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05.05.2010 Mannschaft

ZEBRA: Thierry Omeyer: Hungrig auf Titel

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports:

Thierry Omeyer: "Ich habe viel Spaß dabei, Handball zu spielen."
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Thierry Omeyer gehört zu den höchstdekorierten Spielern der Welt: Es gibt keinen Titel, den er noch nicht errungen hätte. In dieser ZEBRA-Ausgabe erzählt der Franzose, warum sein Verlangen nach Titeln trotzdem noch lange nicht beendet ist.
Weltmeister, Europameister, Olympiasieger, Gewinner der Champions League, Deutscher und Französischer Meister sowie Pokalsieger - die Liste der bis dato von Thierry Omeyer errungenen Titel ist lang. Der Torwart, der seit 2006 das Trikot des Rekordmeisters THW Kiel trägt, hat alles gewonnen, was es für Handballer mit hren Mannschaften national und international zu gewinnen gibt. Im vergangenen Jahr kam dann allerdings noch ein Titel dazu, den der 33-Jährige nicht mit seinen Kollegen aus dem Verein oder der Nationalmannschaft teilen muss, ein Titel also, der Omeyer ganz allein gehört: "Titi", wie ihn seine Fans und Freunde rufen, wurde von den Lesern des "World Handball Magazine" zum Welthandballer des Jahres 2008 gewählt. Eine Ehre, die vor ihm mit Ex-Zebra Henning Fritz und Arpad Sterbik, dem Torhüter des spanischen Spitzenclubs Ciudas Real, nur noch zwei anderen Keepern zuteil wurde. Die Frage, warum bei dieser Ehrung meistens die Feldspieler die Nase vorne haben, kann Omeyer schnell beantworten. "Wenn man Auszeichnungen vergibt, schaut man häufig darauf, wie viele Tore ein Spieler gemacht hat. Bei Torhütern bemerkt man häufig nicht sofort die Leistungen, die sie bringen." Doch zeigt der Trend der vergangenen Jahre, dass auch die Paraden-Quote immer mehr in den Fokus der Betrachtung rückt - die drei Torhüter-Auszeichnungen liegen alle innerhalb der letzten sechs Jahre, eine Entwicklung, die ganz im Sinne Omeyers sein dürfte.

Seine steile Karriere begann im Jahr 2000 mit dem Wechsel zum französischen Spitzenclub Montpellier HB. Dort errang er in der ersten Saison gleich mit dem französischen Pokalsieg den ersten Titel, dem im Laufe der Jahre noch zahllose folgen sollten. Mit den Mittelmeerstädtern wurde er insgesamt fünfmal französischer Meister, ebenso oft Pokalsieger, und, der wohl größte Erfolg mit den Franzosen, Champions-League-Sieger. Seit vier Jahren ist der 1,91 Meter große Omeyer nun Schlussmann des THW Kiel und konnte sich auch hier bisher in jedem Jahr etwas für den privaten Trophäenschrank erarbeiten. Unter anderem kamen noch drei Deutsche Meisterschaften, drei Pokalsiege und ein Champions League-Sieg zur Erfolgsliste hinzu, die für ihn jedoch noch lange nicht komplettiert ist. "Ich hoffe, dass wir mit dem THW in dieser Saison noch zwei Titel gewinnen werden. Wir werden dafür kämpfen." Auf eine Reihenfolge der beliebtesten Titel möchte sich "Titi" eigentlich nicht festegen. "Alle Erfolge sind schön." Aber wenn er vor die Entscheidung gestellt würde, sich einen Titel aussuchen zu können, würde er sich für den Champions-League-Pokal entscheiden. "Das ist mir ein großes Bedürfnis. In den vergangenen zwei Jahren haben wir da immer so knapp verloren."

Während sich Omeyer also auf neue Glanztaten mit dem THW Kiel konzentriert, läuft es für den gebürtigen Mülhauser auch bei der Nationalmannschaft rund in Sachen Titel-Hamsterei Immer wieder bekommt die Erfolgsgeschichte Thierry Omeyers Stoff für neue Kapitel. Vor elf Jahren wurde er das erste Mal in die Equipe tricolore berufen und gehört seitdem zum festen Inventar der Franzosen. Auch hier stand Omeyer schon oft auf der obersten Stufe des Treppchens, vor allem in den vergangenen fünf Jahren kam man bei der Titelvergabe nicht an dem mit Stars gespickten Team der Blau-Weiß-Roten vorbei. Doch ist auch hier der Hunger nach Titeln trotz der Medaillen- und Pokaldichte in der heimischen Vitrine noch längst nicht gestillt. "Ich habe schon alle Titel gewonnen, aber ich möchte noch mehr Titel gewinnen. Ich war schon zweimal Europameister, zweimal Weltmeister und 'nur' einmal Olympiasieger. Olympia ist das Größte, was man gewinnen kann, das würde ich gerne noch ein weiteres Mal erleben."

