03.05.2014 | Bundesliga |
In Absprache mit anderen Managern schrieb er, dessen Mannschaft im Halbfinale knapp gegen Berlin (28:30) verloren hatte, einen Protestbrief an die Verantwortlichen im DHB und der HBL. DHB-Präsident Bernhard Bauer, mit Hanning als Hoffnungsträger des kriselnden Verbandes gewählt, stellte sich prompt hinter ihn. Die Liga, so seine Argumentation, hätte bereits vor der Wahl von dieser Doppelfunktion gewusst. In der Sache hat Bauer Recht. Der Bundestag, in dem auch die Vertreter der Liga sitzen, hatte Hanning sogar einstimmig zum neuen starken Mann im DHB bestimmt. Da die Schiedsrichter auch auf eigenen Wunsch im Ressort "Leistungssport" angesiedelt sind, fallen sie automatisch in die Zuständigkeit des entsprechenden Vizepräsidenten.
Wer es mit Hanning hält, verweist auf dessen Vorgänger: Horst "Hotti" Bredemeier (GWD Minden) füllte diese Doppelrolle über Jahre aus, ohne dass sich jemand daran störte. Aber: Hanning gibt seit seiner Beförderung den Erneuerer, lässt keine Gelegenheit aus, bei der er das "Wir" zwischen Verband und Liga betont, das in der Ära zuvor stark verkümmert war. Wer das "Wir" so strapaziert, sollte aber über das nötige Fingerspitzengefühl verfügen, es auch zu leben. Daran mangelt es Hanning offenbar, kanzelte er doch unmittelbar nach dem Pokalfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt (22:21) den besiegten Manager Dierk Schmäschke ("Das ist für mich kein relevanter Ansprechpartner") öffentlich ab.
Im Gegensatz zu Bredemeier sitzt er bei den Spielen seiner Füchse stets auf der Bank, ein Affront für Geerken & Co, die sich aber den Vorwurf gefallen lassen müssen, erst als Verlierer zum Stift gegriffen zu haben. Nicht nur in den Augen von Peter Rauchfuß, dem mächtigen Schiedsrichterwart des DHB, eine "unfaire" Aktion, zumal dieser Brief auch den Medien zugespielt wurde. Rauchfuß stärkt Hanning, der selbst die Thematik nicht kommentieren will, erwartungsgemäß den Rücken. "Es wäre besser gewesen, dieses Thema auf einer Ligaversammlung zu besprechen", argumentiert Rauchfuß nicht zu Unrecht. Für die Schiedsrichter sei es sehr wichtig, ein Sprachrohr in einer entsprechend hohen Position zu haben. So hätte Hanning beispielsweise die Weichen dafür gestellt, dass sie in der kommenden Saison mit Headsets der neuesten Generation ausgerüstet werden. Rauchfuß versichert zudem, dass sich Hanning "noch nie" in das Tagesgeschäft eingemischt habe, also in die Terminpläne der Gespanne. Das sei allein seine Aufgabe, so Rauchfuß.
Eine mögliche Lösung: Die DHB-Statuten gestatten, dass nicht automatisch der Vizepräsident den Vorsitz übernehmen muss. Da mit Volker Zerbe, Hannings Assistent bei den Füchsen, ein weiterer Berliner dieser achtköpfigem Schiri-Kommission angehört, wäre ein erster Schritt der Deeskalation der, dass Hanning den Vorsitz abgibt. Oder sich nach Bredemeier-Vorbild nicht mehr auf die Bank setzt. Vorausgesetzt, das "Wir" ist für ihn nicht nur ein Lippenbekenntnis.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2014)
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