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20./21.01.2010 - Letzte Aktualisierung: 21.01.2010 EM 2010

Deutschland erkämpft sich noch einen Punkt gegen starke Slowenen

Update #2 Fotos und KN-Bericht ergänzt ...

Die Duelle am Siebenmeterpunkt zwischen Johannes Bitter und Vid Kavticnik entschied stets der Slowene für sich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Duelle am Siebenmeterpunkt zwischen Johannes Bitter und Vid Kavticnik entschied stets der Slowene für sich.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft in Österreich den ersten Punktgewinn gefeiert: Gegen stark aufspielende Slowenen lag das DHB-Team bereits deutlich hinten, startete in der zweiten Halbzeit aber eine furiose Aufholjagd. Mit Erfolg: Durch einen Treffer des starken Christoph Theuerkauf erkämpfte sich Deutschland letztlich ein 34:34 (11:16)-Unentschieden, benötigt aber mindestens einen Punkt am Freitag gegen Schweden, um in die Hauptrunde einzuziehen.
Das DHB-Team, bei dem Christian Sprenger diesmal von Beginn an ran durfte und als einziger Spieler die gesamten 60 Minuten rackern musste, fing erneut katastrophal an: Zweimal Zorman und je ein Treffer der Zvizej-Brüder bedeuteten eine schnelle 4:0-Führung für die Mannschaft von Noka Serdarusic, der überraschend Ex-Zebra Vid Kavticnik zunächst auf der Bank ließ. Die erste gelungene Aktion Deutschlands war somit nach acht Minuten die früh genommene Auszeit Heiner Brands. Zwar gelang wenig später Holger Glandorf der 1:4-Anschlusstreffer, doch Slowenien blieb unbeeindruckt und erhöhte in spielerischer Leichtigkeit und durch viele "Einladungen" durch deutsche Fehlpässe in Windeseile auf 10:3 (18.). Heiner Brand rotierte bis auf Sprenger alle Feldspieler durch, doch das Angriffsspiel des DHB-Teams stockte weiter. Immerhin konnten auch die Slowenen ein bisschen aus dem Rhythmus gebracht werden, indem Magdeburgs Kreisläufer Christoph Theuerkauf Spielmacher Uros Zorman in der Abwehr in Sonderbewachung und damit weitgehend aus dem Spiel nahm. So konnten sich Heiner Brand und sein Team sogar noch glücklich schätzen, "nur" mit 11:16 zur Halbzeit zurückzulegen.

Christian Sprenger erzielte in der  Schlussphase wichtige Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Sprenger erzielte in der Schlussphase wichtige Treffer.
Doch nach dem Wiederanpfiff zeigte sich die deutsche Mannschaft besonders im Angriff wie verwandelt: Plötzlich funktionierten die Spielzüge, vor allem der immer wieder blendend in Szene gesetzte Christoph Theuerkauf sowie Linkshänder Michael Müller wuchsen über sich hinaus. Jedoch spielte Slowenien routiniert weiter, und da sowohl Silvio Heinevetter als auch Johannes Bitter im Tor nicht ihren besten Tag erwischten, hatte Slowenien beim nun startenden Torfestival weiterhin deutlich die Nase vorn.

Etwa zehn Minuten vor Schluss aber verstärkte Deutschland noch einmal den Druck und kam endlich auch in der Abwehr zu Ballgewinnen und einfachen Toren durch Gegenstöße: Spätestens Sprengers Treffer zum 30:32 (55.) machte die Slowenen nervös, Kaufmanns Konter zum 32:33 (57.) ließ endgültig auf eine dramatische Schlussphase schließen. Der vom Siebenmeterpunkt souveräne Kavticnik, mit sieben Treffern neben Landsmann David Spiler und Deutschlands Christoph Theuerkauf bester Schütze des Spiels, erhöhte mit seinem fünften Strafwurf noch einmal auf 34:32, doch Kaufmann und Theuerkauf schafften 108 Sekunden vor Schluss den ersten Ausgleichstreffer für Deutschland. Nachdem Spiler nur den Pfosten traf, ergab sich für das DHB-Team sogar noch die Chance auf den Siegtreffer, doch der letzte Wurfversuch von Holger Glandorf verfehlte den slowenischen Kasten.

Am Donnerstag hat die DHB-Auswahl erst einmal einen wohlverdienten Ruhetag, an dem es gilt, sich auf Rekord-Europameister Schweden vorzubereiten. Am Freitag geht es dann gegen die Mannschaft von Trainer Staffan Olsson und Kapitän Kim Andersson ums Ganze: Mit einer Niederlage gegen die noch punktlosen Schweden wären die Deutschen bereits in der Vorrunde gescheitert. Die ARD übertragt die Partie (Anwurf 18.15 Uhr) ab 18.00 Uhr live, im Handballbahnhof Kiel wird zudem wieder ein Public Viewing angeboten. Zu Gast sind dort ab 17.15 Uhr auch die beiden THW-Spieler Marcus Ahlm und Peter Gentzel.

