Während in der TOYOTA Handball-Bundesliga noch die Kellerkinder
GWD Minden und HSG Düsseldorf leichte Chancen auf den Klassenerhalt
haben, sind am Samstag in den zweiten Ligen bereits zwei Entscheidungen
gefallen: Der ASV Hamm im Norden sowie die TSG Friesenheim im Süden
sicherten sich bereits am vorletzten Spieltag die jeweilige Meisterschaft
und steigen damit beide erstmals in die Beletage auf.
Beide Mannschaften galten ohnehin als Favoriten auf den Aufstieg,
scheiterten sie doch in der Vorsaison nur knapp: Der ASV Hamm
verpasste den zweiten Platz hinter der TSV Hannover-Burgdorf
nur um einen einzigen Punkt, die TSG Friesenheim scheierte im
Aufstiegsplayoff gegen die Niedersachsen erst in letzter Sekunde.
Da zudem die Bundesliga-Absteiger Essen, Nordhorn und Stralsund
einen finanziellen und sportlichen Neuanfang starten mussten,
war der Weg frei für zwei Mannschaften, die schon mehrmals vorher
leise ans Tor zur TOYOTA Handball-Bundesliga anklopften.
Hamm und Ahlen - gemeinsam stark
Nur zwei Niederlagen kassierte der ASV Hamm in dieser Spielzeit.
Die 33:37-Heimpleite gegen Verfolger Emsdetten wurde sogar noch
annuliert: Weil Hamms Rasmus Søby für diese Partie rechtswidrig
gesperrt wurde, wird das Spitzenspiel am kommenden Mittwoch noch
einmal wiederholt. Entscheidend ist dies nicht mehr, denn die
Nordrhein-Westfalen sicherten sich bereits am Samstag durch ein
29:24 gegen den Tabellendritten Post Schwerin die Meisterschaft
im Norden. Erst 2005 in die zweite Liga aufgestiegen, mischte der
Verein schnell ganz oben mit, nach einem 5. Platz 2007 und zwei
dritten Rängen 2008 und 2009 reicht es nun endlich zum Aufstieg.
Letzter Schlüssel zum Erfolg war die Fusion mit dem Lokalrivalen
Ahlener SG, der in den vergangenen Spielzeiten ebenfalls immer
im oberen Drittel der Zweiten Bundesliga Nord zu finden war und
2006 sogar eine Aufstiegsrelegation gegen Dormagen spielte.
Da sich beide Vereine gegenseitig die regionalen Sponsoren
wegnahmen, fusionierten sie trotz gesunder Rivalität im November
2009. Der ASV Hamm, zu diesem Zeitpunkt bereits Tabellenführer,
wurde noch mit einigen Leistungsträgern Ahlens mit dem Plan verstärkt,
2010 als HSG Ahlen-Hamm in der ersten Liga starten zu können.
Dieser Plan ging auf: Während die erste Mannschaft ihre Spiele
in der schmucken, 2.800 Zuschauer fassenden Maxipark-Arena in
Hamm austragen wird, beheimaten sich die zweite Mannschaft und
die leistungsstarken Nachwuchsmannschaften im gerade einmal
15 Kilometer entfernten Ahlen.
Trainer in Hamm ist der ehemalige Nationalspieler Kay Rothenpieler,
mit dem israelischen Spielmacher Chen Pomeranz (einst Wetzlar),
Goalgetter Marcus Hock und dem tschechischen Kreisläufer Jiri Hynek
steht bereits erstliga-erprobtes Personal im Kader.
Die jungen Wilden der TSG Friesenheim
So bitter der verpasste Aufstieg in der vergangenen Spielzeit
auch war, als Hannovers Jacek Bedzikowski in letzter Sekunde
das Blatt in den Relegationsspielen noch wendete, so glücklich
ist man in der Pfalz über diese Saison. Durch einen deutlichen
32:20-Auswärtssieg bei der TuSPO Obernburg sind die "Eulen"
mit 51:15 Punkten nicht mehr von der Spitze zu verdrängen.
Nach drei dritten Plätzen von 2001 bis 2003 und der Vizemeisterschaft
im Vorjahr reicht es für die Mannschaft von Trainer Thomas König,
seit 2006 im Amt, endlich für den großen Wurf. Mit vielen
jungen Talenten - einzig Torhüter Stephan Pfeiffer hat bereits
das 30. Lebensjahr überschritten - trumpften die Rot-Weißen
auf. Dabei kam ihnen auch die Kooperation mit den Rhein-Neckar
Löwen zugute, wodurch mit Linksaußen Niklas Ruß und Kreisläufer
Alexander Becker zwei Junioren-Nationalspieler sowie mit dem
ungarischen Linkshänder Gábor Ancsin insgesamt gleich
drei Junglöwen mit einem Zweitspielrecht ausgestattet werden
konnten. Dieses allerdings endet nun mit dem Bundesligaaufstieg.
Emsdetten in der Relegation
Im Kampf um die beiden Relegationsplätze ist ebenfalls bereits
eine Entscheidung gefallen: Der TV Emsdetten sicherte sich
souverän den zweiten Platz in der Nordstaffel. Im Süden hingegen
machen sich am letzten Spieltag noch drei Vereine Hoffnungen
auf die Vizemeisterschaft. Beste Karten hat der Bergische HC,
nachdem der bisherige Zweite, der TV Bittenfeld, am Samstag im
Heimspiel gegen die SG BBM Bietigheim nicht über ein 27:27-Remis
hinauskam. Die "Bergischen Löwen" haben allerdings eine schwere
Aufgabe vor sich, denn der Gast am letzten Spieltag, der hessische
Traditionsclub und Bundesliga-Gründungsmitglied TV Hüttenberg,
träumt als Vierter ebenfalls noch von der Relegation. Dafür
bräuchten die Hessen aber nicht nur einen Auswärtssieg, sondern
wären auch auf einen weiteren Patzer Bittenfelds in Saarlouis
angewiesen.
(Sascha Krokowski)