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Stefan Adam:
"Machen Sie sich um den THW Kiel bitte keine Sorgen!"
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Stefan Adam hat zur Zeit viel
Arbeit. Als Geschäftsführer des THW Kiel mit den Kerngebieten
Finanzen, Marketing und Kommunikation bereitet der 40-Jährige,
der noch bis Januar beim Bergischen HC wirkte, den Deutschen
Meister im Umfeld auf die kommende Spielzeit vor. Noch gilt
sein Fokus der täglichen Arbeit, aber allmählich rückt auch
das Saison-Eröffnungsspiel um den Supercup gegen die SG
Flensburg-Handewitt (am 20. August in Bremen) ins Bewusstsein
und lässt die Vorfreude auf die neue Spielzeit wachsen. In
einem ausführlichen Interview sprach
Stefan Adam über den Stand der Dinge
beim Double-Gewinner 2013.
- HBL:
-
Die Zeit zwischen den Spielzeiten ist normalerweise die
Hochzeit der Vereinsverantwortlichen. Haben Sie gerade
gut zu tun?
- Stefan Adam:
-
Die Tage sind voll. Das ist aber nicht nur aktuell so. Ich
habe, seitdem ich in Kiel arbeite, noch keinen Tag eine echte
Auszeit nehmen können. Das ist aber auch nicht dramatisch und
nichts wirklich Neues für mich. Ende Januar habe ich den Job
hier übernommen. Der THW war noch in allen drei Wettbewerben
vertreten. Ich musste mich parallel dazu einarbeiten und wollte
natürlich möglichst viel in möglichst kurzer Zeit kennen lernen.
Zudem habe ich mich schnell auch mit jenen Themen beschäftigt,
in denen ich hier Veränderungen vornehmen möchte. Da war es
schon die logische Konsequenz, dass es in der Sommerpause
besonders intensiv wird.
- HBL:
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Wie ist denn beim THW der Stand der Vorbereitungen?
- Stefan Adam:
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Die Zugänge haben sich schnell sehr gut zurechtgefunden und
passen hervorragend in die Mannschaft. Alle drei sind
top-vorbereitet hier in Kiel eingetroffen. Das einzige, was
uns noch ein wenig Kopfschmerzen bereitet, ist die Tatsache,
dass sich zum Ende der vergangenen Saison gleich mehrere
Spieler operieren lassen mussten. Bei
Aron Palmarsson war eine
Knieoperation notwendig geworden,
Rene Toft Hansen musste sich einem
Eingriff am Ellbogen unterziehen und
Niclas Ekberg wurde am Fuß operiert.
Sonst läuft alles soweit nach Plan. Am Ende dieser Woche fährt
die Mannschaft in ein rund zehntägiges Trainingslager nach
Dänemark. Und wer unseren Trainer
Alfred Gislason kennt, der weiß,
dass da ein anspruchsvolles Programm auf die Spieler wartet.
Und danach freuen wir uns auf den Supercup gegen Flensburg
und auf das ein paar Tage zuvor stattfindende Abschiedsspiel
für Marcus Ahlm, bei dem viele
ehemalige THW-Stars mit dabei sein werden.
- HBL:
-
Personell wird trotz der Insolvenz von Atletico Madrid und
einigen Unruhen rund um die Spieler
Christian Zeitz und
Domagoj Duvnjak nichts mehr
passieren?
- Stefan Adam:
-
Das alles hat keinen wirklichen Einfluss auf unsere internen
Planungen gehabt. Natürlich gehört es medial dazu, dass der
THW Kiel immer wieder im Zusammenhang mit großen Transfers
genannt wird. Aber Domagoj Duvnjak
wird definitiv erst 2014 zu uns kommen. Etwas anderes ist mit
keinem der Beteiligten jemals diskutiert worden. Und die
Sommerloch-Irritationen um
Christian Zeitz sind mittlerweile
bekanntlich abgehakt. Was Madrid angeht: Es macht für uns nur
dann Sinn, sich aus der Konkursmasse eines Klubs zu bedienen,
wenn der jeweilige Spieler in unser Konzept passt. Und unser
Konzept steht bereits seit Längerem und ist aus unserer Sicht
sowohl kurz- als auch langfristig schlüssig.
- HBL:
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Dann müsste doch die Vorfreude auf die Saisoneröffnung und das
Spiel um den Supercup am 20. August gegen Flensburg allmählich
steigen.
- Stefan Adam:
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Das ist auch so, auch wenn es mir gegenwärtig noch so vorkommt,
als sei der letzte Spieltag der vergangenen Saison gerade mal
eine Woche her. Der Saisonstart-Modus ist noch nicht richtig
aktiviert. Das wird sich aber spätestens mit den letzten
Testspielen sicherlich ganz schnell ändern. Dann steigt das
Fieber. Und dann können wir, die eher im Hintergrund arbeiten,
auch mal kurz durchatmen.
- HBL:
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Welche Bedeutung hat denn das Match um den Supercup in Bremen?
- Stefan Adam:
-
Eine hohe, weil der THW grundsätzlich immer den Anspruch hat,
um jeden Titel mitzuspielen und ihn bestenfalls auch zu gewinnen.
Es ist zudem quasi der letzte Test vor dem Saisonauftakt - und
das unter echten Titel-Wettkampfbedingungen. Zudem ist das
Prestige dieses Spiels gar nicht hoch genug zu bewerten. Da
spielen nicht nur zwei der ärgsten Nordrivalen gegeneinander,
sondern auch der Erste gegen den Zweiten der Vorsaison - und
das gilt sowohl für die Meisterschaft als auch für den Pokal.