(Sascha Krokowski)

Gruppe C, 2. Spieltag: 20.01.10, Mi., 18.30: Slowenien - Deutschland: 34:34 (16:11)

Flagge SLO Slowenien:
Skof (52 Minuten, 9 Paraden), Rezar (8 Minuten, 1 Parade); Kozlina, Vugrinec (4), Dobelsek, Lubej (n.e.), Kavticnik (7/5), Natek (1), Skube, Spiler (7), Brumen (n.e.), Pajovic (4), Gajic, M. Zvizej (2), L. Zvizej (6/1), Zorman (3); Trainer: Serdarusic
Flagge GER Deutschland:
Bitter (53 Minuten, 14/1 Paraden), Heinevetter (7 Minuten, 1 Parade); Gensheimer, Roggisch, Müller (5), Theuerkauf (7), Glandorf (4), Christophersen, Jansen (4/2), Späth (1), Kraus (1), Schöne (n.e.), Sprenger (3), Kaufmann (6), Haaß (3); Trainer: Brand
Schiedsrichter:
Gousko / Repkin (Weißrussland)
Zeitstrafen:
Slowenien: 5 (Pajovic (18.), Kozlina (27.), Vugrinec (30.), Natek (41.), L. Zvizej (49.));
Deutschland: 2 (Haaß (26.), Roggisch (54.))
Siebenmeter:
Slowenien: 7/6 (Bitter hält L. Zvizej (15.));
Deutschland: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 4:0 (9.), 4:1, 6:1, 6:2, 8:2 (13.), 8:3, 10:3 (18.), 10:4, 11:4, 11:5, 12:5, 12:7 (22.), 14:7 (26.), 14:9, 15:9, 15:10, 16:10, 16:11;
2. Hz.: 16:12, 17:12, 17:13, 19:13, 19:14, 20:14, 20:15, 21:15 (35.), 21:16, 22:16, 22:17, 23:17, 23:19 (40.), 24:19, 24:21, 25:21, 25:22, 26:22, 26:24 (45.), 29:24, 29:25, 30:25 (50.), 30:27, 31:27, 31:28, 32:28, 32:30 (55.), 33:30, 33:32, 34:32, 34:34.
Zuschauer:
7200 (Olympiahalle, Innsbruck (AUT))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2010:

Seltenes kleines Wunder

Brand schimpfte nach 34:34 gegen Slowenien - Serdarusic: "Mir bleibt nichts erspart"
Innsbruck - Was für ein Handball-Krimi! Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit und dem 11:16-Rückstand kämpfte sich die deutsche Mannschaft gestern Abend gegen Slowenien ins Spiel zurück und rettete mit dem 34:34 den ersten Punkt bei der Europameisterschaft.

So hat es das Team von Heiner Brand morgen selbst in der Hand, im abschließenden Gruppenspiel mit einem Sieg gegen Schweden den Einzug in die Hauptrunde zu schaffen. Der Bundestrainer war allerdings nur mit dem Resultat zufrieden. "So kann man nicht Handball spielen", schimpfte Brand. "Wir müssen uns erheblich steigern, solche kleinen Wunder wie heute gibt es nur ganz selten."

Sloweniens Trainer Noka Serdarusic hätte fast ein umgekehrtes Deja-vu-Erlebnis des Geschehens vom Vorabend verdauen müssen. Da hatte Slowenien nach einem 7:13 zur Pause noch mit 27:25 gegen Schweden gewonnen. Auch Deutschland war dem weiteren Handball-Wunder ganz nah. Nach Theuerkaufs Ausgleich zum 34:34 traf Spiler den Pfosten. 30 Sekunden blieben, um den Siegtreffer zu erzielen, doch der finale Wurf von Holger Glandorf flog über das Tor.

"Ich glaube, mir bleibt nichts erspart", sagte Noka Serdarusic nach dem dramatischen Schlussakt. Der ehemalige Kieler Meistercoach holte tief Luft und einigte sich schließlich mit sich selbst, über den Verlauf sehr zufrieden sein zu wollen. "Wir haben eine tolle erste Halbzeit gespielt, danach verließen uns ein wenig die Kräfte."

Was die Deutschen in den ersten 30 Minuten ihren rund 2000 angereisten Fans boten, war überhaupt nicht in Ordnung und wohl die miserabelste Halbzeit, seit Heiner Brand diesem Team als Trainer vorsteht. Während Serdarusic an der Seitenlinie jede gute Aktion seiner Spieler beklatschte, raufte sich Brand die Haare. In der Abwehr standen Roggisch und Co. dem Gegner nur Spalier, vorne reihten sich technische Fehler und Ballverluste in abenteuerlicher Weise aneinander. Slowenien führte 4:0, ehe Glandorf in der neunten Minute das erste deutsche Tor erzielte. Und nichts verbesserte sich. Völlig neben sich standen dabei die arrivierten Kräfte Glandorf, Kraus und Kaufmann. Auch die Außen wurden glatt übersehen. Hinzu kam, dass Torhüter Skof eine starke Anfangsphase erwischte. So pflegten die Slowenen ihren Vorsprung, der beim 10:4 erstmals sechs Tore aufwies. Normalform erreichte in der deutschen Mannschaft kein einziger Akteur.

Das änderte sich nach dem Wechsel dramatisch. Als Johannes Bitter seinen für sieben Minuten an Silvio Heinevetter abgetretenen Platz im Tor zurück bekam, wendete sich das Blatt. Bitter setzte mit Glanzparaden die Signale für eine nicht mehr für möglich gehaltene Aufholjagd, an der Theuerkauf (7 Tore), Haaß (3) und Müller die größten Anteile hatten. Dass es nicht mehr zum Sieg reichte, störte Haaß dann nicht mehr. "Das wäre wohl auch zu viel gewesen."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2010)


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