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21.12.2010 Handball national

Kieler Nachrichten: Vergiftete Atmosphäre

Handball-Präsident Ulrich Strombach muss sich heftiger Kritik von Kollegen erwehren

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.12.2010:

Hamburg. Seit 1998 hält sich Ulrich Strombach, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), im Amt und hat dabei heftige Stürme überstanden. Nun zieht ein neuer Sturm herauf.
Als 2008 bekannt wurde, dass er dem russischen Handballverband 50 000 Dollar versprochen hatte, damit dieser die WM-Bewerbung für 2005 zurückzog, stürzte er nicht. Von dieser peinlichen Affäre (der DHB verlor dennoch die Abstimmung) erfuhren die meisten Funktionäre erst aus der Zeitung. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was sich in den letzten Wochen gegen den 66-Jährigen aus Gummersbach zusammengebraut hat. "Es gibt eine breite Front fast aller Landesverbände gegen ihn", sagt ein Spitzenfunktionär.

Aus zwei Gründen begehrt die Basis gegen ihren Präsidenten auf. Zum einen hat Strombach den aktuellen Vermarktungsvertrag des DHB mit Sportfive allein unterschrieben. Das erlaubt ihm zwar die Satzung. "Auch alle vorausgegangenen Verträge bezüglich Fernsehrechten, Vermarktung, aber auch die Verträge mit den Bundestrainern wurden vom Präsidenten als hierzu durch die Satzung bevollmächtigtunterzeichnet", rechtfertigt sich Strombach. Doch andererseits soll er nach der Russland-Affäre 2008 versprochen haben, solche Deals nur mit einer weiteren Unterschrift zu paraphieren. Ein derartiges Versprechen sei ihm "nicht erinnerlich", lässt Strombach dazu wissen. Vor allem darüber echauffieren sich DHB-Funktionäre.

Aufgeworfen wurde diese Frage, als Präsidiumsmitglieder erstmals Einblick in den 2007 modifizierten Sportfive-Vertrag nehmen konnten, der dem DHB rund 1,5 Millionen Euro jährlich einbringen soll. Sie waren zuvor davon ausgegangen, dass der Vertrag die TV-Rechte nicht einschloss. Das aber sieht der Vertrag offenbar doch vor. So entgehe dem DHB, protestieren die Kritiker, eine sechsstellige Summe. "Das ist ein Unding", beschwert sich Hans-Werner Schmidt, Präsident des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern.

Als noch gravierender empfindet die Basis die Führungsschwäche ihres Präsidenten in den schwierigen Verhandlungen mit der Deutschen Handball-Liga (HBL). Der Ligaverband hatte im Herbst den Grundlagenvertrag mit dem DHB, der 2003 abgeschlossen wurde und die Liga aus dem Dachverband herauslöste, aufgekündigt und will die jährliche Zahlung in Höhe von gut 500 000 Euro erheblich reduzieren. Dass die Atmosphäre zwischen Liga und Dachverband vergiftet ist, zeuge, so ein Präsidiumsmitglied, nicht von Führungsmanagement. Außerdem habe Strombach die DHB-Interessen nicht hinreichend vertreten. "Die HBL muss mehr zahlen als 2003, denn das Produkt ist wertvoller geworden", fordert Schmidt. Sollte am 3. Januar in Hamburg, wo die nächsten Gespräche stattfinden, keine Einigung mit der HBL erfolgen, wird daran gedacht, die Liga unter DHB-Führung zu stellen. Schmidt: "Der DHB sitzt am längeren Hebel."

(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 21.12.2010)


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