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26.02.2002 Interview

Interview mit Noka Serdarusic: "Wir dürfen träumen"

Trotz aller Kieler Erfolge bei der Europameisterschaft in Schweden - Trainer Noka Serdarusic fand die Unterbrechung gar nicht gut. Neben Vorbereitung und diversen Testspielen mussten gleich sechs Zebras bis ins Endspiel ran. Die zusätzliche Belastung für seine Schützlinge hat Kraft gekostet. Dabei geht es in der Bundesliga jetzt erst richtig los. Aber dennoch träumt Noka Serdarusic von einem famosen Endspurt ganz nach THW-Art der vergangenen Jahre.
Zebra:
Noka, ein Trainer wird immer skeptisch, wenn er die meisten seiner Spieler für längere Zeit an die Nationalmannschaft abgeben muss. Auch Du hattest befürchtet, Dein Team könnte durch die Europameisterschafts-Unterbrechung aus dem Tritt kommen. Haben sich Deine Befürchtungen nach der Pause bestätigt oder haben die deutschen und schwedischen Erfolge gar für neuen Schwung beim THW Kiel gesorgt?
Noka Serdarusic:
Serdarusic: "Wir dürfen träumen."
Klicken Sie zum Vergrößern! Serdarusic: "Wir dürfen träumen."
Nein, leider ist kein neuer Schwung bis zu uns herübergeschwappt. Die meisten meiner Spieler spielten für die schwedischen bzw. deutsche Nationalmannschaft und waren folglich bis zum Endspiel immer hart gefordert. Insgesamt mussten fast alle sieben Spiele in acht Tagen bestreiten. Dadurch ist jetzt viel Luft raus. Besonders die alten Schweden haben in den entscheidenen Phasen alles gegeben und sind noch immer ziemlich ausgelaugt. Nun sind sie natürlich schwer anfällig.
Zebra:
Die Kehrseite der Medaille?
Noka Serdarusic:
Für die ein oder andere Mannschaft ist es jetzt sicher ein Vorteil, die gesamte Zeit zusammen geblieben zu sein. Wir haben alle Jahre wieder unsere Probleme nach irgendeiner Nationalmannschafts-Maßnahme. Ich erinnere nur noch einmal an das vergangene Jahr, als wir eben nach solch einer Unterbrechung gleich fünf Spiele in Folge verloren haben.
Zebra:
Der Jubel über die Erfolge in Schweden hat also nicht lange angedauert?
Noka Serdarusic:
Schweden ist gewesen, damit ist Schluss. Jetzt herrscht wieder grauer Alltag.
Zebra:
Und schon ist auch das Verletzungspech wieder zurückgekehrt.
Noka Serdarusic:
So enorm wie in diesem Jahr war es noch nie. Vielleicht mussten wir irgendwann einmal die Rechnung bekommen. Ich bin gespannt, wie das noch weitergehen soll, Petterson und Olsson sind auch schon wieder angeschlagen gewesen. Von den daheim gebliebenden waren nur noch Martin Schmidt und Julio Fis wirklich fit.
Zebra:
Wird die zweite Saisonhälfte jetzt schwieriger als die erste?
Noka Serdarusic:
Ja, das glaube ich. Natürlich wird es jetzt besonders schwer, wenn Spieler mitunter die ganzen 60 Minuten ran müssen, obwohl sie nicht fit sind. Ein weiteres Handicap ist, dass wir ohne Jacobsen und Scheffler zurzeit keinen echten Linksaußen auf dem Spielfeld haben.
Zebra:
Trotzdem sprechen die meisten Beobachter nur über das Duell zwischen dem THW Kiel und dem TBV Lemgo. Wird der Titel wirklich nur unter diesen beiden Mannschaften ausgemacht?
Noka Serdarusic:
Nein, absolut nicht. Essen ist uns sehr dicht auf den Fersen, und Nordhorn wird ganz sicher noch einmal angreifen. Außerdem sieht nur der Blinde nicht, dass wir noch in Essen spielen müssen. Schon zuhause haben wir gegen TuSEM verloren. Das sind alles andere als wirklich gute Voraussetzungen für uns. Allerdings ist noch rein gar nichts entschieden. Lemgo muss auch noch nach Essen, Kiel, Magdeburg und Flensburg - sie werden ihre Miesen noch bekommen. Darüber mache ich mir keine Gedanken. Insgesamt wird es tatsächlich wohl ein Fünfkampf zwischen Lemgo, Kiel, Essen, Nordhorn und Flensburg werden. Wallau und Magdeburg sehe ich mittlerweile etwas abgeschlagen.
Zebra:
In den vergangenen Jahren präsentierte sich der THW Kiel gerade zum Saisonfinale von seiner besten Seite. Dürfen die Fans trotz allem weiter von einem neuerlichen famosen und gefürchteten Endspurt träumen?
Noka Serdarusic:
Nicht nur die Fans, auch wir träumen davon. Ich denke mir immer noch, dass vielleicht der ein oder andere Spieler plötzlich über sich hinaus wächst oder jemand auf einer ihm fremden Position große Spiele macht. Wir leben immer mit der Hoffnung. Und wenn wir träumen dürfen, dürfen auch die Fans träumen.


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