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14.11.2011 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Handballer unter Schock

Fassungslosigkeit über Unfalltod der Methe-Zwillinge - "Freunde verloren"

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2011:

Balingen/Kiel. Der deutsche Handball ist fassungslos über den Unfalltod der Schiedsrichter Bernd und Reiner Methe. Die Zwillinge aus Vellmar waren am späten Freitagnachmittag aus noch ungeklärter Ursache auf einer Bundesstraße nahe Empfingen in den Gegenverkehr gekommen und dort frontal mit einem Lkw zusammengestoßen.
Durch die Wucht des Aufpralls hatte sich der neue Mercedes der Brüder, den diese erst am Morgen abgeholt hatten, unter den Brummi gebohrt. Beide sollen noch am Unfallort ihren Verletzungen erlegen sein. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf und sucht den Fahrer eines dritten Fahrzeuges als Unfallzeugen. Bernd Methe hinterlässt seine Ehefrau und einen Sohn, Reiner seine Ehefrau und zwei Söhne.

Methe/Methe waren zum Bundesligaspiel Balingen-Weilstetten gegen Magdeburg unterwegs, die Partie wurde abgesagt. Tragik am Rande: Der Mannschaftsbus des SCM passierte die Unfallstelle, ohne dass jemand wusste, wer in dem Auto gesessen haben könnte. Drei Stunden soll es gedauert haben, bevor die Polizei die Identität der Unglücklichen feststellte.

Bernd und Reiner Methe waren beliebt. Mit ihrer offenen und kommunikativen Art auf und abseits des Spielfeldes wurden die eineiigen Zwillinge dreimal in Folge zu Deutschlands Schiedsrichtern des Jahres gewählt. "Wenn es jemand verstanden hat, mit Spielern fair und ehrlich zu kommunizieren, dann diese beiden Schiedsrichter. Auch hatten sie viel Humor", sagte Kiels Rechtsaußen Christian Sprenger. Nach der Partie in Balingen hätten die Methes zurück nach Frankfurt/Main fahren sollen, um von dort aus zum Champions-League-Spiel Krim Ljubljana gegen Larvik HK zu reisen.

Der Tod des Schiri-Paares gibt somit der Termindiskussion im Handball einen neuen Anstoß. "Ich hoffe, dass jetzt mal ein Umdenken einsetzt und nicht nur der Kommerz im Mittelpunkt steht", erklärte Schiedsrichter-Chef Peter Rauchfuß. Lars Geipel, der mit Markus Helbig die Partie in Kiel geleitet hatte, stößt ins gleiche Horn. "Spitzenschiedsrichter sind stark belastet. 35 bis 40 Spiele pro Saison sind normal. Man umrundet mindestens einmal die Welt pro Jahr", berichtete Geipel. "Für unsere Tätigkeit opfern wir nahezu unseren gesamten Jahresurlaub." Man solle den internationalen Terminkalender minimieren.

Nicht nur die Spieler stöhnten seit Jahren, sondern auch die Referees, ergänzte der im Hauptberuf als Journalist tätige Geipel. Die Trauer um die Kollegen stand dennoch im Mittelpunkt. "Das hat mich fertig gemacht," sagte Marcus Helbig. "Bernd und Reiner waren nicht nur erstklassige Kollegen, die nicht zu ersetzen sind, sondern echte Freunde."

(Unter anderem von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.11.2011)


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