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02.07.2003 Mannschaft / Presse

Schwenker im Handball-Woche-Interview: "Bei uns herrscht Aufbruchstimmung"

Nach einer wahren Achterbahn-Saison zieht Kiels Manager Uwe Schwenker in der Handball-Woche Bilanz

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In ihrer aktuellen Ausgabe 26/27/2003 befragte die Handball-Woche THW-Manager Uwe Schwenker zum Umbruch beim THW Kiel.
Aus der Handball-Woche 26/27/2003:

Auf den letzten Metern sicherte sich der THW Kiel in der abgelaufenen Saison einen Europapokal-Platz. Brannte an der Kieler Förde nach sieben Spieltagen noch die rote Laterne, retteten sich die "Zebras" letztendlich mit einem Punkt Vorsprung in den EHF-Cup. Mit der Handball-Woche sprach THW-Manager Uwe Schwenker über die Gründe einer sehr wechselhaften Saison, die Position seines Trainers Noka Serdarusic und den großen Schnitt innerhalb der Mannschaft.

Handball-Woche:
Herr Schwenker, Bundestrainer Heiner Brand hat in einem Interview gesagt, eine solche Saison musste der THW Kiel einfach mal durchmachen. Inwieweit hat er damit Recht?
Uwe Schwenker:
Nun, da ist vielleicht etwas dran. Als Vereinsverantwortlicher wünscht man sich einen solchen Saisonverlauf natürlich nicht. Andererseits ist es eine Situation, die nach solch erfolgreichen Zeiten zwangsläufig irgendwann einmal kommt.
Handball-Woche:
Woran lag es, dass Ihr Team mit 2:12 Punkten startete und im Verlaufe der Saison solch extremen Form-Schwankungen unterworfen war?
Uwe Schwenker:
Zunächst einmal hatten wir viel Pech mit Verletzungen, als uns zu Saisonbeginn wichtige Spieler fehlten. Und als es dann lief, kam die WM in Portugal. Danach sind wir dann wieder in ein kleines Loch gefallen. Wir haben im Laufe der Saison versucht, dass mit Dominikovic und Pavlovic zu kompensieren, was uns sicherlich nicht so gelungen ist.
Handball-Woche:
Die Belastung wird sicherlich nicht geringer werden, 2004 stehen eine EM und die Olympischen Spiele auf dem Programm.
Uwe Schwenker:
Ich denke auch, dass die Belastung einfach viel zu hoch ist. Auch ich plädiere dafür, Welt- und Europameisterschaften in einem vierjährigen Rhythmus stattfinden zu lassen, um das Ganze zu entzerren. Nur hat der DHB auf solche Entscheidungen innerhalb der EHF bzw. IHF nur geringe Einflussmöglichkeiten.
Handball-Woche:
Wie fällt denn Ihr Saisonfazit aus Kieler Sicht aus?
Uwe Schwenker:
Vor dem Hintergrund unserer Verlerztenmisere und unseres miserablen Saisonstarts ist der sechste Platz und damit die Qualifikation für den Europacup ein Ergebnis, was mich positiv stimmt. Ich würde die Saison jedenfalls nicht als verloren ansehen.
Handball-Woche:
Wobei ein sechster Platz doch kaum die Ansprüche eines THW Kiel decken kann. Immerhin sind Sie als Deutscher Meister in die Saison gestartet.
Uwe Schwenker:
Natürlich haben auch wir uns intern Gedanken über die Situation gemacht und analysiert, was falsch gelaufen ist. Und hier gab es einfach sachliche Begründungen, warum wir zumindest zu Beginn der Saistm unser komplettes Leistungspotenzial nicht abrufen konnten. Diesen Rückstand vom Saisonbeginn in einer solch starken Liga wie der Bundesliga wieder aufzuholen, ist unheimlich schwierig.
Handball-Woche:
Was auch Kritik seitens der Öffentlichkeit laut werden ließ. Es wurde darüber spekuliert, ob Noka Serdarusic nach zehn Jahren noch der richtige Trainer für den THW sei.
Uwe Schwenker:
Es gibt halt immer Kritik von außen, wenn es nicht so läuft. Wir haben uns hier aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Unser Trainer ist dabei nie in Frage gestellt worden und ich habe auch niemals an ihm gezweifelt.
