THW-Logo
22.02.2014 Champions League

Kieler Nachrichten: Abpfiff: THW und AEK Athen sitzen in einem Boot

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.02.2014:

Die Champions League der Handballer steht offenbar vor einer grundlegenden Reform. Mitte März soll entschieden werden, ob sie bereits in der Saison 2015/2016 ein ganz neues Gesicht bekommt. Treibende Kräfte sind unter anderem der FC Barcelona, Polens Meister Vive Targi Kielce, RK Zagreb (Kroatien) und MKB Veszprem (Ungarn). Klubs, die ein Schicksal eint: Sie sind zu gut für ihre Ligen, Heimspiele verkommen zu Langeweilern, die auch ihre Sponsoren wenig begeistern.
Um ihr Titel-Abo zu verlängern, wären Etats, die teilweise im zweistelligen Millionenbereich liegen, nicht nötig. Barcelona beispielsweise würde die von großen Finanzsorgen geplagte "Liga Asobal" mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mit einem Drittel des aktuellen Budgets dominieren. Wer aber die Champions League gewinnen will, muss mittlerweile solche Etats auf die Beine stellen können, nur refinanzieren lassen sie sich schwerlich. Die Europäische Handball-Föderation (EHF) schüttet als Veranstalter alljährlich rund drei Millionen Euro aus der Zentralvermarktung an die 24 Vereine aus, die sich qualifizieren konnten. Doch wer das lukrative "Final4" in Köln verpasst, erhält aus diesem Topf nicht mehr als 150000 Euro. Zu wenig. Geld lässt sich für Barcelona, Veszprem & Co. nur durch Heimspiele gegen namhafte Gegner verdienen, deshalb, so der Wunsch, soll es davon bald mehr geben.

Der Plan sieht so aus: Die Top-Klubs spielen in zwei Achter-Gruppen sechs Plätze für ein Viertelfinale aus. Die Vereine, die in der Rangliste jenseits von Platz 16 angesiedelt sind, ermitteln in zwei Gruppen, die jeweils bis zu zwölf Mannschaften umfassen können, die beiden fehlenden Starter für die erste K.o.-Runde. Ginge es nach dem FC Barcelona, würde die mit einem Achtelfinale beginnen, was im Vergleich zum aktuellen System ein Plus von insgesamt vier Spielen zur Folge hätte. Die Bundesliga, die mit ihren 18 Vereinen die größte Europas ist, hat das bereits mit Verweis auf den engen Terminkalender abgelehnt.

Für die Bundesligisten hätte die Reform zur Folge, dass in der A-Liga nur noch zwei (bislang vier) vertreten wären, zwei weitere könnten allerdings noch den Umweg über die B-Liga nehmen. Für sie wäre eine solche Gruppenphase wirtschaftlich nur bedingt interessant, aber für einen Verein wie AEK Athen beispielsweise hätte diese B-Liga durchaus ihren Charme. Griechenlands Double-Sieger ist derzeit nicht in der Lage, sich für die Champions League zu qualifizieren. Aber mit der "Light-Version" könnte der Verein seinen Sponsoren und Fans zuverlässig eine internationale Bühne bieten, den Etat Schritt für Schritt erhöhen und sich mittelfristig vielleicht sogar zu einem A-Team mausern.

Der THW Kiel hat der Reform zugestimmt, obwohl gerade der Branchenprimus angesichts seiner stets gut ausgelasteten Halle extrem darunter leiden würde, sollte er einmal die Qualifikation für die A-Liga verpassen. Da Top-Adressen wie der FC Barcelona aber nicht mehr ausschließen, die Handballsparte wegen Sinnlosigkeit zu schließen, ist die moderate Erweiterung der Königsklasse ein sinnvoller Kompromiss. Einer, der auch für Eurosport interessant sein könnte. Der TV-Sender wird von der EHF genötigt, alle Auftritte der deutschen Teilnehmer zu übertragen. Was bei der Flut an Spielen gegen oft chancenlose Gegner zu Quoten von durchschnittlich lediglich 125000 Zuschauern führt, eine Größenordnung, die für Sponsoren uninteressant ist. Die bei Eurosport deshalb zu Sparmaßnahmen führen, die dem Handball nicht dienen: Beispielsweise die, ihre Kommentatoren nur noch selten live aus den Hallen berichten zu lassen.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.02.2014)


(22.02.2014) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite