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23.04.2014 Karten

Kieler Nachrichten: Teure Hallenmiete, geringe TV-Gelder, Sponsoren-Suche schwieriger: Höhere Ticketpreise sollen es richten

THW bittet die Fans zur Kasse

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.04.2014:

Kiel. Der THW Kiel erhöht für die kommende Saison die Preise für rund 6000 Dauerkarten um bis zu sieben Prozent. Die Preise für Stehplätze und Sitzplätze in den oberen Rängen bleiben stabil. "Wir wollen nur die stärkeren Schultern belasten", sagt Helmut Wünderlich, der im Aufsichtsrat des Handballmeisters für die Finanzen zuständig ist.
Der Bruttopreis für eine Karte der ersten Kategorie steigt von 742 auf 793 Euro, die Kategorie sechs kostet 429 Euro (bislang 404). Die Eintrittspreise im Europapokal sollen unverändert bleiben. Zum Vergleich: Die teuerste Dauerkarte bei der SG Flensburg kostet 550 Euro, was vom aktuellen Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen noch unterboten wird: 504 Euro, mit Treue- und Frühbucher-Rabatt 406. Die Löwen werden aber die Preise für Einzeltickets anheben und Top-Zuschläge für Spiele wie gegen Kiel verlangen. Für Wünderlich ein Vergleich, der hinkt. "Wir zahlen die höchste Hallenmiete in der Liga." Wie viel? Dazu will er sich nicht äußern, aber angeblich überweist der THW pro Saison deutlich mehr als eine Million Euro für die Nutzung der ehemaligen Ostseehalle, die von der Stadt Kiel 1998 als Sanierungsfall an die neuen Eigentümer Provinzial, Citti und Kieler Nachrichten verkauft worden war.

Zuletzt erhöhte der THW die Preise vor drei Jahren. Wünderlich, der eine zusätzliche Bruttoeinnahme von 195000 Euro errechnete, hofft auf das Verständnis der Fans. "Es wird immer schwerer, in der Region Sponsoren zu finden. Die Kieler Wirtschaft stößt an ihre Grenzen", sagt der Druckereibesitzer, der hofft, dass der THW künftig für nationale und internationale Unternehmen interessanter werden wird. Problematisch sei dabei aber in doppelter Hinsicht die mangelnde Fernsehpräsenz.

Handball findet bei Sport1 und Eurosport nur noch vor einem Spartenpublikum statt, die Quoten liegen regelmäßig unter denen, die Fußballspiele in der Dritten Liga erzielen. Plattformen, die Sponsoren wenig reizen. Entsprechend gering sind die TV-Einnahmen für den THW, der jährlich nur rund 160000 Euro erlöst. Zum Vergleich: Fußball-Drittligist Holstein Kiel erhält pro Saison rund 700000 Euro. Bereits in der ersten Runde um den DFB-Pokal gibt es 100000 extra, bei einer Liveübertragung deutlich mehr.

Sportliches Ziel soll bleiben, alle Titel zu gewinnen, so Wünderlich, aber am Ende der Saison müsse ein Gewinn stehen: "Den investieren wir dann in die Mannschaft." Das vergangene Geschäftsjahr schloss der Rekordmeister mit einem Minus von mehr als 400000 Euro ab. Es seien Fehler gemacht worden, sagt Wünderlich, der seit Januar 2013 im Aufsichtsrat sitzt. "So war aus heutiger, rein wirtschaftlicher Sicht, die Verpflichtung von Daniel Narcisse einer." Der Franzose, der die Kieler zu zwei Champions-League-Siegen führte, kostete den Verein im Sommer 2009 eine Ablöse von mehr als einer Million Euro.

Die Zeit der Ablösen, die mit einer siebenstelligen Abschreibung auch die jüngste Bilanz rot einfärbte, soll, so Wünderlich, vorbei sein: "Das kommt nur noch in absoluten Ausnahmefällen in Frage." Mit den zusätzlichen Einnahmen soll, so Wünderlich, "die Basis geschaffen werden, um langfristig absolut erstklassig zu bleiben". Spätestens die Löwen-Niederlage hätte verdeutlicht, dass der aktuelle Kader für die Dreifachbelastung zu klein sei. Deshalb wolle man sich die Option bewahren, neben dem Hamburger Domagoj Duvnjak und dem Flensburger Steffen Weinhold (ersetzt Christian Zeitz/Veszprem) einen weiteren Spieler zu verpflichten.

Wünderlich widerspricht außerdem der allgemeinen Wahrnehmung, dass die Gehälter in der Bundesliga sinken: "Die Preise für die Spieler, die uns helfen können, sind von dieser Entwicklung nicht betroffen." Tatsächlich halten Vereine wie MKB Veszprem oder Targi Kielce, die von deutlich günstigeren Steuersätzen profitieren, oder der von potenten Investoren aus dem Emirat Katar finanzierte französische Spitzenverein Paris St.-Germain das Gehaltsniveau für Fachleute konstant hoch.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.04.2014)


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