Handball-Woche:
Nun haben sieben Spieler die Mannschaft verlassen, fünf Neuzugänge stehen dem gegenüber. Haben Sie, auch mit Blick auf die letzte Saison, verpasst, den Umbruch früher einzuleiten?
Uwe Schwenker:
Darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken. Wir haben uns während der Saison als Ziel gesetzt, einen Schnitt zu machen, der ein wenig tiefer ausfallen wird. Wir wollten zur kommenden Saison ein junges Team mit Perspektive aufbauen, was uns vom Personal her sicherlich gelungen ist. Und ich kann nur noch einmal betonen, dass wir diesen Umbruch nur mit Noka Serdarusic einleiten wollen und können.
Handball-Woche:
Das Grundgerüst für die nächsten Jahre ist damit geschaffen, oder wird der THW weiterhin eine solch rege Transferpolitik betreiben?
Uwe Schwenker:
Wir versuchen den Weg einzuschlagen, der uns auch vor zehn Jahren den Erfolg gebracht hat. Eine Mannschaft aufzubauen, die im Kern über einen langen Zeitraum zusammen spielt. Und dann werden wir uns sicherlich punktuell noch ergänzen und verstärken. Natürlich wird der eine oder andere Spieler im Laufe dieses Prozesses auch ausscheiden.
Handball-Woche:
Sind die Personalplanungen für die kommende Spielzeit denn abgeschlossen, oder sehen wir Kim Andersson bereits nächste Saison im Trikot der Zebras?
Uwe Schwenker:
Für die kommende Saison sind sie definitiv abgeschlossen. Kim Andersson wird erst 2004 kommen, da gibt es eine ganz klare Absprache.
Handball-Woche:
Wobei Sie Andersson für den rechten Rückraum doch auch schon zur neuen Serie gut gebrauchen könnten.
Uwe Schwenker:
Um den rechten Rückraum mache ich mir keine Sorgen. Ich denke wir sind nächste Saison mit Roman Pungartnik und Christian Zeitz sehr gut auf dieser Position besetzt. Sollten dort personelle Engpässe bestehen, haben wir auch mit Piotr Przybecki und Demetrio Lozano zwei Rechtshänder, die es durchaus gewohnt waren, auf dieser Position zu spielen.
Handball-Woche:
Was können die Zuschauer denn vom THW Kiel in der nächsten Saison erwarten?
Uwe Schwenker:
Das muss man sehen. Ich hoffe, dass sich die Mannschaft schnell findet und wir wieder frischen und attraktiven Handball vom THW Kiel sehen werden.
Handball-Woche:
Nun stapeln Sie aber ein wenig tief.
Uwe Schwenker:
Natürlich wollen wir gerne zurück in die Champions-League und auch wieder die Meisterschale nach Kiel holen. Aber wir bauen hier jetzt ein Team auf, das die nächsten vier bis fünf Jahre oben mitspielen kann und soll. Von daher wäre es vermessen, bereits im nächsten Jahr die Meisterschaft als Ziel auszurufen.
Handball-Woche:
Wenn Sie sich also nicht selber in der Rolle des Favoriten sehen, wen dann?
Uwe Schwenker:
Lemgo ist mit seiner Mannschaft zwangsläufig wieder Topfavorit. Wobei man natürlich abwarten muss, wie sie mit einem relativ kleinen Kader die zusätzliche Belastung der Champions-League verkraften werden. Ansonsten gibt es mittlerweile sieben bis acht Vereine, die für die Europapokalplätze gut sind. Flensburg, Essen, Magdeburg oder der HSV. Von Gummersbach kann man sicherlich auch einiges erwarten...
Handball-Woche:
...und wo landet der THW Kiel?
Uwe Schwenker:
Wenn wir alle Mann an Bord haben, glaube ich, dass wir wieder eine gute Rolle spielen werden. Zurzeit herrscht hier eine gewisse Aufbruchstimmung, die wir hoffentlich mit in die nächste Saison nehmen können. Man wird sicherlich wieder von uns hören.
(Das Gespräch führte HW-Mitarbeiter Birger Hamann, aus der Handball-Woche 26/27/2003)


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