25.11.2012 | Mannschaft |
Rene Toft Hansen: "Es ist ein Traum, für diesen Verein spielen zu dürfen." |
Seit seiner Jugend habe er diesen Traum vor Augen gehabt, wenn er nahezu täglich mit seinem Fahrrad die fünf Kilometer zur Trainingshalle in Roslev, rund 50 Kilometer nördlich von Viborg, zurücklegte. "Ich bin auf einem Bauernhof groß geworden, um den Hof herum gab es nicht viel außer Landschaft", sagt der Zwei-Meter-Mann mit einem Lächeln. "Da war Sport eine willkommene Abwechslung." Mit seinen vier Geschwistern wurde Hand- und Fußball auf dem Hof gespielt, zur Abwechslung versuchte sich Rene Toft Hansen auch im Badminton und Schwimmen. "Mit 14 musste ich mich dann entscheiden, welchen Sport ich intensiver betreiben möchte. Die Wahl fiel auf den Handball." Eine gute Entscheidung, wie der Däne heute findet. "Ich glaube nicht, dass ich es im Fußball bis zum Nationalspieler gebracht hätte."
An eine Karriere als Kreisläufer sei damals aber noch nicht zu denken gewesen. "Ich habe im Rückraum gespielt." Bei einem dänischen Sichtungslehrgang sei ihm dann aber der Mangel an Kreisläufer aufgefallen. "Im Rückraum waren wir vielleicht sechs, sieben richtig gute Spieler. Am Kreis aber gab es ein Loch." Rene Toft Hansen, der von seinen Freunden, Mitspielern und Fans am liebsten bei seinem Mittelnamen "Toft" gerufen wird, lacht bei dem Gedanken daran. "Ich habe die größte Chance darin gesehen, es am Kreis zu probieren. Plötzlich war ich Jugend-Nationalspieler. Unglaublich." Schließlich legte er mit seiner Entscheidung nicht nur den Grundstein für seine Karriere, sondern gab auch seinen Geschwistern gewissermaßen die Richtung vor: Sein Bruder Henrik (25), mit dem er zusammen bei AG Kopenhagen spielte und auch in der Nationalmannschaft auf Torejagd geht, steht jetzt am Kreis von Bjerringbro-Silkeborg. Sein Bruder Allan (16) ist als Kreisläufer im Sichtungsprogramm für die Jugend-Nationalmannschaft. Und seine Schwester Majbritt (19) ist Kreisläuferin beim dänischen Erstligisten Skive. "Wir sind - wenn man es so will - eine Kreisläuferfamilie. Nur meine zwölfjährige Schwester Jeanette spielt nicht am Kreis. Sie ist Linkshänderin und kann sich ihre Position aussuchen."
Unglaublich sei für ihn die Anfrage gewesen, zum THW Kiel zu wechseln. "Da musste ich nicht lange überlegen - solch ein Angebot bekommt man von der besten Mannschaft der Welt nur einmal." Jetzt lebe und spiele er in der Handballstadt schlechthin. "Ich bekomme jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich in die Sparkassen-Arena einlaufen darf. Es ist fantastisch, vor so vielen Menschen und in dieser Atmosphäre zu spielen." Er fühle sich wohl in der Stadt, und auch seine Freundin Kathrine habe schnell Anschluss gefunden. "Sie spielt jetzt in Owschlag Handball, das ist gut für sie", sagte Rene Toft Hansen. Viel von der Stadt Kiel habe er aber noch nicht gesehen, gibt er unumwunden zu. "Ich bin nicht so der Shopping-Freund und auch kein Tourist. Ich bin hier, um Handball zu spielen."
In der spärlichen Freizeit eines Kieler Handball-Profis suche er am liebsten Entspannung auf dem heimischen Sofa - oder bei Besuchen in Dänemark. "Meine Eltern haben auf dem Hof die Tiere zu versorgen, deshalb können sie nicht häufig nach Kiel kommen. Also fahre ich bei jeder Gelegenheit zu ihnen." Positiv wirke sich da aus, dass sich durch den Wechsel nach Kiel auch die Distanz zum elterlichen Hof verringert hat. "Ich fahre von Kiel aus eine halbe Stunde weniger als von Kopenhagen - da bleibt bei den Besuchen ein wenig mehr Zeit für die Familie." Die ist dem Kreisläufer sehr wichtig. "Sie ist das Größte und gleichzeitig mein Hobby." Mithelfen auf dem landwirtschaftlichen Hof, auf dem Rene Toft Hansen neben Rindern, Schweinen, Hühnern, Fasanen, Hunden und Katzen groß geworden ist, muss der Kreisläufer nicht mehr. "Meine Eltern haben mir mit Blick auf meine Karriere nahe gelegt, bei der Stallarbeit kürzer zu treten." Wieder schmunzelt der Däne, der abseits der Platte ein eher ruhiger Vertreter ist. Außer beim Autogrammeschreiben. "Davon kann ich nicht genug bekommen. Denn ich weiß noch, wie sehr ich mich als kleiner Junge gefreut habe, wenn ich von einem Star die Unterschrift ergattern konnte. Und diese Freude möchte ich heute weiter geben."
Weiter gegeben hätten ihm auch die Mannschaftskollegen eine Menge. "Alle helfen mir, das ist toll." Mit seinen Konkurrenten Patrick Wiencek und Marcus Ahlm gebe es keine Probleme. "Ich wusste vorher, was mich erwartet. Es ist eine Ehre für mich, von einem der weltweit besten Kreisläufer lernen zu dürfen. Und es ist eine Herausforderung, mein Wissen an Patrick weiter zu geben und zukünftig die lange Tradition der großen Kieler Kreisläufer fortzuführen." Das sei sein Ziel. "Ich möchte mit dem THW Kiel alles gewinnen - und wir haben die Qualität, um das zu tun."
(von Christian Robohm, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von Sascha Klahn)
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