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30.04.2012 Handball international

Kieler Nachrichten: Ende des Entspannungskurses

Es knistert mal wieder zwischen dem Weltverband und den Spitzenclubs

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2012:

Kiel. Lange hatten die Diplomaten des Handballs im Stillen verhandelt. Und es sprach viel für ein Agreement zwischen den Clubs und der Internationalen Handball-Föderation (IHF). Die Zahlungen der IHF für die WM 2011 in Schweden hatten schließlich spürbar zur Entspannung zwischen den Parteien beigetragen. Doch plötzlich eskaliert der Konflikt wieder derart, dass auf Clubseite Vokabeln wie Boykott oder Klage fallen. "Was bleibt uns denn sonst anderes übrig?", sagt ein führender Vereinsfunktionär.
Auslöser der Eskalation ist die Erklärung der IHF, der Vereinigung Forum Club Handball (FCH) nun doch nicht Sitz und Stimme im Weltverband einzuräumen, so wie es die Europäische Handball-Föderation (EHF) längst getan hat. "Das stimmt", sagt Hassan Moustafa, der ägyptische IHF-Präsident. Als Grund gibt er einen fehlenden Beschluss des IHF-Kongresses in Marrakesch aus 2011 an. "Damals wollten wir die Clubs beteiligen, aber die europäischen Nationalverbände waren dagegen", lässt Moustafa wissen. In der Tat hatten die Vertreter der Schweiz, Belgiens und Norwegens dagegen gesprochen - freilich mit dem Argument, man dürfe den Vereinen nicht nur Pflichten auferlegen, sondern müsse ihnen auch Rechte zubilligen.

Die Clubs fühlen sich von Moustafa hinters Licht geführt, weil er ihnen vor vier Monaten dennoch ein Memorandum of Understanding in Aussicht gestellt habe. Die Rede ist von einer E-Mail aus der IHF-Zentrale, wonach Moustafa sich freue, einen Vorschlag für eine vertragliche Vereinbarung zu unterbreiten. Daraufhin waren die Clubs vom FCH-Vorstand informiert worden, bei der Generalversammlung in Köln am Rande des Final Fours könne über dieses Memorandum diskutiert werden.

Nun scheint dieses Ziel weiter entfernt denn je. "Überraschend hat die IHF erklärt, nicht in der Lage zu sein, das Memorandum mit den Clubs zu diskutieren", heißt es auf der Website der Cluborganisation. "Das ist ein großer Rückschritt", sagt Dierk Schmäschke (SG Flensburg), der gemeinsam mit Joan Marin (Atletico Madrid) und Tomas Jerzic (Celje) die Verhandlungen geführt hatte. "Das Verhalten der IHF ist für die Clubs nicht akzeptabel, wir werden gezwungen sein, uns dagegen zu wehren", erklärt FCH-Geschäftsführer Gerd Butzeck.

Weiterer Streitpunkt sind die Olympiaqualifikationsturniere. Vereine, Nationalverbände und Ligen lehnen diese zusätzlichen Termine bekanntlich ab. Moustafa hingegen plant für 2016 sogar sechs Turniere mit je vier Teams. Sein Argument lautet, nur so könnten sich die besten Mannschaften für das olympische Turnier qualifizieren: "Wenn man das wie früher macht, dann fahren die ersten Sieben einer Weltmeisterschaft, und zwischen der WM und Olympia liegen eineinhalb Jahre."

Auch die Erklärung der IHF, man werde für die Olympischen Spiele in London keine Versicherung für die Profis zahlen, weil das Turnier unter der Regie des IOC durchgeführt werde, verärgert die Clubs. "Wir sind nur der Organisator, wir haben nichts zu tun mit Olympischen Spielen", sagt Moustafa. "Dafür sind IOC und die Nationalen Olympischen Komitees zuständig." Die Vereine führen indes ins Feld, dass die IHF für dieses Turnier rund acht Millionen US-Dollar kassiert, ohne große Kosten tragen zu müssen.

(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2012)


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