THW-Logo
05.04.2010 Presse / Mannschaft

"Handball-Woche": "Jedes gute Team schwächelt irgendwann"

HW-Auszeit mit Kiels schwedischem Linkshänder Kim Andersson

Die Handball-Woche.
Klicken Sie für weitere Infos! Die Handball-Woche.
Von Björn Pazen, aus der "Handball-Woche" 13/2010:

Den Pokal wird er in dieser Saison nicht gewinnen, aber in der Liga und der Champions League haben Kim Andersson und der THW Kiel noch beste Titelchancen. Der Schwede (27) spricht in der Auszeit mit HW-Mitarbeiter Björn Pazen nicht nur über die Situation und die Aussichten bei den Zebras, sondern redet auch Klartext über die Meldung, dass er seine Nationalmannschafts-Karriere bald beenden würde.
"Handball-Woche"
In den vergangenen Wochen gab es einige schwankende Leistungen beim THW - wie erklären Sie sich das?
Kim Andersson:
Die Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt, da muss man in jedem Spiel 100 Prozent geben, um zu gewinnen, und auch ein bisschen Glück haben. Das gilt für uns genauso wie für unsere Konkurrenten. Um ein Haar hätte Lemgo in Hamburg gepunktet. Aber jedes gute Team hat irgendwann einmal eine Schwächephase. Also müssen wir jetzt zeigen, was wirklich in uns steckt.
"Handball-Woche"
Ist es eigentlich schwer, fast immer als Favorit in die Spiele zu gehen?
Kim Andersson:
Es ist ein sehr angenehmes Problem. Es zeigt, dass wir als Team sehr stark sind, die Leute erwarten einfach den Erfolg von uns, sowohl national als auch in der Champions League. Aber gerade in der Bundesliga ist es deutlich enger geworden, im Vorjahr sind wir mit einem Riesenvorsprung Meister geworden, das ist jetzt nicht mehr der Fall. Auch in der Champions League ist ab dem Achtelfinale alles möglich, schließlich sind nun nur noch die besten Teams Europas am Start.
"Handball-Woche"
Wie sind Sie mit dem bisherigen Abschneiden in der Champions League zufrieden?
Kim Andersson:
Wir hatten natürlich Glück, dass wir noch Gruppenerster wurden, weil Barcelona in Kolding einen Punkt ließ. Das macht für den weiteren Verlauf der CL natürlich einiges aus. Unser Motto: es sind noch vier Spiele bis zum Final4 in Köln.
"Handball-Woche"
In der Champions League könnten Sie im Viertelfinale auf den HSV treffen, am 22. Mai steht das große Gipfeltreffen in der Bundesliga an. Machen Sie sich darüber schon Gedanken?
Kim Andersson:
Wenn es nach mir geht, können wir auch noch dreimal auf Hamburg treffen, aber das ist noch weit weg. In einem entscheidenden Champions-League-Spiel auf Hamburg zu treffen, ist doch eine angenehme Aufgabe. Aber vor dem Gipfeltreffen in der Bundesliga gibt es noch viele Mannschaften, die uns und dem HSV ein Bein stellen wollen.
"Handball-Woche"
Welchen Titel gewinnt Kiel in dieser Saison?
Kim Andersson:
Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gerne noch einmal die Champions League gewinnen. Die deutsche Meisterschaft hatte ich schon viermal in Folge, aber die CL-Trophäe hatten wir erst einmal. Das ist eine Sache, die nicht jeder Spieler gewinnen kann, einfach etwas Besonderes.
"Handball-Woche"
Sie haben die Königsklasse bereits 2007 gewonnen - welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Premiere des Final4 in Köln?
Kim Andersson:
Das ist etwas absolut Positives. Wenn wir es bis Köln schaffen, wäre es klasse für unsere Fans, sie müssten nicht so weit reisen. Wir fühlen uns zudem wohl in großen Arenen, und die Lanxess-Arena ist etwas Besonderes.
"Handball-Woche"
Welche vier Teams treffen in Köln aufeinander?
Kim Andersson:
Ciudad Real, Kiel, Montpellier und dann entweder Barcelona oder Hamburg sind meine Tipps, aber: Es kann so viel passieren, ein schlechter Tag in einem K.o.-Spiel reicht, um auszuscheiden. Also müssen alle Teams aufpassen.
"Handball-Woche"
Sie haben bekannt gegeben, dass Sie ihre Nationalmannschafts-Karriere nach der WM 2011 im eigenen Land beenden. Was sind die Gründe dafür?
Kim Andersson:
Da würde eine Mücke zum Elefanten gemacht, die Geschichte ist zu groß geworden. Ich habe lediglich gesagt, dass ich auf jeden Fall bis 2011, also der WM in meiner schwedischen Heimat, fürs Nationalteam zur Verfügung stehen werde. Bis 2012 will und kann ich derzeit noch nicht schauen, wobei natürlich die Teilnahmen an den Olympischen Spielen wieder ein ganz anderer Anreiz wären. Das hängt aber alles von meinem Körper ab. 2011 wäre ein gutes Datum gewesen, dann würde ich zehn Jahre im Nationalteam spielen, aber, wie gesagt: Noch ist nichts Weiteres entschieden, es hängt von meinem Körper ab.
"Handball-Woche"
Zwischenzeitlich hatte es immer mal wieder Gerüchte gegeben, Sie wollten Kiel verlassen. Was hat Sie dazu bewogen, Ihren Vertrag beim THW bis 2013 zu verlängern?
Kim Andersson:
Meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl in Kiel. Ein entscheidender Vorteil ist, dass ich nur 500 Kilometer weg von zu Hause bin. Es geht nicht immer ums Geld, es sind auch andere Faktoren wichtig. Außerdem spiele ich für den besten Club der Welt. Das sind alles genügend Gründe, um hier zu bleiben. Vielleicht wird Kiel mein einziger Profiverein in meinem ganzen Leben blieben.
"Handball-Woche"
Die WM 2011 wurde schon angesprochen. Wird Schweden im kommenden Jahr Weltmeister im eigenen Land?
Kim Andersson:
Das hoffe ich, weiß aber auch, dass das eine ganz, ganz schwere Sache wird, dass das Ziel sehr hoch ist. Aber bei Heim-Veranstaltungen ist alles möglich, das haben die Schweden mit dem EM-Titel 2002 gezeigt, später Franzosen oder Deutsche. Es kann also viel passieren.
(von Björn Pazen, aus der "Handball-Woche" 13/2010)


(05.04.2010) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite