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26.01.2007 WM 2007

Kieler Nachrichten: "Dass die Gegner dich wieder hassen"

Verrückt im Kasten: Torhüter sind das Zünglein an der Waage

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2007:

Mannheim - Sie werden Hexer, Phantom oder Magier genannt und sind im Handball oft das Zünglein an der Waage. Bei der Ausgeglichenheit der internationalen Topteams geben die Männer zwischen den Pfosten mit ihren Weltklasseleistungen auch bei der WM in Deutschland immer wieder den Ausschlag.
"Torhüter müssen zwischen den Pfosten auch ein wenig verrückt und heiß sein ohne Ende", sagte Wieland Schmidt, 1980 Olympiasieger mit der DDR und einst einer der Weltbesten seiner Zunft. "Weltklasse erarbeitet man sich aber nicht in zwei oder drei Spielen, sondern über einen langen Zeitraum mit konstanten Leistungen", betonte Schmidt, der einst das "Phan- tom" genannt wurde und das ostdeutsche Pendant zum "Hexer" Andreas Thiel war.

Bestes Beispiel bei der WM für Schmidts These vom Verrücktsein im Kasten ist der gebürtige Serbe Nenad Puljezevic (33), der nur wenige Tage nach seiner Einbürgerung zum ungarischen Nationalhelden avanciert ist. Der 111-Kilo-Keeper von Pick Szeged ist für Ungarns Siegeszug bei der WM mitverantwortlich.

Auch im ersten Hauptrundenspiel in Mannheim zog er den Tschechen frühzeitig den Nerv. 50 Prozent der Bälle parierte der Keeper, ehe er wegen Rückenschmerzen vom Parkett musste. In der Vorrunde verbuchte er einen Durchschnittswert von 46 Prozent gehaltener Bälle, ab 40 Prozent sprechen Experten von absoluter Weltklasse.

"Er hält bisher grandios. Er gibt uns Kraft, Glaube und viel Unterstützung für die Mannschaft", betonte Ungarns Coach Laszlo Skaliczky. Zuvor glänzte der Weltklassemann schon gegen die Norweger, als er die Hälfte aller Würfe parierte, darunter drei Siebenmeter. Damit stellte er sogar den früheren Kieler Steinar Ege in den Schatten, der für Norwegen ebenfalls ein gutes Spiel machte.

Einen Klassetag erwischte auch der Isländer Birkir Gudmundsson vom Bundesligisten TuS Lübbecke, der die französische Nummer eins vom THW Kiel, Thierry Omeyer, beim überraschenden 32:24-Erfolg in der Vorrunde in den Schatten stellte. "Er hat der Tricolore den Zahn gezogen, hinzu kam die aggressive Abwehr, die sich an ihrem Keeper steigerte", sagte Coach Alfred Gislason.

Glanzleistungen vollbrachte bisher Polens Slawomir Szmal (SG Kronau/Östringen) - vor allem im Spiel gegen Deutschland, in dem er die DHB-Schlussleute Henning Fritz und Johannes Bitter klar ausstach. Gegen Slowenien zeigten die beiden deutschen Keeper einen klaren Aufwärtstrend. "Ich habe bei Fritz endlich wieder die Körpersprache gesehen, mit der er seinen Gegnern Respekt einflößt", sagte Bundestrainer Heiner Brand. Schmidt, Ex-Torwarttrainer beim SC Magdeburg, gab Fritz vor dem Slowenien-Spiel Tipps: "Schau dir deine alten Videos aus Glanzzeiten an, zeige deine Körpersprache so, dass die Gegner dich wieder hassen." Spätestens seit gestern dürfte Fritz der "Hass" der gegnerischen Angreifer wieder gewiss sein.

(aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2007)


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