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20.05.2002 Interview

Schwenker im Sport1-Interview: "Ich musste zurücktreten"

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Die umstrittene Lizenzerteilung für die HSG Nordhorn ist nicht ohne Folgen geblieben. Unmittelbare Konsequenz ist der Rücktritt von Horst Bredemeier und Uwe Schwenker aus dem Liga-Ausschuss. Im Sport1-Interview nennt THW-Manager Schwenker die Gründe für diesen Schritt. Er meint: "Ich musste so reagieren."
Vor Wochen war der THW schon abgeschrieben. Nun ist Kiel vor dem letzten Spieltag vorn. Hätten Sie das gedacht?
Uwe Schwenker: "Ich musste so reagieren."
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Sport1:
Herr Schwenker, was hat Sie zu Ihrem Rücktritt bewogen?
Uwe Schwenker:
Ich musste so reagieren. Ich trage in der Funktion, in die ich gewählt worden bin, eine Gesamtverantwortung für die Liga, insbesondere für die Vereine, die vernünftig gewirtschaftet haben. Die von Nordhorn eingereicht Bruttolohnsumme habe ich stark angezweifelt. Ich habe Heinz Jacobsen gebeten, sich die Arbeitsverträge noch einmal anzusehen. Das hat er abgelehnt. Zudem gibt es eine Planungsrechnung von Nordhorn für die laufende Saison, von der die HSG stark abgewichen ist. Da für mich erhebliche Zweifel bestanden, habe ich gesagt: Ich kann der Verantwortung für die Liga nicht gerecht werden, ich kann die Lizenz an die HSG Nordhorn nicht erteilen. Da ich aber nicht gegen die Lizenz stimmen konnte, weil ich satzungsgemäß dem Gutachterausschuss folgen muss, musste ich zurücktreten.
Sport1:
Heißt das, das Lizenzierungsverfahren ist fragwürdig?
Uwe Schwenker:
Nein, aber es sind am Beispiel dieses Falles einige Schwächen aufgetreten. Die gilt es abzustellen. Man muss grundsätzlich überlegen, ob der Gutachterausschuss das letzte Wort haben muss. Es gab in diesem Erfall erhebliche kontroverse Diskussionen innerhalb des Liga-Ausschusses. Mein Eindruck war, dass nahezu alle Mitglieder erheblichste Zweifel an den Zahlen der HSG Nordhorn hatten. Ich möchte noch einmal betonen: Es gibt keinen Zweifel an der Arbeit des Gutachterausschusses. Dem wurden die Daten testiert. Ferner halte ich es für unumgänglich, dass in Zukunft auf einer anderen Ebene über die Zukunft der Vereine entschieden wird. Es kann nicht sein, dass heute Kiel und Minden, morgen Wetzlar und Willstätt über Wohl und Wehe der Konkurrenten entscheiden.
Sport1:
Fällt Ihnen der Rücktritt schwer?
Uwe Schwenker:
Ich habe die Entscheidung getroffen vor dem Hintergrund, dass ich immer über den Tellerrand des THW Kiel hinweggeschaut habe, auch Entscheidungen getroffen habe, die nicht immer gut für den THW waren (z.B. habe ich der Zentralvermarktung zugestimmt). Ich habe aber manchmal das Gefühl, es ist ein Kampf gegen Windmühlen, wenn in der Öffentlichkeit nur noch über Pleiten, Pech und Pannen gesprochen wird. Das ist kontraproduktiv für die Sportart. Wenn man dann noch zusammen mit Bernd Rigterink drei Jahre im Ligaausschuss sitzt, fühlt man sich in besonderer Weise hintergangen. Ich kann nur sagen: Hut ab vor dem Trainer und der Mannschaft! Den handelnden Personen im Umfeld kann ich das aber nicht bescheinigen. Alle solide geführten Vereine haben einen Tritt in den Hintern bekommen.
Sport1:
Welche Reaktionen haben Sie aus der Liga gehört?
Uwe Schwenker:
Zum Einen hat man mich beglückwünscht für ein konsequentes Auftreten. Zum Anderen wird aber eine detaillierte Aussprache gefordert. Ich selbst habe die Hoffnung, dass innerhalb dieser Aussprache die Liga Verantwortung übernimmt.
Sport1:
Nun sind die beiden Gallionsfiguren des Ausschusses zurückgetreten. Welche Signalwirkung hat das?
Uwe Schwenker:
Der Handball hatte schon vorher verloren. Wenn die HSG Nordhorn noch Deutscher Meister werden würde, hätten es Mannschaft und Trainer verdient, aber es wäre ein schwarzer Tag für den Handball.
(© 2002 Sport1, das Gespräch führte Michael Schwartz)


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