Von Gunnar Hassel, © 2010 www.handball-world.com:
Seit 2009 lenkt
Uli Derad (45) die
Geschicke des deutschen Rekordtitelträgers THW Kiel, wirkte so
gleich in seinem ersten Amtsjahr an Meisterschaft und Gewinn
der Champions League mit. Zuvor war er über Jahre Hauptgeschäftsführer
des TSV Bayer Dormagen, der die Nachwuchsarbeit sportartübergreifend
betont. Die Handballsparte holte gerade den Talentförderpreis "Das
Grüne Band". Im Vergleich zum 'Ausbildungsverein' Dormagen bewegt
der THW Kiel einen zigfachen Etat, muss er sich doch in der Spitze
des Welthandballs behaupten. Unterschiedlicher könnten die Ausgangslagen
zweier Vereine nicht sein, erklärt
Derad im
Gespräch mit Gunnar Hassel. Er offenbart zudem neue Perspektiven auf
das gerade im Handball immer wieder heiß diskutierte Nachwuchsthema.
- Handball-World:
-
Herr Derad, vom krassen Außenseiter Dormagen
zum Branchenführer Kiel - wie schwer ist Ihnen der Spagat gefallen?
- Uli Derad:
-
Natürlich sind die beiden Standorte und die beiden Anforderungsprofile
- auch an meine Tätigkeit - überhaupt nicht vergleichbar. Aber man
darf andererseits auch nicht vergessen, dass ich es in Dormagen mit
einem Weltkonzern namens Bayer zu tun hatte. Es ist also nicht so,
dass ich mich aus einer kleinen Enklave heraus auf Wanderschaft in
die große weite Welt begeben habe. Rein auf den Handball bezogen ist
es aber schon so, dass wir hier über zwei totale Gegenpole sprechen
- und zwar nicht nur, was die Etats und die Zielsetzungen angeht.
Kiel ist außerdem ganz speziell: Hier wird Handball in der ganzen
Stadt, in der ganzen Region gelebt. Auch in Dormagen herrscht
Begeisterung für den Handball, aber das ist nicht vergleichbar.
- Handball-World:
-
Vergleichen Sie doch mal die Philosophien, insbesondere
im Hinblick auf die Talentförderung.
- Uli Derad:
-
Die entscheidende Frage ist, wie sich Erfolg definiert. Und hier
gibt es keine falschen und richtigen, sondern nur unterschiedliche
Ansätze: Es ist ein Erfolg aus Dormagener Sicht, einen jungen,
eigenen Spieler wie Kentin Mahe oder Maximilian Holst zur Erstligareife
zu bringen und ihnen den Einstieg in die höchste Spielklasse zu
ermöglichen, kurz: ihn besser zu machen. Dieser individuelle Aspekt
kann bei einem solchen Verein mit einer solchen Ausgangslage durchaus
mehr betont werden. Dazu ist es dann ein Erfolg, wenn die Mannschaft
den Klassenerhalt schafft. In Kiel will unser Trainer
Alfred Gislason auch jeden einzelnen
Spieler nach vorne bringen, stärker machen. Aber aufs Team bezogen
fängt die Definition von Erfolg in ganz anderen Sphären an als in
Dormagen, um bei exakt diesen beiden Beispielen zu bleiben. Die
Öffentlichkeit würde sich doch nicht damit zufrieden geben, wenn
unser talentierter Tobias Reichmann zwar
Nationalspieler würde, wir aber die Champions League verpassten.
- Handball-World:
-
Dann ist die Luft oben dünner - auch oder insbesondere für die
jungen, talentierten Spieler?
- Uli Derad:
-
Ohne Frage. Ich persönlich bin absolut dafür, jungen Spielern Vertrauen
zu schenken, ihnen etwas zuzutrauen und sie an ihren Aufgaben wachsen
zu lassen. Wenn man aber als Verein einmal oben angekommen ist, sich
dort etabliert hat und vor allem auch langfristig oben bleiben will -
wie der THW Kiel -, ist man bestimmten Gesetzmäßigkeiten ausgesetzt,
die da lauten: Man muss die Mannschaft auf entsprechend hohem Niveau
konkurrenzfähig halten. Diesem Anspruch genügen natürlich fertige,
hochkarätige Spieler eher als junge, unerfahrene. Zumindest das Gerüst
des Kaders muss auf hohem Niveau stabil sein. Und selbst für die
Kaderplätze der so genannten zweiten Reihe müssen in Kiel eben höhere
Qualitätsansprüche gestellt werden.
