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02./03.02.2003 - Letzte Aktualisierung: 03.02.2003 WM 2003 / Nationalmannschaft

Schade! Deutschland verpaßt Titel - Außenseiter Kroatien Weltmeister

DHB-Team konnte Ausfall von Zerbe und Kretzschmar nicht kompensieren

Update #3

Damit hatte keiner gerechnet: Kroatien ist Weltmeister.
Damit hatte keiner gerechnet: Kroatien ist Weltmeister.
Es hat nicht sollen sein: Die DHB-Auswahl konnte am heutigen Abend in Lissabon den Triumph von 1978 nicht wiederholen. Mit 31:34 (18:20) unterlag die Mannschaft von Heiner Brand einer kroatischen Nationalmannschaft, die kaum ein Experte vorab auf der Rechnung gehabt hatte. Mit dem Weltmeistertitel 2003 kann Kroatien nach dem Olympiasieg 1996 den größten Triumph seiner Geschichte feiern.
Glückwunsch an Davor Dominikovic und sein kroatisches Team zum Weltmeister-Titel, Glückwunsch aber auch an Henning Fritz, Klaus-Dieter Petersen, Christian Zeitz und die gesamte DHB-Auswahl zum "Vize" und einer tollen WM-Leistung.

War mit Fingerbruch zum Zuschauen verdammt: Stefan Kretzschmar.
Klicken Sie zum Vergrößern! War mit Fingerbruch zum Zuschauen verdammt: Stefan Kretzschmar.
Die DHB-Auswahl mußte auf Stefan Kretzschmar verzichten, der Magdeburger Linksaußen hatte sich im Spiel gegen Kroatien einen Fingerbruch an der Wurfhand zugezogen. Mit auf der Bank saß zwar Volker Zerbe (Oberschenkeverletzung), doch der 2,11 Meter große Rückraumspieler des TBV Lemgo sollte nur im absoluten Notfall zum Einsatz kommen. Aber auch die Kroaten gingen gehandicapt in die Partie: Kapitän Slavko Goluza hatte sich im Halbfinale eine Nackenverletzung zugezogen, zudem steckten dem Olympiasieger 80 Minuten gegen Spanien in den Knochen.

Durch den Ausfall von Zerbe mußte die deutsche Deckung umorganisiert werden, Dragunski stand neben Petersen im Mittelblock. In der Offensive übernahm zunächst Christian Zeitz die Rolle von "Zebu". Deutschland kam gut in die Partie und führte nach wenigen Minuten 4:2 (6.) und 5:3 (7.), doch Kroatien nutzte die erste Zeitstrafe gegen Dragunski zur 6:5-Führung (10.). Besonders auffällig bei den Kroaten waren in der Anfangsphase die Rückramspieler Metlicic und Balic.

Christian Zeitz - hier bei seinem Treffer zum 11:11 -  konnte heute Volker Zerbe nicht ersetzen.
Christian Zeitz - hier bei seinem Treffer zum 11:11 - konnte heute Volker Zerbe nicht ersetzen.
Nun legte der Olympiasieger von 1996 vor und erhöhte seinen Vorsprung von 9:8 (13.) auf 11:8 (15.). Die DHB-Auswahl stand in der Deckung in dieser Phase nicht so gut wie in den Spielen zuvor. Doch nach Treffern von Hens und Grimm schaffte der Vize-Europameister trotz Unterzahl (zweite Zeitstrafe Dragunski, 18.) den 11:11-Ausgleich (20.) durch Zeitz, der zuvor allerdings einige Mal unglücklich ausgesehen hatte und wenig später Christian Rose Platz machen mußte.

Brach Deutschland mit 8/1 Toren das Genick: Rechtsaußen Mirza Dzomba.
Klicken Sie zum Vergrößern! Brach Deutschland mit 8/1 Toren das Genick: Rechtsaußen Mirza Dzomba.
Kroatien behielt trotz des Ausgleichs die Oberhand, legte mit 15:13 (24.) wieder vor und baute seinen Vorsprung sogar auf erstmals drei Tore aus (17:15, 27.) - besonders mit Rechtsaußen Dzomba von Fotex Veszprem hatte die DHB-Deckung nun große Probleme, Christian Ramota kam für Henning Fritz ins Tor. Mit einem 18:20-Rückstand ging die Mannschaft von Heiner Brand in die Kabine. Dort wurde vom Bundestrainer die Parole "Ruhe bewahren" ausgeben - noch war nichts verloren.

Pascal Hens begann mit dem 19:20 (31.) die deutsche Aufholjagd, die das erste Unentschieden (23:23, 37.) seit dem 11:11 brachte und mit dem 24:23-Führungstreffer gekrönt war. Inzwischen stand auch wieder Fritz zwischen den deutschen Pfosten. Doch die Kroaten hielten in Überzahl dagegen, glichen auf 24:24 (erneut Dzomba, 39.) aus und gingen bis zur 44. Minute mit 28:24 in Führung. Für den ungewohnte Unsicherheiten zeigenden Kapitän Markus Baur kam nun Steffen Weber. Der Wallauer führte sich mit einem klugen Anspiel an Schwarzer gut ein, der folgenden Siebenmeter brachte den 25:28-Anschluß (47.), doch
Traf zum 29:25 für Kroatien: Davor Dominikovic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Traf zum 29:25 für Kroatien: Davor Dominikovic.
Dominikovic, der ab der 40. Minute auch im Angriff zum Einsatz kam, stellte mit seinem Treffer zum 29:25 den alten Abstand wieder her.

