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23.09.2011 Jugendarbeit

Zebra-Journal: Traum vom Handball-Internat

THW beim Start der U-19-Bundesliga dabei - Nachwuchsarbeit trägt Früchte

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011:

Raul Alonso ist sportlicher Leiter für den Bereich Jugendleistungshandball beim THW Kiel.
Klicken Sie für weitere Infos! Raul Alonso ist sportlicher Leiter für den Bereich Jugendleistungshandball beim THW Kiel.
Mit Beginn der neuen Serie machen die A-Jugend-Regionalligen Platz für die neu ins Leben gerufene U19-Bundesliga. Unter den Fittichen des Deutschen Handball-Bundes misst sich die Creme de la Creme der besten Nachwuchsteams. Auch die Talente des THW mischen ab dem 11. September mit und dürfen sich aus vielerlei Gesichtspunkten auf eine ereignisreiche Saison freuen.
Eine Vorbereitungsphase vor den Ferien, eine danach, beide mit wöchentlich bis zu zehn Trainingseinheiten - schon die Zeit vor dem Saisonstart gab den "Jungzebras" einen Vorgeschmack auf die neue Spielzeit. "Wir gehören jetzt zu den Besten. Mehr geht nicht. Das muss sich jeder vor Augen halten", sagt Raul Alonso, beim THW Kiel als sportlicher Leiter für den Bereich Jugendleistungshandball verantwortlich und nun auch U-19-Cheftrainer. Seine Aufgabe: Aus dem 16-Mann-Kader soll er eine konkurrenzfähige Truppe kreieren, die in der Ost-Staffel der arrivierten Profi-Konkurrenz aus Berlin, Hamburg, Magdeburg oder Flensburg die Stirn bieten kann.

"Das werden allein schon wegen dieser Namen sehr emotionale Spiele", mutmaßt der Spanier. Neben dem neunköpfigen Kieler Personal, das in der Vorsaison die Bundesliga-"Quali" meisterte, komplettieren fünf B-Jugendliche und die beiden externen Neuzugänge Jannick Boldt (HSV Hamburg) und Leon Sasse (BSV Berlin) das Team. Ein Saisonziel mag Raul Alonso noch nicht ausgeben. "Wir gehören zu den wenigen nicht Internat-Clubs und wollen uns erst einmal in der Klasse etablieren", sagt der 32-jährige A-Lizenzinhaber, der vor seinem Wechsel nach Kiel als Cheftrainer bei den Rhein-Main Bienen in der Frauen-Bundesliga tätig war. "Erfolg wird bei uns nicht an einer Platzierung gemessen. Wenn wir jährlich eine konkurrenzfähige Truppe entwickeln, wäre das schon ein Erfolg." Außerdem gilt die U19 auch als Unterbau für die zweite Männer-Mannschaft, die in der Oberliga spielt. Alonso: "Für den Einstieg in den Männerhandball die ideale Klasse."

Das Nachwuchskonzept des THW ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. In der C-Jugend beginnt eine zarte Auslese, spätestens in der B-Jugend soll ein leistungsorientierter Kader stehen. Da man sich nicht mit Mittelmaß zufrieden geben will, ist der THW permanent auf guten Nachwuchs angewiesen. Über mangelnden Zulauf neuer Spieler können sich Alonso & Co. indes nicht beschweren. Neben der eigenen Herde, die das Handballspielen bei Schwarz-Weiß gelernt hat, bieten sich immer wieder junge Talente dem THW an. Meist nehmen die Eltern der Jungs den Kontakt zum Verein auf. "Das Konzept unserer Jugendarbeit hat sich herumgesprochen", berichtet Alonso. Und das nicht nur in der Region. "Kürzlich schrieb mir ein Vater aus Israel. Der wollte seinen 17-jährigen Sohn bei uns unterbringen und hat dafür ein Video seines Filius' bei "You tube" eingestellt. Solche Anfragen bekomme ich immer wieder. Von Zypern war auch schon einer dabei. Ich muss den Spielern aber leider immer absagen, da wir keine Unterbringungsmöglichkeiten für sie haben."

Genau das ist eine große THW-Baustelle, die Alonso eines Tages nur allzu gern schließen würde: Der Aufbau eines Handball-Internats. 400.000 Euro jährlich würde eine solche Einrichtung verschlingen, errechneten jüngst Sportwissenschaftler der Kieler Universität. Da die Realisation des Projektes in Kiel dadurch utopisch erscheint, wäre Alonso zufrieden, gäbe es eine Kooperation mit den Schulen in der Region. "Es wäre ein Traum, wenn wir mit den Jungs in der Schulzeit zweimal am Vormittag trainieren könnten. Unverständlich, dass das, was in anderen Bundesländern selbstverständlich ist, nur bei uns, im Handball-Land schlechthin, nicht funktioniert. Nur - wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen, muss das irgendwann kommen." Nichtsdestotrotz hat der THW in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge das Jugendzertifikat erhalten.
Die Heimspiele A-Jugend-Bundesliga
11. Sept., 17 Uhr: MTV Braunschweig
25. Sept., 13 Uhr: Eintracht Hildesheim
8. Okt., 17 Uhr: HSV Hamburg
5. Nov., 17 Uhr: SG Flensburg-Handewitt
3. Dez., 17 Uhr: HA Leipzig/Delitzsch
29. Dez., 15 Uhr: HSV Insel Usedom
17. Febr., 19.30 Uhr: VfL Bad Schwartau
25. Febr., 17 Uhr: 1. VfL Potsdam
11. März, 15 Uhr: SC Magdeburg
17. März, 17 Uhr: SG Spandau/Füchse
22. April, 15 Uhr: TSV Anderten
Alle Spiele in der Helmut-Wriedt-Halle