- Handball-World:
-
Kiel taugt also nicht zur Talentschmiede oder als Sprungbrett ...
- Uli Derad:
-
Nein. In einer Talentschmiede brauchen Sie Zeit. Davon haben wir aus den
schon geschilderten Gründen nicht gerade viel. Und als Sprungbrett taugen
wir schon gleich gar nicht. Wo wollte man denn als junges Talent von Kiel
aus hin springen? Wenn das ein junger Spieler schafft, behalten wir ihn
selbst. Denn wir verschließen uns dem Ausbildungsaspekt ja absolut nicht.
Dafür gibt es in unserem Kader ausreichend Beispiele. Aber: Es geht auch
im Handball inzwischen um viel Geld, der THW, aber auch die Konkurrenz in
Hamburg, Mannheim oder Flensburg - um nur einige Beispiele zu nennen -,
kann es sich nicht leisten, personelle Experimente auf Kosten des Erfolges
zu machen. Das kann man nun mal nicht ignorieren. Wir alle brauchen einen
starken Kader, der auch Alternativen bereit hält, die dafür sorgen, dass es
nicht gleich zu einem irreparablen Leistungsabfall kommt, wenn mal jemand -
vielleicht sogar längerfristig - ausfällt. Wir haben uns dem Erfolg
verpflichtet - entsprechend planen wir auch personell.
- Handball-World:
-
Genau diesen Erfolgsdruck, der ja auch abhärtet und stressfest macht, wünscht
sich Nationalcoach Heiner Brand für seine Auswahlspieler. Und diesen Druck
habe man, so argumentiert er, nur bei den Topklubs, bei denen es in jedem
Spiel um etwas, nein: um viel geht.
- Uli Derad:
-
Da widerspreche ich ihm nicht. Aber wenn ich den Kandidatenkreis für die
WM betrachte, sehe ich, dass der weit überwiegende Teil bei den Klubs spielt,
die in der Bundesliga oben stehen: Hamburg, Berlin, Kiel, Rhein-Neckar Löwen,
Flensburg ... - und ein Großteil davon auch im Europapokal, ja sogar in der
Champions League aktiv ist - wie von Brand gewünscht. Ich erkenne daher
keine besondere Schieflage. Klar: Die 18-, 19-, 20-Jährigen sind auf diesem
Level nicht häufig zu finden. Aber hier greift einfach das Leistungsprinzip.
Diese Spieler sind einfach noch nicht soweit.
- Handball-World:
-
Bedeutet das denn nicht letztlich doch, dass junge Talente so gut wie keine
Chance haben bei den Topklubs, wie es der Bundestrainer bemängelt?
- Uli Derad:
-
Nein, das bedeutet es gar nicht. Schon gar nicht zwangsläufig. Sachlich
betrachtet: Natürlich schließt sich Nachwuchsförderung und die Eingliederung
junger, deutscher Talente nicht aus, wenn man Erfolg haben will. Das Alter der
Spieler spielt natürlich eine Rolle hinsichtlich Erfahrung, Cleverness usw. -
aber es ist von vornherein nicht der entscheidende Faktor. Wichtig ist, aus
welchem Holz die Spieler geschnitzt sind, welchen Charakter sie haben, sprich:
welche Selbsteinschätzung, wie viel Ehrgeiz, aber auch Geduld und Bereitschaft,
zu lernen von einem Trainer und von den arrivierten Spielern. Wir haben in
Deutschland tatsächlich sehr viele Talente - und auch der THW Kiel interessiert
sich für sie und gibt ihnen die Chance, sich zu behaupten, siehe unseren jungen
Tobias Reichmann oder vor einigen Jahren
Dominik Klein.
