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10.09.2008 Bundesliga

Zebra: Die Favoriten auf den Titel

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Den Handball-Fans steht eine langweilige Saison bevor. Zumindest könnte man das glauben, wenn man die Resultate einer Umfrage der Deutschen Presse Agentur dpa unter den Bundesliga-Trainern als Abschlusstabelle der TOYOTA Handball-Bundesliga werten würde. 16 von 18 Coaches sagen den fünften Titel in Folge und die insgesamt 15. Meisterschaft des THW Kiel voraus. "Die Kieler können sich eigentlich nur selbst schlagen", meint Lemgos Trainer Markus Baur zu wissen.
Eine Kieler Dominanz wie in den letzten Jahren fürchten die Trainer allerdings nicht. Vielmehr räumen sie auch dem HSV Hamburg große Titelchancen ein. Gleich 13 Mal wurden die Hansestädter in der Umfrage, bei der Mehrfachnennungen möglich waren, als kommender Deutscher Meister genannt. Ein Tipp, den auch THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker zumindest nachvollziehen kann. "Der HSV hat sich enorm verstärkt, ist auf allen Positionen doppelt besetzt - die Hamburger sind in diesem Jahr unsere größten Konkurrenten."

Doch weiß Schwenker auch, dass im Konzert der Großen in diesem Jahr mehrere Namen die erste Geige spielen wollen. "Die Rhein-Neckar-Löwen, der TBV Lemgo und auch die SG Flensburg-Handewitt haben große Anstrengungen unternommen, um mit uns auf Augenhöhe zu kommen." Schwenker findet diesen Prozess gut. "Die Entscheidung um die Meisterschaft wird enger als in den letzten Jahren, das macht die Liga insgesamt attraktiver."

So wird Flensburg in der Umfrage fünf, die Löwen gar sieben Mal als Favorit genannt. Michael Biegler, Trainer des heutigen Gastes aus Magdeburg, fasst den Titelkampf zusammen: "Die Kieler kommen für den Titel ebenso gut in Frage wie die Hamburger. Und so wie die Rhein-Neckar-Löwen sich verstärkt haben, können die auch nicht sagen, dass sie Vierter werden wollen. Die Flensburger sollte man auch nicht außer Acht lassen." Also alles beim Alten in der TOYOTA Handball-Bundesliga, sind die vier Erstplatzierten der vergangenen Saison auch in diesem Jahr das Nonplusultra?

Jein, wenn Göppingens Coach Velimir Petkovic Recht behält. "Der HSV hat für mich die große Chance zur Meisterschaft", glaubt Petkovic an eine Wachablösung durch den HSV Hamburg. Präsident Andreas Rudolph gibt das Ziel aus: "Wir wollen überall angreifen, in jedem Wettbewerb." Und auch aus Flensburg hört man angriffslustige Töne. "Wir wollen in der Spitze mitspielen", setzte Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen Platz eins bis drei als Saisonziel der Nordlichter fest - den Meistertitel als Forderung aber bewusst außen vor lassend. "Wir wünschen uns die Meisterschaft", sagt hingegen Löwen-Beiratsvorsitzender Dieter Matheis, schränkt aber ein, man könne solch einen Titel nicht planen. Alfred Gislason setzt beim Formulieren des Saisonzieles auf Kontinuität beim deutschen Double-Gewinner aus Kiel. "Der THW Kiel hat nie genaue Ziele definiert, ich gehe aber davon aus, dass wir um alle Titel mitkämpfen werden", wählt Gislason optimistische Worte für die kommenden 32 Spieltage in der TOYOTA Handball-Bundesliga. Spieltage, die es in sich haben werden. "Die Spitze ist breiter geworden", sagt Uwe Schwenker. Und meint damit auch den Kreis der Favoriten, den ZEBRA Ihnen auf den folgenden Seiten im Kurzporträt vorstellen wird.

Die Favoriten

Die neue Saison startet bereits im September richtig durch. Und trotz des Terminstresses und der vielen Spiele interessiert die Fans vor allem eine Frage: Wer wird am Ende ganz oben stehen?
THW Kiel:
Das Team des THW Kiel.
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Natürlich ist der amtierende Double-Sieger auch in dieser Saison das Maß aller Dinge. Dabei setzt man in Kiel auf den durch den schwedischen Nationaltorhüter Andreas Palicka verstärkten Kader, der zuletzt für soviel Furore in Handball-Europa sorgte. "Allein wegen Nikola Karabatic ist der THW Kiel der Topfavorit auf den Titel", sagt beispielsweise der ehemalige Welthandballer Daniel Stephan. Hinzu kommt, dass die in der letzten Saison lange verletzten Filip Jicha und Christian Zeitz wieder zum Kader stoßen.
ZEBRA-Wertung:
Der THW wird in der Breite noch stärker als zuletzt sein. Weiteres Plus: Die Zebras sind ein eingespieltes Team - ein großes Faustpfand im ersten Teil der Saison. Zudem bringt Neu-Trainer Alfred Gislason einige taktische Neuigkeiten mit an die Förde, der THW Kiel wird so noch unberechenbarer.
Insgesamt: 6 Meisterschalen


HSV Hamburg:
Das Team des HSV Hamburg.
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"Der HSV ist der einzige Klub, der dem THW die Schale ernsthaft streitig machen kann", sagt Daniel Stephan zu den Hansestädtern, die vor dieser Saison aufrüsteten wie noch nie. Dem Abgang von Bundesliga-Topscorer Kyung-Shin Yoon, der kaum noch eingesetzten Iwan Ursic und Bruno Souza sowie des Nachwuchstorhüters Jürgen Müller stehen mit Nicklas Grundsten (Hammarby IF), Blazenko Lackovic und Marcin Lijewski (beide kommen aus Flensburg) sowie Nationalspieler Arne Niemeyer gleich vier hochkarätige Neuzugänge gegenüber. "Wir haben einen Kader, der wahrscheinlich noch nie so gut war wie in dieser Saison", spricht HSV-Mäzen Andreas Rudolph das aus, was die Liga spannend machen soll.
ZEBRA-Wertung:
Unklar ist, wie Hamburg die Abwesenheit von gleich neun Spielern in der Vorbereitung verkraftet - die wichtige erste Saisonphase wird richtungsweisend.
Insgesamt: 5 Schalen.


