kiel mein einziger Profiverein in
meinem ganzen Leben blieben.
- "Handball-Woche"
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Die WM 2011 wurde schon angesprochen. Wird Schweden im kommenden
Jahr Weltmeister im eigenen Land?
- Kim Andersson:
-
Das hoffe ich, weiß aber auch, dass das eine ganz, ganz schwere Sache
wird, dass das Ziel sehr hoch ist. Aber bei Heim-Veranstaltungen ist
alles möglich, das haben die Schweden mit dem EM-Titel 2002 gezeigt,
später Franzosen oder Deutsche. Es kann also viel passieren.
(von Björn Pazen, aus der "Handball-Woche" 13/2010)