Trotz aller Titel und Auszeichnungen gehören natürlich auch nicht so gute Spiele zum Alltag eines Handballers. Über die ärgert sich der ehrgeizige Omeyer besonders, vor allem die knappen Niederlagen in den vergangenen Finalspielen der Champions League setzten ihm zu. "Das bleibt natürlich im Kopf, aber ich schaue nur nach vorne. Aus Niederlagen lernt man auch etwas dazu." Grund zum Ärgern hatte Omeyer in den vergangenen Wochen glücklicherweise noch nicht allzu oft. Die Meisterschaft ist zum Greifen nah, auch wenn es so scheint, als würde es auf den letzten Metern zu einem spannenden und engen Endspurt mit dem HSV Hamburg um die beliebte Schale kommen - Thierry Omeyer dürfte das gefallen, sind es doch genau diese Spiele, die ganz nach dem Geschmack des Kieler Schlussmanns sind. "Ich bin hungrig auf Erfolg", verspricht er den Hamburgern einen heißen Tanz in den kommenen Wochen.

Kurz nachgefragt
Thierry Omeyer spricht im ZEBRA-Interview über seine Auszeichnung zum Welthandballer sowie Vergleiche mit anderen Kollegen und gibt zu, dass er auch manchmal freiwillig verliert.

ZEBRA:
Sie sind im vergangenen Jahr zum Welthandballer gewählt worden. Was bedeutet Ihnen das?
Thierry Omeyer:
Es ist natürlich eine große Ehre, eine solche Auszeichnung zu bekommen, vor allem, wenn man Torwart ist. Das zeigt auch, wie wichtig ein Torwart für eine Mannschaft ist.
ZEBRA:
Wo liegt der Unterschied zwischen Ihnen und anderen Torhütern?
Thierry Omeyer:
Ich glaube, dass jeder Torwart seine eigene Technik hat. Ich probiere immer, mich zu verbessern und schaue auch auf die anderen Torleute. Ich habe nie nach der alten jugoslawischen oder schwedischen Schule gelernt. Ich wollte meinen eigenen Stil haben, und das mache ich jetzt auch. Ich übernehme von allem ein bisschen.
ZEBRA:
Hatten Sie früher Vorbilder?
Thierry Omeyer:
Als ich jung war, waren da Spieler wie Mirko Basic oder die ehemaligen französischen National-Torhüter Christian Gaudin oder Bruno Martini, die gut gespielt haben. Ich wollte von allen ein bisschen abschauen.
ZEBRA:
Juckt es Sie nicht manchmal in den Fingern, mehr ins Spiel einzugreifen?
Thierry Omeyer:
Ich bin Torwart und weiß, dass ich kein Tor machen kann. Ich habe viel Spaß daran, lange Pässe zu spielen und die Spieler, die schnell vorne sind, damit zu bedienen. Als erster Angreifer bin ich dafür verantwortlich, den Ball schnell nach vorne zu spielen.
ZEBRA:
Sie gelten als sehr ehrgeizig. Gibt es trotzdem noch Spiele, vor denen Sie sich besonders motivieren müssen?
Thierry Omeyer:
Die Motivation ist bei mir immer da. Ich habe viel Spaß dabei, Handball zu spielen. Aber ich mag besonders die Spiele, bei denen es sprichwörtlich um die Wurst geht, wie die Endspiele in der Champions League oder die Meisterschaftsfinals mit der Nationalmannschaft. Das sind Spiele, bei denen du an einem Tag auf dem Punkt gut sein musst. Das sind Spiele mit viel Druck, die gefallen mir am Besten.
ZEBRA:
Werden Sie auch vom Ehrgeiz gepackt, wenn Sie mit Ihrer Tochter Manon "Mensch ärgere dich nicht" spielen?
Thierry Omeyer:
Ich mag es eigentlich nie, zu verlieren. Aber wenn ich mit meiner Tochter spiele, muss ich sie auch mal gewinnen lassen. Das ist das einzige Mal, bei dem ich nach einer Niederlage nicht unzufrieden bin.
ZEBRA:
Es heißt immer, Torhüter seien "anders" als die Feldspieler...
Thierry Omeyer:
Torhüter sind während des Spiels in ihrem eigenen Raum, da sind wir ein bisschen allein. Du musst dich alleine konzentrieren, das ist psychologisch anders als bei den Feldspielern. Wir sind zwar "anders", aber wir sind trotzdem ein Teil der Mannschaft.
(von Rika Finck, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)


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