01./02.04.2014 - Letzte Aktualisierung: 02.04.2014 | Mannschaft |
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Am 16. April ist Schluss: Dominik Klein
geht nach der Geburt seines Sohnes Colin Marcel in die Elternzeit
und steht dem THW Kiel erst wieder in der Saison 2015/2016 zur
Verfügung.
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Robohm |
Anschließend setzt der Linksaußen erst einmal einen Punkt hinter seine erfolgreiche Karriere und verabschiedet sich in die Elternzeit. "Ich weiß, dass viele meiner Kollegen, die wie ich Familienväter geworden sind, darüber nachdenken", sagt der 30-Jährige, der vor fünf Wochen erstmals Vater wurde. "Aber ich ziehe das jetzt durch." Auch um seiner Frau Isabell - die Kapitänin der Handball-Nationalmannschaft spielt in der Bundesliga für den Buxtehuder SV - so ein zügigeres Comeback in den Leistungssport zu ermöglichen. "Ich will aber auch einfach unseren Sohn intensiver erleben", sagt Klein, der sich nicht mehr länger damit begnügen will, bei den Auswärtsfahrten das Aufwachsen von Colin Marcel zeitversetzt per Handybilder nachvollziehen zu müssen. Er hätte darüber nachgedacht, unmittelbar nach der Geburt des Sohnes den Ball bis Juni 2015 aus der Hand zu legen. "Aber ich wollte meiner Mannschaft noch auf dem Weg zur Meisterschaft helfen", sagt Klein. "Nach dem Mannheim-Spiel ist es aber endgültig vorbei."
Der Linksaußen, der auch als Zeremonienmeister der THW-Partys eine Schlüsselrolle hat, bot aber an, bei Bedarf diese Aufgabe zu übernehmen. "Sollte sich kein Ersatz finden, komme ich dann noch einmal aus der Elternzeit zurück." Bundestrainer Martin Heuberger, der den 186-maligen Nationalspieler fest für die wichtigen Play-Off-Spiele im Juni gegen Polen eingeplant hatte, versprach Klein, dass er trotz der Auszeit weiter auf ihn setzen werde. "Die Tür ist nicht zu, ich habe großes Verständnis für die Situation der Familie Klein." Auch Alfred Gislason, sein Vereinstrainer, reagierte vergleichsweise gelassen auf die im Profihandball wohl einmalige Entscheidung. "Das wäre zu meiner Zeit als Aktiver zwar undenkbar gewesen", sagt der Isländer. "Aber er muss natürlich damit leben, dass ich ab jetzt auf dieser Position auf meinen Landsmann Sigurdsson setze." Taktisch sei ein Linksaußen mit Kreisläufern wie Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen kurzfristig zu ersetzen, aber das ginge nicht für eine ganze Saison. Da neben Klein (Vertrag bis 2016) bislang nur Nachwuchskraft Rune Dahmke zur Verfügung stünde, so Gislason, müsse der THW sich bis zur Klein-Rückkehr in der Saison 2015/2016 um einen weiteren Linksaußen bemühen.
Der THW hat die Möglichkeiten überprüft, den Trainings- und Spielbetrieb an den Betreuungswunsch seines langjährigen Angestellten anzupassen. Leider, so die Rechtsabteilung, sei dies nicht zu gewährleisten gewesen. Deshalb müsse der Verein den gesetzlich verankerten Anspruch akzeptieren. In seiner Presseerklärung weist der THW aber darauf hin, dass "Dominik Klein nach seiner Rückkehr keinen Anspruch auf einen Einsatz an seiner bisherigen Position hat".
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 01.04.2014)
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.04.2014:
Seine Frau traut ihm zu, trotz des Handballs ein fürsorglicher Vater zu werden. "Wenn er zu Hause ist, übernimmt er mit großer Begeisterung alle Pflichten", sagt Isabell Klein, die Kapitänin des Handball-Nationalteams ist und in der nächsten Saison wieder für den Buxtehuder SV spielen will. Der Bundesligist kam ihr entgegen, drei der acht Trainingseinheiten pro Woche darf die Linkshänderin in Kiel absolvieren. Trotzdem wird sie bis zu fünfmal in der Woche im Auto sitzen, um ins 75 Minuten entfernte Buxtehude zu fahren. "Ich werde den kleinen Mann ab und zu mitnehmen", sagt Klein. "Neben der Halle wohnen ein paar nette Damen, die angeboten haben, sich um ihn zu kümmern." Bisher mache er einen sehr pflegeleichten Eindruck. Sollte sich das ändern, würde sie auch ihre Pläne überdenken. "Ich denke aber, dass es für Kinder wichtig sein sollte, zufriedene Eltern zu haben." Nach der Stillphase, so das Klein-Konzept, wird in ein, zwei Nächten pro Woche der Vater die Verantwortung übernehmen, damit die Mutter in Buxtehude ausschlafen kann. "Ich weiß, dass es Situationen geben wird, in denen Colin seine Mutter braucht", sagt die 29-Jährige. "Aber das ist auch meinem Verein bewusst." Eltern und Schwiegereltern haben bereits ihre Hilfe angeboten. "Wir wollen keine Weihnachtsgeschenke", sagt Isabell Klein, "sie sollen uns lieber einmal im Monat besuchen".
Ihr Mann war von der großen Resonanz seitens des Freundeskreises und der Fans völlig überrascht. Rund die Hälfte gratulierte ihm zu seiner Entscheidung. "Das zeigt, dass dieser Aprilscherz ein sensibles Thema getroffen hat", sagt der 30-Jährige. Tatsächlich würde er sich eine Diskussion darüber wünschen, welche Optionen es für Leistungssportler geben könnte. "Ich beneide alle, die Elternzeit nehmen", sagt er, "auf keinen Fall wollte ich mich darüber lustig machen". Würde er bis zum Sommer 2015 aussetzen, wäre er aber nicht mehr in der Verfassung, um für einen Top-Verein wie den THW zu spielen. Auch das Kapitel Nationalmannschaft wäre dann vorzeitig beendet. Außerdem seien sie beide noch zu handballverrückt. "Vielleicht mache ich es beim zweiten Kind", sagt Klein. "Und das ist kein Scherz."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.04.2014)
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