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06.10.2012

Kieler Nachrichten: Die Handballwelt trauert um Erhard Wunderlich

Ehemaliger Nationalspieler starb im Alter von erst 55 Jahren an Hautkrebs - Stenzel: "Er war ein Genie, der Kompletteste"

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2012:

Düsseldorf. Die Handballwelt ist zutiefst bestürzt über den Tod eines ihrer ganz Großen: Erhard Wunderlich hat den Kampf gegen sein schweres Hautkrebsleiden verloren. "Sepp", wie der 2,04 Meter große Rückraumspieler von allen genannt wurde, starb am Donnerstagmorgen in Köln. Der gebürtige Augsburger wurde nur 55 Jahre alt und wird in seiner Heimatstadt beigesetzt.
"Ich war sehr geschockt, als ich das gehört habe", sagte sein ehemaliger Mitspieler Heiner Brand. Der frühere Bundestrainer Vlado Stenzel würdigte Wunderlich schlichtweg als "ein Genie. Er war der Beste. Er war der Kompletteste." Der Deutsche Handballbund (DHB) trauere um den Jüngsten der Weltmeister von 1978, schrieb der Verband auf seiner Internetseite. Auch der VfL Gummersbach, mit dem Wunderlich viele nationale und internationale Titel gewann, reagierte erschüttert: "Der VfL Gummersbach und alle Fans trauern um eine große blau-weiße Legende." Unvergessen sei der Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1983. Wunderlich spielte von 1976 bis 1983 für den VfL.

Stenzel, Brand und Wunderlichs früherer Mitspieler Kurt Klühspies erinnern sich an einen Handballer, der "im Angriff eines der größten Talente war, das wir je in Deutschland hatten. Er besaß ein unglaubliches Potenzial", wie Brand sagte. "Er hat gespielt wie ein junger Gott", meinte Stenzel. Für Klühspies waren Wunderlichs Spielkunst und Wurftechnik schlicht "ein Traum". 1999 wurde der 140-malige Nationalspieler Wunderlich als "Handballer des Jahrhunderts" in Deutschland geehrt.

"Er war ein bemerkenswerter Mensch mit einem gewissen Maß an Sturheit, die man braucht, um sich durchzusetzen", meinte Brand über den Jüngsten des WM-Team von 1978, das sich in Kopenhagen in einem dramatischen Finale mit 20:19 gegen die UdSSR durchsetzte. "Technik, Übersicht, Wurfkraft - er hatte mit die außergewöhnlichsten Fähigkeiten, die ein Handballer haben kann", sagte der ehemalige Bundestrainer.

Dieses Potenzial machte Wunderlich für das Ausland interessant. Nach Stationen beim FC Augsburg und in Gummersbach bot ihm der FC Barcelona einen Vierjahresvertrag - entlohnt werden sollte Wunderlich mit 2,5 Millionen Mark. Doch schon nach einer Saison kehrte er zum TSV Milbertshofen in die Bundesliga zurück und beendete 1991 beim VfL Bad Schwartau seine Karriere.

(aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2012)


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