29.06.2011 | TV / Medien |
Mehr TV-Zeiten in der Spitze, dieses Bild ergibt sich auch bei der nationalen Betrachtung. Von 150 Übertragungen aus der Liga entfallen zwar genau die Hälfte auf Streams, während 45 der 75 TV-Ausstrahlungen aber mit den sechs Topteams der Liga besetzt waren, waren diese Teams nur bei 29 Livestreams mit von der Partie. Dabei entfallen allein 13 Streams auf Spiele der SG Flensburg-Handewitt, die die Saison als Sechster beendete. Verglichen mit der Position in der Tabelle besonders häufig für 2,99 Euro (oder im Abo) zu verfolgen waren Wetzlar, Lübbecke und die Kellerkinder Balingen, Ahlen-Hamm und Friesenheim. Bei Göppingen, den Füchsen, Magdeburg und "Stream-König" Flensburg sind die Webstreams als Ergänzung der guten TV-Präsenz zu betrachten.
Bei der Anzahl der TV-Übertragungen auf Sport1 liegt der THW vorne. |
Von Liveübertragungen im DHB-Pokal profitieren ebenfalls vor allem die Topteams, allerdings steigert dieser Wettbewerb zugleich die mediale Vielfalt, da Teams wie der VfL Bad Schwartau oder der DHfK Leipzig ins Rampenlicht rückten. Seine Führung weiter ausbauen konnte der THW Kiel, zumal drei der acht TV-Übertragungen das Final-Four-Turnier betrafen. Dennoch profitierten unter anderem die Füchse Berlin überproportional von den Ausstrahlungen. Noch näher zusammen brachte Sport1 die Spitze der Liga durch den EHF-Pokal, die Champions League bei Eurosport einmal ausgeklammert. Den Super Cup mit eingerechnet wurde der THW Kiel 35, die SG Flensburg 31, der HSV Hamburg 28, die Füchse Berlin 27 und FA Göppingen 25-Mal von Sport1 medial beleuchtet, Webstreams eingeschlossen.
Der SC Magdeburg folgt in dieser Betrachtung knapp dahinter mir 24 Berücksichtigungen, Lemgo holt mit 20 Übertragungen durch den EHF-Pokal deutlich auf. Webstreams sind und bleiben die große Möglichkeit, die Fans trotz TV-Abwesenheit dennoch zu bedienen, wenngleich gegen Bares. Auf sportliche Relevanz achtet Sport1 dennoch, wenn Kameras und Ü-Wagen für Streams bestellt werden. Daher wurde der Abstiegskampf häufig thematisiert, aber auch interessante Vergleiche im Vorderfeld der Tabelle wurden das eine oder andere Mal, auch zum Ärger der Fans, "nur" als Webstreams gezeigt. Daraus ergibt sich auch, trotz des propagierten Zusammenwachsens der Medien, eine abgestufte Wahrnehmung zwischen Fernsehen und Stream. Sport1 könnte vor allem mit einer höheren Bildqualität im Internet etwas dagegen tun.
In Sachen Kommentar ist Sport1 seit Jahren solide aufgestellt, mit Bob Hanning und Stefan Kretzschmar und weiteren wechselnden Co-Kommentatoren sind bekannte Namen am Mikrofon neben Uwe Semrau, Markus Götz und Peter Kohl. Insgesamt ist es beeindruckend, mit wie wenigen Leuten und auch einem kleinen "Back-Office" Sport1 über 170 Übertragungen engagiert und fair kommentiert. Das ist eine Anzahl von Livespielen, die vor Jahren noch undenkbar war, sicher auch für Uwe Semrau. Auch, dass "nur" 75 Ligaspiele im Fernsehen gezeigt werden, ist keineswegs gering zu schätzen, das sind immerhin im Schnitt über zwei Übertragungen pro Spieltag - im frei empfangbaren Fernsehen. Obschon "Sparte", so etwas gibt es nirgendwo sonst in Europa: Sportfernsehen ist zu allermeist Pay-TV, Liga-Handball ein Detail.
Hinzu kommt die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender über Handball. Über 80 Beiträge zum Liga- und zum internationalen Geschehen lieferten die III. Programme der ARD in der abgelaufenen Saison 2010/2011. Regelmäßig berichteten RBB, NDR, WDR und MDR über "ihre Klubs, der SWR war in Sachen Friesenheim sehr aktiv und beleuchtete auch die Rhein-Neckar Löwen und FA Göppingen in loser Folge. Nachdem in der Saison 2009/2010 mit der Novellierung des TV-Vertrags, der bis 2012 die Liveberichterstattung der Liga exklusiv Sport1 zuweist, zunächst Zurückhaltung in Sachen Handball angesagt war, ist die Sportart nun wieder ins Augenmerk gerückt. Das zeigt sich auch im Morgenmagazin von ARD und ZDF, wo ungezählte Male zumindest die Ergebnisse und kleine Nachdreher zu sehen waren. Diese Berichterstattung ist ein wichtiges Fragment für die Sportart Handball, da sie öffentliches Interesse über die Sparte hinaus dokumentiert.
(von Felix Buß, © 2011 www.handballimfernsehen.de)
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