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27.12.2010 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Handballer-Protest gegen Dopingkontroll-Meldepraxis

HSV-Profi Michael Kraus: "Die NADA muss spüren, dass sie auf Gegenwind trifft" - Basketballer wollen sich dem Widerstand anschließen

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2010:

Hamburg. Mehrere deutsche Handball-Profis haben aus Ärger über die Dopingkontroll-Meldepraxis den Aufstand gegen die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) geprobt. Sie gaben am ersten Weihnachtstag als Aufenthaltsort den Namen der Spielerorganisation GOAL an, sagte deren 1. Vorsitzender Johannes Bitter am Sonnabendabend nach dem 30:25 des HSV Hamburg über Frisch Auf Göppingen. Der HSV-Torwart betonte, man spreche sich nicht gegen Dopingkontrollen aus, "aber wir müssen uns positionieren und es ist wichtig, dass wir in Dialog kommen mit der NADA". Sein Teamkollege Michael Kraus meinte: "Die NADA muss spüren, dass sie auf Gegenwind trifft".
Protest-Auslöser ist die Vorgabe im Anti-Doping-Kodex, dass viele Athleten ihren Aufenthaltsort bis zu drei Monate im Voraus angeben müssen. Ihr Vorgehen, an dem sich deutsche Basketballer beteiligen wollten, hatten die Akteure schon vor dem Weihnachtsfest über ihre Interessenverbände GOAL und Spin (Basketball) in Aussicht gestellt.

Die Organisationen kritisieren die zu strengen Melde-Regularien. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) dagegen hatte den Protest schon im Vorfeld als "reine PR-Aktion" kritisiert, die daran zweifeln lasse, "dass die Beteiligten an einer Lösung im Sinne der Athletinnen und Athleten interessiert sind oder konstruktive Vorschläge parat haben", meinte DOSB-Aktivensprecher Christian Breuer. Auch die NADA zeigte sich einigermaßen "verwundert" über die Ankündigung, weil der Athleten-Protest sich gegen eine Regel richte, die für sie nicht gelte.

"Wir wissen, dass die Regel für uns nicht gilt. Es geht ja auch um eine Aktion mit Symbolwirkung", sagte Bitter. "Wir wollen unseren Beitrag zu einem effektiven Anti-Doping-Kampf leisten." Denn Bitter & Co. stören aber nicht nur die Einschnitte in die Privatsphäre. Offenbar wird die Meldepraxis nirgendwo so konsequent betrieben wie in Deutschland. "Ich will nicht von Wettbewerbs-Verzerrung reden, aber die anderen Nationen lachen schon über uns", meinte der Nationaltorwart wenig amüsiert.

(aus den Kieler Nachrichten vom 27.12.2010)


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