Aber es gab schon genügend Beispiele dafür, dass die von mir genannten Attribute
bei grundsätzlich talentierten Spielern nicht ausreichend erkennbar waren - nach
Kieler Maßstäben. Und nur das zählt. Sicher ist die Luft bei uns dünner als bei
einem Verein aus dem Mittelfeld der Tabelle, aber dafür, dass beim THW Kiel von
Haus aus höhere Ansprüche gestellt werden, weil wir ja auch den besten Handball
bieten wollen, müssen wir uns nun wirklich nicht rechtfertigen. In anderen
Vereinen ist der Druck eben nicht so hoch. Wer sich in Kiel durchsetzt, muss ein
richtig Guter sein, völlig unabhängig von der Nationalität oder vom Alter.
- Handball-World:
-
Schrecken die jungen Spieler davor zurück, zunächst nur auf der Ersatzbank zu
sitzen? Es heißt ja, nur wer spielt, entwickelt sich ...
- Uli Derad:
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Da bin ich anderer Meinung. Erstens: Auch wer immer wieder mit den Topleuten
trainiert und sich an ihnen orientiert, profitiert ungemein. Das ist aus meiner
Sicht genauso wichtig und fördernd wie Spielanteile. Wer bei uns, beim HSV oder
in Barcelona fleißig mittrainiert, entsprechend lernt und dafür zunächst weniger
Spielanteile bekommt, kann sich genauso oder besser entwickeln als jemand, der
in der zweiten Liga viel spielt, sich aber sportlich in einem weniger fordernden
und fördernden Umfeld aufhält. Wer die Komfortzone nicht verlässt, wird auch
über ein bestimmtes Level nicht hinauskommen.
- Handball-World:
-
Zur Hälfte stimmt das ja mit Heiner Brands Auffassung überein.
- Uli Derad:
-
Aber eben nur zur Hälfte. Denn entscheidend ist eben, dass sich ein junger Spieler
auch der Höchstanforderung aussetzen will - und das trotz der Perspektive, sich
erst nach vorne arbeiten zu müssen. Wer dazu nicht bereit ist oder aber eben von
Haus aus nicht das Potential für die absolute Spitze hat, ist natürlich bei einem
Verein aus einer anderen Tabellenregion besser aufgehoben als bei den Topklubs.
Und das Argument, der THW Kiel würde nur fertige Spieler holen, ist doch längst
widerlegt. Sehen zu zum Beispiel momentan Aron Palmarsson
oder früher Marcus Ahlm, der als junger Spieler zum THW
kam, Kim Andersson, Christian Zeitz,
Vid Kavticnik - das sollten doch ausreichend Gegenbeispiele sein.
- Handball-World:
-
Aber die meisten dieser Spieler kommen nicht aus Deutschland - und entspringen
schon gar nicht dem eigenen Nachwuchs ...
- Uli Derad:
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Weil es wie schon betont darauf ankommt, was ein junger Spieler mitbringt. Das
gewisse Etwas eben. Das sieht man doch zum Beispiel am Beispiel der Rhein-Neckar
Löwen, wo auch zwei junge deutsche Talente den Sprung geschafft haben: Uwe
Gensheimer und Patrick Groetzki. Aber die haben eben auch mehr mitgebracht als
nur Talent. Das Thema lässt sich einfach nicht pauschalisieren. Davor warne ich
immer wieder. Bei meinem ehemaligen Klub ist es völlig richtig, nötig und angemessen,
junge deutsche Spieler einzubauen, die eigenen Nachwuchsleute zu rekrutieren, ihnen
Zeit zu geben. Wir haben dort jahrelang versucht, aus unseren Möglichkeiten das
beste und sinnvollste zu machen. Und so ist das auch in Kiel, wo aber eben die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen andere sind und entsprechend andere Zwänge und
Erwartungen vorherrschen.
Dazu kommt allerdings auch, dass der Schritt aus unserem Nachwuchsbereich
beziehungsweise aus der zweiten in die erste Mannschaft in den letzten Jahren
einfach viel zu groß war. Und das ist kein Kieler Phänomen. Nennen Sie mir
beispielsweise ein Flensburger Eigengewächs - außer Jakob Heinl, der ist eine
Ausnahme und bestätigt die Regel -, das es ganz nach oben geschafft hat.