Noch immer hatte sich das deutsche Team nicht aufgegeben, kämpfte sich Tor um Tor zum 29:29-Unentschieden (55.) heran. Zuvor hatte Sulic Renato nach einem Foul an Florian Kehrmann die rote Karte gesehen. Kroatiens Nationalcoach nahm eine Auszeit. Die Partie wurde nun hektischer, auf beiden Seiten häuften sich die Ballverluste. Jovic traf zum 30:29 (54.), auf der Gegenseite scheiterte der ansonsten sichere Kehrmann an Vlado Sola. Der ehemalige Willstätter Keeper hatte schon im Halbfinale gegen Spanien eine hervorragende Leistung gezeigt. Nun bestätigte der Kroate, der bei Chambery unter Vertrag steht, seine tolle Form ausgerechnet gegen die deutsche Mannschaft.

Als Kroatien per Gegenstoß auf 31:29 (55.) erhöhte, schwanden die deutschen Chancen. Zwar verkürzte Baur noch einmal per Strafwurf auf 30:31 (57.), doch der Kreistreffer von Lackovic (58.) war die Vorentscheidung. Als Heiko Grimm 90 Sekunden vor Schluß vom Kreis nur die Latte traf und Lackovic im Gegenzug das 33:30 machte, war die Partie entschieden.

Henning Fritz war untröstlich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henning Fritz war untröstlich.
Stefan Kretzschmar konnte es nicht fassen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Kretzschmar konnte es nicht fassen.
Markus Baur - so knapp den Titel verpaßt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Markus Baur - so knapp den Titel verpaßt.

Beste Werfer des DHB-Teams waren Markus Baur (8/5) und Florian Kehrmann (7/2). Klaus-Dieter Petersen war erneut im Mittelblock Abwehrorganisator. Henning Fritz konnte elf Paraden vorweisen. Christian Zeitz traf drei Mal. Auf der Gegenseite spielte Davor Dominikovic ab der 31. Minute in der Deckung und kam ab der 38. Minute auch im Angriff zum Zuge, wo er ein Tor erzielen konnte.

Obwohl die DHB-Auswahl mit dem Vizeweltmeister-Titel den größten Erfolg im Männer-Handball seit WM-Bronze 1986 für die DDR feiern konnte, sah man nach dem Abpfiff nur konsternierte und traurige Gesichter. "Trotz allem war die Leistung meiner Mannschaft sensationell. Ich bin stolz, sie trainieren zu dürfen. Jetzt wollen wir bei Olympia in Athen wieder auf Medaillenjagd gehen", sagte Bundestrainer Brand, der wie einige seiner Spieler im Kabinengang den Tränen freien Lauf ließ. DHB-Präsident Ulrich Strombach zollte den besten deutschen Handballern ein großes Lob: "Es ist zwar eine Niederlage im Finale, aber ein Sieg im Turnier." "Unsere Mannschaft hat hervorragend gekämpft und wir können erhobenen Hauptes vom Feld gehen", kommentierte Routinier Zerbe.

THW-Manager Uwe Schwenker: "Die Kroatien haben unter dem Strich verdient gewonnen. Bei uns hat mir heute die Leidenschaft gefehlt. Trotzdem hatten wir beim 29:29 die große Chance Weltmeister zu werden. Dennoch: Deutschland hat ein super Turnier gespielt und sich super gut verkauft. Das ist hervorragend für die gesamte Sportart in unserem Lande."

Finale: 02.02.03, So., 18.00: Kroatien - Deutschland: 34:31 (20:18)

Kroatien:
Sola (1.-60.), Matosevic (zwei 7m); Kaleb (2), Sulic (4), Balic (4), Jovic (3), Lackovic (4), Dominikovic (1), Dzomba (8/1), Goluza (3/2), Valcic (1), Spoljaric, Metlicic (4)
Deutschland:
Fritz (1.-60.), Ramota (n.e.); Hens (5), Dragunski (1), Rose (3), Immel (1), Schwarzer (2), Petersen, Weber, Zerbe (n.e.), Baur (8/5), Zeitz (2), Grimm (2), Kehrmann (7/2);
Schiedsrichter:
Boye / Jensen (Dänemark)
Zeitstrafen:
Kroatien: 6 (zweimal Sulic, Lackovic, Goluza, Valcic, Spoljaric);
Deutschland: 3 (zweimal Dragunski, Petersen)
Rote Karte:
Kroatien: Sulic wegen groben Foulspiels (53.)
Siebenmeter:
Kroatien: 3/3;
Deutschland: 9/7 (Baur und Grimm scheitern an Sola)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:4, 3:4, 3:5, 6:5, 6:6, 7:6, 7:7, 8:7, 8:8, 11:8, 11:11, 12:11, 12:12, 14:12, 14:13, 15:13, 15:14, 16:14, 16:15, 18:15, 18:17, 20:17, 20:18;
2. Hz.: 20:19, 21:19, 21:20, 22:20, 22:21, 23:21, 23:24, 28:24, 28:25, 29:25, 29:29, 31:29, 31:30, 32:30, 33:30, 33:31, 34:31
Zuschauer:
10000 (Pavillion Atlantico, Lissabon (POR))
Spielgraphik:
Spielgraphik


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