Von der Dramaturgie her geht das vermutlich nicht besser. Das
wird ein erstes heißes Match.
- HBL:
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Der Standort Bremen ist neu für das Match um den Supercup.
- Stefan Adam:
-
Wir finden das grundsätzlich gut. Auch weil für uns die
Reiselogistik eine etwas einfachere wird. Zudem werden auch
die Fans aus Kiel und Flensburg sehr viel kürzere Wege haben
und hoffentlich auch in größerer Zahl anreisen als zuletzt
nach München. Bremen ist ein interessanter Standort, der sich
zudem mit großem Engagement darum beworben hat, die
Veranstaltung auszurichten.
- HBL:
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Nur wenige Tage danach kommt mit dem Bergischen HC der Klub
nach Kiel, bei dem Sie bis Januar dieses Jahres die Geschicke
lenkten.
- Stefan Adam:
-
Dass der BHC die sofortige Rückkehr in die 1. Liga geschafft
hat, ist ein Produkt konsequenter und langjähriger Arbeit
aller Beteiligten und freut mich sehr. Natürlich habe ich
noch zu sehr vielen BHC-Wegbegleitern einen engen Draht. Das
hat dann auch dazu geführt, dass viele bei mir angerufen haben,
um noch ein paar gute Tickets für das Spiel zu bekommen. In
Kiel ist das bekanntlich fast unmöglich. Ich freue mich auf
das erste Heimspiel gegen den BHC, ich finde das klasse. Es
gibt im BHC-Team einige Spieler, die zum ersten Mal vor dieser
großartigen Kulisse spielen werden. Es wird also für einige
ein besonderes Spiel.
- HBL:
-
Für die kommende Saison prognostizieren viele Experten
einen Machtwechsel in der Bundesliga.
- Stefan Adam:
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Das ist ein abendfüllendes Thema. Es wird ja von vielen Experten
prophezeit, dass der THW nicht mehr der haushohe Favorit der Liga
sein wird, wie noch in den vergangenen Jahren. Wir selbst sehen
das relativ entspannt und konzentrieren uns ausschließlich auf
uns und die Dinge, die wir beeinflussen können. Wir wissen, dass
wir den Umbruch und den gezielten Verjüngungsprozess in der neuen
Saison konsequent fortsetzen werden. Dazu gab es keinerlei
Alternative. Das bedeutet natürlich auch, dass wir möglicherweise
zunächst nicht mehr die Dominanz der vergangenen Jahre ausstrahlen
werden können. Wir empfinden diese Situation alle als extrem
spannend. Wir müssen nun intensiv in allen Bereichen hart arbeiten,
um dem Anspruch - der übrigens noch immer derselbe ist wie in den
vergangenen Jahren - um alle Titel mitzuspielen, wieder gerecht
werden zu können.
- HBL:
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Also ist mit dem THW zu rechnen?
- Stefan Adam:
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Machen Sie sich um den THW Kiel bitte keine Sorgen! Wir haben
nach wie vor ein tolles Team mit vielen Weltklassespielern, einen
hervorragenden Trainer, großartige Fans und ein positiv verrücktes,
gewachsenes Umfeld. Was am Ende der nächsten Saison dabei
herauskommt, werden wir sehen. Es ist ja auch mal ganz interessant,
wenn andere die vermeintliche Favoritenrolle innehaben. Als 2011
beispielsweise der HSV Deutscher Meister wurde, ist das Abendland
in Kiel überraschenderweise auch nicht untergegangen, auch wenn
wir die Schale naturgemäß lieber in Kiel stehen haben. Die
Rückmeldungen von der riesigen THW-Fanbasis gehen übrigens
ebenfalls in diese Richtung. Viele freuen sich auf einen neuen,
jungen THW.
- HBL:
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Können Sie verstehen, dass es Leute gibt, die den THW mögen,
sich aber dennoch mal einen anderen Deutschen Meister wünschen?
- Stefan Adam:
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Natürlich, aber damit können wir uns nicht ausführlicher
beschäftigen. Wir sind nach der Wahrnehmung vieler Handball-
und Sportfans ein sehr erfolgreicher, sympathischer und
geerdeter Traditionsverein, der einerseits professionell,
andererseits aber auch familiär geführt wird. Und ich muss
und will mit unserem gesamten Team rund um den THW dafür
Sorge tragen, dass wir dem Anspruch, Titel zu gewinnen,
auch weiterhin gerecht werden.
- HBL:
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Was halten Sie davon, dass Bundesliga-Handball im TV
künftig mittwochs statt dienstags gezeigt wird?
- Stefan Adam:
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Ich halte den Mittwochabend keineswegs für einen schlechteren
Termin. Entscheidend ist, dass der Mittwoch sich schnell als
TV-Handballtermin etabliert. Und das funktioniert nur, wenn
er neben dem Sonntag ein wirklich verlässlicher Termin wird.
Ich möchte die Diskussion über einen einheitlichen und
verlässlichen Spielplan an dieser Stelle nicht erneut
strapazieren. Neben dem Termin ist aber auch die Qualität
der Spielpaarung natürlich mitentscheidend. Top-Spiele
generieren nach wie vor die höchste Reichweite und sind auch
für die Nachverwertung in den großen öffentlich-rechtlichen
Sendern am interessantesten.
(Das Interview führte die DKB HBL)