Rhein-Neckar-Löwen:
Das Team der Rhein-Neckar-Löwen.
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Auch die Rhein-Neckar-Löwen sorgten vor dieser Saison für einiges Aufsehen in Handball-Kreisen. Nicht nur, dass Manager Thorsten Storm durch das Anwerben einiger Sponsoren die Abhängigkeit von Mäzen und SAP-Gründer Dietmar Hopp ein wenig verkleinerte. Auch auf dem Transfermarkt schlugen die Löwen wieder richtig zu. Daniel Buday und David Szlezak wurden abgegeben, dafür neben jungen Talenten wie dem erst 19-jährigen 2,06-Meter-Rückraumriesen Patrik Hruscak oder dem 18-jährigen Jugendnationalspieler und als "Rohdiamant" bezeichneten Steffen Faith auch gestandene Profis mit dem Prädikat Weltklasse geholt. Dabei legten die Löwen das Augenmerk auf die in der vergangenen Spielzeit schwächelnden Außenbahnen.
ZEBRA-Wertung:
Mit Jan Filip von der HSG Nordhorn und Gudjon Valur Sigurdsson vom VfL Gummersbach dürfte auch diese Schwäche behoben sein.
Insgesamt: 5 Schalen.


SG Flensburg-Handewitt:
Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
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Die Nordrivalen des THW Kiel sind in dieser Saison das, was Daniel Stephan mit dem Begriff "Wundertüte" zu umschreiben versucht. Nach dem Weggang von Blazenko Lackovic und Marcin Lijewski, die sich beide dem HSV anschlossen, müssen die Flensburger nun einen vollkommen neuen Rückraum aufstellen.
ZEBRA-Wertung:
Mit Alen Muratovic (kam aus dem spanischen Valladolid), Lasse Boesen (wechselte vom TBV Lemgo) und Oscar Carlen (spielte zuvor in Schweden bei Ystad IF) scheint das Schließen der Lücken eindrucksvoll gelungen. Fraglich ist aber, wie schnell sich das Spiel der SG auf die neuen Halben wird einstellen können. Pluspunkt: Mit dem dänischen Nationalspieler Lasse Svan Hansen ist die rechte Außenbahn eine deutlich stärkere Waffe als zuletzt.
Insgesamt: 4 Schalen.


TBV Lemgo:
Das Team des TBV Lemgo.
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Geschätzte sechs Millionen Euro haben die Ostwestfalen in diesem Jahr nach dem Einstieg der finanzkräftigen Heristo AG zur Verfügung - und mit diesem Pfund wird bei den Lipperländern auch gewuchert. Zwar muss Jung-Trainer Markus Baur auf Daniel Stephan, der seine arriere als Sportlicher Leiter fortsetzen soll, Michael Hegemann (ging nach Minden) und den in Richtung Flensburg abgewanderten Lasse Boesen verzichten, dafür bekam Baur aber auch fünf hochkarätige Neuzugänge.
ZEBRA-Wertung:
Martin Galia (ehemals FA Göppingen) wird Carsten Lichtlein und Jörg Zereike im Tor unterstützen, der 94-malige isländische Nationalspieler Vignir Svavarsson (kam aus dem dänischen Skjern) die Kreisposition stärken, der Ex-Nordhorner Daniel Kubes die Abwehr sichern, Mark Schmetz von TuSEM Essen auf Rechtsaußen Florian Kehrmann Rückendeckung geben sowie Nationalspieler Martin Strobel im Angriff Akzente setzen. Gelingt die schnelle Eingewöhnung, ist Lemgo für eine Überraschung gut.
Insgesamt: 2 Schalen.


HSG Nordhorn:
Das Team der HSG Nordhorn.
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Im Jahr eins nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte, dem Gewinn des EHF-Pokals, müssen in der Grafschaft Bentheim deutlich kleinere Brötchen gebacken werden. Von Finanzproblemen war in der Sommerpause zu lesen, von Hausdurchsuchungen der Steuerfahndung. Jan Filip verließ völlig überraschend den Verein in Richtung Rhein-Neckar-Löwen. Bereits zuvor stand der Weggang von Daniel Kubes fest. Doch Trainer Ola Lindgren hat oft genug unter Beweis gestellt, dass er auch nach dem Verlust von Leistungsträgern eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellen kann. Ob dies mit Neuzugängen wie Ex-Kurzzeit-Zebra Tobias Karlsson und Linksaußen Jan-Richard Lislerud Hansen gelingen wird, hängt auch von der Leistungsstärke eines Holger Glandorf ab.
ZEBRA-Wertung:
Die Diskussion um einen möglichen Wechsel Glandorfs, die finanzielle Lage der HSG und die Doppelbelastung Lindgrens als Nationaltrainer Schwedens können einen negativen Saisonverlauf bedeuten - müssen es aber nicht. Schon in der letzten Spielzeit überraschte die HSG in der Vorrunde durch variables Tempospiel die Konkurrenz.
Ingesamt reicht es aber nur zu einer Schale.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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