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23.05.2013 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Jansen-Foul schockt HBL

HSV-Außen verletzt Nincevic mit Kopfstoß

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.05.2013:

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Hamburg. Ein Brutalo-Foul schockt die Handball-Bundesliga (HBL): 37 Sekunden vor Ende der Partie zwischen dem HSV Hamburg und den Füchsen Berlin streckte Torsten Jansen mit einem Kopfstoß seinen Gegenspieler Ivan Nincevic nieder. Der Berliner fiel bewusstlos zu Boden, erlitt eine tiefe Risswunde unter dem rechten Auge und zog sich zwei schwere Hämatome am Kopf zu. "Das Jochbein ist nicht gebrochen", sagte der Kroate gestern und gab zumindest leichte Entwarnung. "Mir ist nur schlecht und schwindelig."
Die Disziplinarkommission der HBL sperrte Jansen gestern vorsorglich für 14 Tage. Anschließend will sie die Höhe des endgültigen Strafmaßes für den 36-Jährigen festlegen, der mit einer saftigen Geldstrafe und einer zweimonatigen Sperre rechnen muss. Letzteres würde Spieler und Verein kaum treffen, hat der HSV doch nur noch zwei Spiele in der Liga zu bestreiten. Laut Uwe Stemberg, Spielleiter der HBL, kann Jansen nicht für das Halbfinale der Champions League gesperrt werden, in dem der HSV am 1. Juni in Köln auf den THW Kiel trifft. "Da sind die Regeln die gleichen wie im Fußball", sagte Stemberg, der Zeuge des Jansen-Fouls war, sich deshalb gegenüber den KN dazu aber nicht äußern wollte.

Dafür wurden andere Beteiligten umso deutlicher. "Ich habe es klar gesehen: Jansen hat ihn geköpft und ist wie ein kleines Kind weggelaufen", schimpfte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson nach der 25:28-Niederlage seiner Berliner in Hamburg. Sigurdsson hatte gesehen, was Andreas und Markus Pritschow (Stuttgart) erst im zweiten Anlauf erkannten - die Schiedsrichter hatten zunächst versehentlich Marcin Lijewski die Rote Karte gezeigt. Für Unverständnis sorgte zunächst HSV-Trainer Martin Schwalb, der bei der Pressekonferenz unmittelbar nach dem Spiel das Foul als "einen Zusammenprall" verniedlicht hatte.

Ob Nincevic rechtliche Schritte gegen Jansen wegen Körperverletzung einleiten wird, bleibt abzuwarten. "So weit denke ich jetzt noch nicht. Hauptsache gesund werden", meinte der Berliner Linksaußen, der für seine provokante Spielweise bekannt ist. Berlins Manager Bob Hanning war am Morgen nach der brutalen Attacke immer noch geschockt: "Provokation ist das eine. Aber das war Körperverletzung. Das hat im Handball nichts zu suchen. Nach dem Videostudium gibt es keine zweite Meinung."

Dass der HSV das Duell um den vierten Tabellenplatz in der Bundesliga gewonnen hatte, interessierte keinen mehr. Nachdem Nincevic auf einer Trage aus der Halle gefahren wurde, warfen sich die Spieler beider Teams den Ball gegenseitig zu und ließen die Uhr herunterlaufen. "Das zeigt, dass die Spieler und auch die allermeisten Zuschauer Fingerspitzengefühl haben", meinte Hanning.

Diesen fairen Sportsgeist erlebte Nincevic nicht - er war da schon auf dem Weg in ein Hamburger Krankenhaus. "Die fünf Zentimeter lange Wunde unter dem Auge wurde von innen und außen genäht. Diese Narbe habe ich jetzt mein ganzes Leben lang", sagte er. Noch in der Nacht wurde er auf eigenen Wunsch aus dem Krankenhaus entlassen. Er wollte nur noch eins: zu seiner Familie. Diese hatte das Spiel vor dem Fernseher verfolgt. "Meine Mutter ist zusammengebrochen. Meine Frau hat fürchterlich geweint. Der Schock für die Familie ist das Schlimmste für mich", sagte er.

Für Jansen, dessen Vertrag in Hamburg am Saisonende ausläuft, könnte die Attacke sogar das Karriere-Ende bedeuten. "Im Bericht steht Kopfnuss im laufenden Spiel", sagte Hanning. "Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass Torsten 36 Jahre lang ein einwandfreier Sportler war und viel für den deutschen Handball getan hat." Jansen hat sich inzwischen entschuldigt. "Das bedauere ich sehr. So etwas habe ich in 13 Profi-Jahren noch nicht gemacht", sagte der Weltmeister von 2007, der gestern mit Nincevic telefonierte. "Da ist mir eine Sicherung durchgebrannt. Ich hoffe, dass es Ivan schnell besser geht."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.05.2013)


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