Von Dr. Oliver Schulz:
Im Sommer verabschiedete sich
Peter Gentzel
mit dem deutschen Meistertitel vom THW Kiel, beendete seine überaus
erfolgreiche Spielerkarriere und kehrte nach über zehn Jahren im
Ausland nach Schweden zurück. Am Standort Göteborg arbeitete er seitdem
bis zuletzt an der Vorbereitung der in Kürze beginnenden Weltmeisterschaft
auf heimischem Boden mit. Im Frühjahr wird der 42-Jährige eine neue
Herausforderung als administrativer Chef der in diesem Jahr ins Leben
gerufenen Verbandsorganisation "Svensk Elithandboll" annehmen.
Der geplante Zusammenschluss des Herrenverbandes mit dem der Damen ist
in der Geschichte des schwedischen Handballs kein Neuland. Eine
gemeinsame Organisation bestand nämlich bis Mitte der Neunziger Jahre.
1996 wurde sie aufgelöst, und wenig später wurde der Verband der Herren
(HerrElit Handboll, HEH) gegründet.
HEH trieb Handball in Schweden vielfältig voran
Seitdem konnte HEH den schwedischen Handball in vielerlei Hinsicht
voranbringen: auf Initiative dieser Organisation wurde ein Lizensierungsverfahren
eingeführt und ein Ligaausschuss gegründet. Mit den Fernsehsendern SVT und TV4
konnten Verträge über rund 50 Spiele pro Jahr abgeschlossen werden, und das
Sponsoring durch verschiedenste Unternehmen nahm zu. Es gelang HEH, die
Meisterschafts-Endspiele bei den Damen und den Herren als Saisonhöhepunkte
Anfang Mai in Göteborg, Stockholm und jüngst Malmö zu etablieren. Die
Organisation wirkte beim Aus- und Neubau verschiedener Hallen mit und half
bei der Außendarstellung der schwedischen Teams bei den europäischen
Pokalwettbewerben. Und nicht zuletzt gilt die Webseite
heh.nu als bestes und
meistbesuchtes Portal des schwedischen Erstligahandballs.
"In den letzten Jahren haben die erste Damen- und Herrenliga immer stärker
zusammengearbeitet, nicht zuletzt in Sachen TV, Meisterschaftsfinals,
Sponsoring und Vernetzung mit den Medien. Wir haben zu Arbeitsformen gefunden,
die Synergieeffekte produzieren, indem wir einander behilflich sind, um
Spitzenhandball auf breiter Front besser weiterzuentwickeln. Wir sind sehr
zufrieden, Peter Gentzel für unsere Organisation
gewinnen zu können und in der neuen Phase, die wir jetzt einläuten, an seiner
Kompetenz teilhaben zu dürfen", bilanziert HEH-Geschäftsführer Olle Hagström
auf heh.nu.
Damen- und Herrenverband zukünftig wieder unter einem Dach
Die Verbandsorganisation der Herren soll nun wieder mit derjenigen der Damen
(Svensk Damhandboll, SDH) zu einer gemeinsamen Organisation, Svensk Elithandboll,
vereinigt werden. 14 Vereine bei den Herren und zwölf bei den Damen gehören ihr
an.
Gentzel wird der Organisation offiziell ab dem
1. Juli als administrativer Chef vorstehen. Gerüchte über eine Fortsetzung seiner
Spielerkarriere, etwa beim Erstligaaufsteiger Aranäs oder seinem früheren Klub
Redbergslids IK, gehören damit der Vergangenheit an.
Nach Anfrage nicht lange gezögert
Unter den 120 Bewerbern auf die Stelle befand sich der Ausnahmetorhüter nicht.
Vielmehr fragte man vor zwei Wochen bei ihm an, und er sagte spontan zu.
Sponsorangelegenheiten, Verhandlungen mit Fernsehsendern, Kontakte zu
Medienvertretern, Zuschauerentwicklung bei Handballspielen, Ausrichtung der
Meisterschaftsfinals der Damen und Herren sowie die Vertretung schwedischer
Mannschaften in den Europapokal-Wettbewerben zählen zu
Gentzels
neuen Aufgaben. Als ambitioniertes Ziel binnen fünf Jahren gilt die Schaffung
einer Profiliga. Diese wird als Voraussetzung angesehen, damit sich der
schwedische Vereinshandball auf europäischem Parkett ernsthaft behaupten könne.
Gentzels Wunsch, nach Göteborg zurückzukehren, ließ
sich mit der neuen Herausforderung verbinden, soll doch die bisher noch im
beschaulichen Vargarda nahe Alingsas befindliche Geschäftsstelle im Sommer
in die Metropole im Südwesten umziehen.
Nachfolger von Arne Johansson
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Arne Johansson.
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Gentzel tritt die Nachfolge des bisherigen
administrativen Chefs des HEH, Arne Johansson, an, der nach elf Jahren
in dieser Funktion zum 1. Juli in den Ruhestand geht. "Es waren die zehn
besten und intensivsten Arbeitsjahre meines Lebens, aber jetzt ist es an
der Zeit, dass ein anderer übernimmt. Außerdem ist die Gelegenheit günstig,
da mit der Vereinigung des Damen- und Herrenverbandes eine Umorganisation
im Gange ist. Ich bin überzeugt, dass
Peter Gentzel
diese Aufgabe mit Bravour löst und den schwedischen Handball weiter
voranbringt", blickt Johansson gegenüber der Tageszeitung "Alingsas Tidning"
auf seine Schaffensperiode zurück.
"Ich freue mich sehr, in der neuen Rolle mithelfen zu dürfen - jetzt wo
der schwedische Spitzenhandball in einer neuen Organisation in den
Startlöchern der Zukunft steht. HEH hat über viele Jahre hinweg ein
Fundament gelegt, und darauf werde ich weiterarbeiten. Aber ich hoffe,
der Arbeit dann meine eigene Prägung zu verleihen und vor dem Hintergrund
meiner Erfahrung auf hohem Niveau etwas beisteuern kann, um die Profilierung
des schwedischen Spitzenhandballs zu stärken, damit er zukünftig noch
konkurrenzfähiger wird", erörtert Gentzel gegenüber
heh.nu im Hinblick
auf seine kommenden Aufgaben.
Sein Dienstantritt am 14. März beschert dem Weltklassetorhüter gleich eine
anspruchsvolle Aufgabe, nämlich die Austragung der schwedischen
Meisterschafts-Finalspiele bei den Damen und den Herren am 7. Mai im
Scandinavium zu Göteborg.
(von Dr. Oliver Schulz)