Um irgendwann aber mal wieder einen echten Kieler Jung aus dem Nachwuchs in der Sparkassen-Arena zu sehen, müsse alles zusammenpassen, meint Alonso. "Wir arbeiten daran, aber das ist auch immer mit viel Glück verbunden."

Ein systematisches Scouting, wie aus dem Fußball bekannt, gibt es beim THW nicht. Ohne Beherbergung macht es keinen Sinn, auswärtige Spieler nach Kiel zu locken. Nichtsdestotrotz haben die THW-Coaches die auffälligen Akteure der Konkurrenten im Blick. "Ist einer interessant, suchen wir den Dialog mit seinem StammverKärnpft an vielen Schnittstellen für den Nachwuchs: Raul Alonso. Oft trainieren potenzielle Kandidaten schon einmal wöchentlich beim TWH mit, obwohl sie noch bei ihrem Heimatverein spielen. "Da können sich dann beide Seiten länger ihre Gedanken machen, ob ein Wechsel Sinn macht." Mit der Jugend-Bundesliga kommen auf die "Jungzebras" nicht nur über 3000 Kilometer im Mannschaftsbus, sondern auch ein ordentlicher Brocken an Arbeit und Entbehrungen zu. Raul Alonso weiß aber auch, dass in den Köpfen von 17- und 18-jährigen Jungs mehr als nur Handball herumspukt. "50 Prozent der Spieler macht beispielsweise bald Abitur. Das müssen wir berücksichtigen. Wir wollen hier niemanden verheizen. Aber dort, wo andere Clubs schon sind, müssen wir erst noch hin." Bei den Spielen der U-19-Bundesliga sind zwei Wischer Pflicht, Ordner sollen für einen reibungslosen Ablauf in der Halle sorgen, und für eine Stunde vor dem Spiel ist eine technische Besprechung angesetzt. Das, was der DHB für die neue Liga von den Clubs verlangt, steht in gewisser Weise auch symbolisch für die Jugendarbeit beim THW. Raul Alonso: "Wir alle müssen, wollen und werden zukünftig professioneller arbeiten."

Osten, Westen, Norden: Der DHB tickt anders

Für eine bessere Organisation seiner Leistungs-Ligen, und um den veränderten Bedingungen durch die Jugendarbeit der Bundesligavereine Rechung zu tragen, beschloss der Deutsche Handball-Bund (DHB) Anfang April die Einführung der Jugend-Bundesliga für die männliche Jugend A (U19). Sie ersetzt die Regionalligen der Regionalverbände. 48 Mannschaften treffen in vier Staffeln aufeinander. 44 Mannschaften kommen aus der Qualifikation der Regionalverbände. Diese setzen sich aus einer Sockelzahl von fünf Mannschaften pro Regionalverband zusammen, sowie anteilig der Mannschaftszahl der Jugend A und B. Die Plätze der Regional verbände sind für drei Jahre festgeschrieben. Die restlichen vier Teams haben den Sprung durch die Teilnahme am Final Four der deutschen Jugendmeisterschaft geschafft. Von der Option vier zur Verfügung stehender Wildcards hat die Handball-Bundesliga keinen Gebrauch gemacht. So durfte unter anderem der Bergische HC, der bei der SG Solingen angesiedelt ist, die Qualifikation bejubeln. Wildcard-Bewerber wie FA Göppingen oder der ThSV Eisenach fehlen allerdings nun in der neuen Spielklasse. Der deutsche A-Jugend-Meister wird in Hin- und Rückspiel zwischen den Gruppenersten und -zweiten der vier Staffeln ermittelt.

Wie in der Dritten Liga der Herren erfolgte die Staffeleinteilung nach geographischen Gesichtspunkten unabhängig von Verbandsstrukturen. Wenngleich die Bezeichnungen für einige Verwirrung sorgte. So sind die "Niederrhein-Clubs SG Solingen BHC, TuSEM Essen und HSG Düsseldorf "Nordlichter". Die Oststaffel erstreckt sich von Schleswig-Holstein über Niedersachsen bis nach Sachsen, während sich die Weststaffel vom saarländischen Völklingen bis nach Hessen zieht.

Oststaffel: HA Leipzig/Delitzsch, TSV Anderten Hannover, THW Kiel, MTV Braunschweig, SC Magdeburg, VfL Bad Schwartau, SG Flensburg-Handewitt, Eintracht Hildesheim, SG Spandau/Füchse Berlin, HSV Hamburg, 1. VfL Potsdam, HSV Insel Usedom.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2011)


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