Aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2007:

Filip Jicha: "In Kiel spielt meine Generation." © TBV Lemgo

Der 25-Jährige zählt im linken Rückraum derzeit zu den begehrtesten Fachleuten seiner Sportart. Bei der WM war der Rechtshänder zweitbester Schütze (57 Tore), obwohl seine Nationalmannschaft lediglich einen enttäuschenden zwölften Platz belegte. In der Torschützenliste der Handball-Bundesliga liegt Jicha derzeit auf Platz acht (164/32). Beim jüngsten 32:31-Sieg seiner Lemgoer gegen die SG Kronau/Östringen warf er zehn Tore.

Der FC Barcelona wollte ihn mit großen Scheinen locken, Lemgo seinen im Sommer 2008 auslaufenden Vertrag unbedingt verlängern - doch Jicha entschied sich vor drei Monaten für Kiel. "Ich habe noch nie Champions League gespielt", sagte Jicha, der direkt nach dem Triumph der Kieler bei THW-Manager Uwe Schwenker anrief, um ihm zu gratulieren. "Als ich gesehen habe, was da in Kiel passiert ist, wollte ich unbedingt dabei sein", meinte der 2,01-Meter-Hüne, der Ende März in Kiel weilte, um sich von den THW-Ärzten auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. "In Kiel spielt meine Generation. Ich möchte mit dieser tollen Truppe viele Titel gewinnen", sagte Jicha, der darauf hofft, dass ihn die Verantwortlichen des TBV Lemgo vorzeitig ziehen lassen. Wohl vergeblich.

"Er ist absolut unverkäuflich", erklärte Manager Fynn Holpert, der sich vergeblich um Ersatz bemühte. Doch Jonas Larholm (FC Barcelona), Siarhei Rutenka (Ciudad Real) und Alen Muratovic (BM Valladolid) sagten alle ab. "Hätten wir einen von ihnen für die nächste Saison bekommen, hätte Filip gehen können", sagte Holpert, der Ende der 80er Jahre selbst das THW-Trikot trug.

Angeblich waren die Kieler sogar bereit, die Ablösesumme für einen dieser Spieler zu übernehmen, um mit Jicha schon in der Saison 2007/2008 die große Lücke im linken Rückraum schließen zu können. Holpert: "Jicha wird für Kiel das, was Owen Hargreaves für Manchester geworden ist." Der englische Fußballmeister wollte für den Mittelfeldspieler bekanntlich 30 Millionen Euro zahlen, doch der FC Bayern München lehnte ab und bestand bei Hargreaves auf die Erfüllung seines laufenden Vertrages.

Holpert hat allerdings großes Verständnis für die Wünsche des "Ausnahmehandballers", den er gerne langfristig an den TBV gebunden hätte. "Wir haben um ihn gekämpft und ihm ein ähnlich gutes Angebot gemacht wie der THW." Letztlich, so der 40-Jährige, könne er seine Entscheidung aber verstehen. "Ich bin natürlich enttäuscht, dass er uns verlässt. Aber Kiel kann ihm einfach die besseren sportlichen Perspektiven bieten."

Am Sonntag spielt Jicha zunächst einmal gegen seine künftigen Kollegen. "Ich freue mich schon die ganze Woche riesig auf dieses Spiel und werde vor dem Anpfiff auch richtig nervös sein", meinte der 73-fache Nationalspieler. "Aber dann werde ich alles dafür tun, dass wir als Sieger vom Platz gehen." Er möchte seinen Teil dazu beitragen, dass sich Lemgo noch für die Champions League qualifiziert. "Das wäre ein Traum für den Verein." Dann will er sich seinen Traum erfüllen: "Ich möchte noch in diesem Sommer nach Kiel umziehen."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.05.2007)