Oder einen Hamburger Nachwuchsspieler, der jetzt beim HSV spielt. Nennen
Sie mir ein Kieler Talent, das wir übersehen hätten und das jetzt anderswo
bei einem Topklub spielt ...
- Handball-World:
-
Wollen Sie das nicht ändern, um künftig mehr Alternativen aus dem eigenen
Unterbau zu haben?
- Uli Derad:
-
Doch, daran arbeite ich mit den Kollegen beim THW, seit ich in Kiel bin,
strukturell und personell - aber das braucht natürlich seine Zeit. Denn es
ist ja nicht so, dass wir stolz wären auf diesen Umstand.
- Handball-World:
-
Noch einmal nachgefragt: Warum holen Kiel und der HSV vor eineinhalb Jahren
Aron Palmarsson bzw. Domagoj Duvnjak, um diese
hinter den etablierten Stammkräften als ihre künftigen Spielgestalter aufzubauen
und nicht etwa Martin Strobel oder Timo Salzer, zwei deutsche Optionen für
diese Rolle, beide Mitte zwanzig?
- Uli Derad:
-
Es ist ja nicht ausgeschlossen, dass in der Vergangenheit nicht auch mit ihnen
gesprochen wurde. Aber letztlich liegt die Antwort auf der Hand:
Palmarsson und Duvnjak bringen einfach mehr mit, um
sich in diesen Teams nachhaltig zu behaupten, sie entsprachen offensichtlich
eher dem Anforderungsprofil der jeweiligen Trainer. Und nicht zuletzt könnte
doch auch das Preis-Leistungsverhältnis stimmiger gewesen sein.
- Handball-World:
-
Stimmt es denn, dass junge deutsche Talente die Nachwuchsdebatte und die
Quotenforderung des Bundestrainers als Steilvorlage nutzen, höhere Kurse
aufzurufen als vergleichbare Spieler aus dem Ausland? Ihr Trainer
Alfred Gislason hat einmal bemängelt, dass man
sich beispielsweise deutsche Nationalspieler vergleichsweise gar nicht mehr
leisten kann bzw. will ...
- Uli Derad:
-
Das ist nicht aus der Luft gegriffen. Wenn ein Ausländer und ein deutscher
Nationalspieler gleich gut sind, kostet der einheimische Spieler mehr.
Mitunter deutlich mehr. Auch das beeinflusst die ganze Diskussion. Der THW
hat doch mit vielen deutschen Spielern verhandelt, schon lange vor meiner
Zeit, es ist also nicht so, dass wir an ihnen kein Interesse hätten. Aber
viele scheuten die Herausforderung, wollten sich dem Konkurrenzkampf nicht stellen.
- Handball-World:
-
Werden junge Spieler bei ihrer sportlichen Karriereplanung teilweise falsch beraten?
- Uli Derad:
-
Teilweise sicherlich. Wenn die Beratung, zutreffender: die Vermittlung, nicht
perspektivisch genug ausgerichtet ist, wenn also zu sehr an den kurzfristigen
finanziellen Erfolg - für Spieler und Agent - gedacht wird, werden oft falsche
Entscheidungen getroffen. Manche Transfers, insbesondere junger Spieler, sind
nicht zu Ende gedacht. Oftmals trägt der Einfluss des Umfeldes auch nicht gerade
zu einer gesunden Selbstwahrnehmung beim Spieler bei - dann sind die Weichen
eigentlich schon falsch gestellt.
- Handball-World:
-
Sind junge Sportler heutzutage nicht mehr fleißig bzw. hungrig genug?
- Uli Derad:
-
Ein Pauschal-Urteil ist völlig deplaziert. Erstens müssen wir in diesem Interview
ja von Haus aus einschränken, dass wir hier über Mannschaftssportarten und ihre
Eigenheiten sprechen, nicht über Individualsport. Und zweitens ist ganz sicher
nicht allgemeingültig, dass Nachwuchssportler zu wenig ehrgeizig wären. Natürlich
ist heutzutage das Freizeitangebot für junge Menschen sehr umfangreich und das
Ablenkungspotential größer, aber ich habe sehr viele junge Menschen kennen gelernt,
die eine bemerkenswerte, großartige Einstellung zum Sport haben und ihren Zielen
vieles unterordnen, die wissen, dass Talent allein nicht reicht, wenn man sich dem
Leistungsprinzip verschreiben will.
