Ach, endlich wieder im "Wohnzimmer" Ostseehalle. Jetzt geht sie wieder los,
die Handball-Rallye dieser Saison. Erst die
Olympiade, dann die
Weltmeisterschaft, der Weg zur Meisterschaft ist auch
organisatorisch in diesem Jahr ein Hindernislauf.
Jetzt aber gilt es als Zebra die Nase als erster über die Ziellinie zu bringen.
Wie schön es Zuhause ist, merkt man ja oft erst, wenn es
einen in die Fremde verschlägt. Ich musste doch letztens
fremdgehen und im Fußballstadion von Unterhaching antanzen.
Fußball, so lernte ich rasch, hat zwei entscheidende Unterschiede zum Handball:
Der Ball ist größer und die Spieler kleiner.
In München waren diesmal Bertis Buben zu Gast. Inzwischen tragen die ja
nicht mehr den Adler auf der Brust, sondern laufen für die
Firma mit den Kopfschmerztabletten durch das Stadion. Ausgerüstet
mit einer besonderen Erlaubnis durfte ich sogar im Kabinenbereich rumlungern.
Und was ist so'n Ulf Kirsten lütt, ahnt man ja auf dem Bildschirm gar nicht.
Und wenn man dann noch die Größe von Handballspielern gewohnt ist,
werden die Millionäre des runden Leders noch kleiner. Ach und
dann Berti... nun ist unser
Noka ja auch nicht unbedingt
immer der "charming boy" des Monats, seine knorrige und manchmal etwas brummige
Art ist schon gewöhnungsbedürftig.
Gegen den Ex Bundes-Berti aber ist er geradezu ein Ausbund an
Harmonie und Heiterkeit. Durch die Schar von Journalisten, die
ihn umlagerte schritt er, wie einst Moses durch das Rote Meer,
schaute weder nach links noch nach rechts. Mit herab gezogenen Mundwickeln
eilte er geradewegs in die Kabine. Nur um festzustellen, dass
die Mannschaft bereits im Bus saß, sein "Oh, hier ist ja keiner mehr",
hatte etwas rührendes und erinnerte an seine "lonesome la Ola Welle"
nach der Europameisterschaft einst in London.
Nun, ich jedenfalls bin froh wieder Daheim zu sein,
in der Ostseehalle. Zwar wird die Wohnung im Augenblick
etwas auf den Kopf gestellt, hier ein paar Wände neu eingezogen,
da noch ein Stockwerk drauf gesetzt. Aber das kennen ja alle,
die schon einmal renoviert haben. Irgendwann wird es fertig und hoffentlich
schöner als vorher sein. Das Gebaue und Verändern wirkte wohl auch inspirierend,
jedenfalls war die "THW-lose Zeit" angefüllt mit den Wechselabsichten von
Nenad.
Das Hin und Her ist schon lästig. Man kann halt nicht zwei
Pferde mit einem Hintern reiten, wie schon Manhattan-Philosoph
Woody Allen predigt. Nenad kommt mir manchmal wie ein großes Kind vor,
das sich selbst im Wege steht. Er hat so Großartiges für den THW geleistet,
dass die meisten von uns wohl hoffen, dass er trotz seiner 2,03 Meter nicht den
Überblick verliert. Und ich hoffe, dass er in dieser Saison noch einmal
alles für seine Mannschaft gibt und das ist eben der THW:
"Viele Menschen hinterlassen Spuren; nur wenige hinterlassen Eindrücke." Jetzt
also bin ich auf Nenad gespannt. Charakter nennt man sowas wohl, um das es für ihn geht.
Ach, alle Gedanken beiseite, das Spiel beginnt und ich bin froh in der
Ostseehalle zurück zu sein, mitzufiebern und - hoffentlich - zu feiern.