- Handball-World:
-
Ist es im Mannschaftssport hierzulande schwerer, nach oben zu kommen als in
Individual-Disziplinen?
- Uli Derad:
-
Ja, was die nationale Spitze angeht, ist das bedingt sicher richtig. Und erst recht,
wenn es um den internationalen Durchbruch geht. Aber ich denke wiederum weniger,
dass das ein nationenspezifisches Phänomen ist, sondern eher eine sportartspezifische
und eine strukturelle Frage. Es werden zwar sportartübergreifend Nachwuchsdiskussionen
geführt, doch primär in den Mannschaftssportarten wie Handball, Basketball oder
Eishockey wird über Quoten philosophiert und darüber, ob der nationale Aspekt bei der
Talentförderung zu kurz kommt. Ich bin gern bereit, darüber zu diskutieren, aber nicht,
wenn der ganzheitliche Ansatz vernachlässigt und es zu plakativ wird.
- Handball-World:
-
Fällt aber eben nicht auch die Identifikation des Umfelds und des Publikums mit
einer Mannschaft schwerer, in der deutlich mehr Legionäre als einheimische Spieler
unter Vertrag stehen?
- Uli Derad:
-
Nicht unbedingt, es kommt nur darauf an, wie die Mannschaft auftritt, welche Philosophie
sie verkörpert und ob sich die Spieler, egal welcher Herkunft, ihrerseits mit dem Standort
identifizieren, also eben keine Legionäre sind. In Kiel ist das ein wichtiges Kriterium
bei einer Spielerverpflichtung einen Bezug, eine Identifikation zwischen Team und Fans
herzustellen. Das hat nicht zwingend etwas mit der Herkunft der Spieler zu tun. Natürlich
freuen sich die Zuschauer, wenn Eigengewächse den Sprung in die erste Mannschaft schaffen,
wenn sie den regionalen oder gar lokalen Bezug zu ihnen herstellen können.
Aber genauso betrachten unsere Fans unsere ausländischen Spieler als echte Kieler, als
die 'Ihren'. Und die Hamburger haben die Gille-Brüder ins Herz geschlossen, zwei Franzosen,
die aber jahrelang ihr Herzblut für den HSV gegeben und die Knochen hingehalten haben. Nur
dort, wo man keine Philosophie erkennen kann, wo die Spieler tatsächlich als
identifikationslose Legionäre ausgemacht werden, als Nomaden, funktioniert es auch nicht.
Dort entsteht keine Einheit, kein Feeling, denn es überwiegt die Belanglosigkeit. Ich möchte
namentlich keine Beispiele nennen, aber es gibt sie in der Bundesliga. Übrigens ist auch das
ein Kriterium, das junge Spieler bei ihrer Vereinswahl berücksichtigen sollten. Kommerzielle
Ziele sollten im Einklang stehen mit perspektivischen und auch sozialen Aspekten.
- Handball-World:
-
Abschließende Frage: Wird im Handball, wird im deutschen Sport generell genug für den
Nachwuchs getan und genug in die Talentförderung investiert?
- Uli Derad:
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Man kann doch gar nicht genug tun oder investieren, wenn es um die sportliche Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen geht. Die Förderung, insbesondere auch in Sachen Strukturen,
geht alle an, nicht nur die Verantwortlichen in den Sportverbänden und Vereinen. Handball
beispielsweise ist eine Hallensportart und die benötigt - mehr - Hallenzeiten, dafür
braucht man auch mehr Hallen. Einer solchen Aufgabenstellung dürfen sich auch Kommunen,
Länder und Bund nicht entziehen, das hat nämlich etwas sozialer Verantwortung zu tun -
und die haben auch sie im hohen Maße.
- Handball-World:
-
Vielen Dank für das Gespräch.
(von Gunnar Hassel, © 2010 www.handball-world.com)