Aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2002:

Angemerkt

Mußte gegen Lemgo verstummen: Hallensprecher Rolf Körting.

Später wurde Körting konkreter. DHB-Männerspielwart Uwe Stemberg habe ihn per Telefon vom Kampfrichtertisch über den Umweg der Ostseehallen-Regie aufgefordert, keine Restspielzeiten bekannt zu geben. Der Zusatz, bei Zuwiderhandlung würde er - Uwe Stemberg - einen Spielabbruch betreiben, sorgte bei Rolf Körting für einen mächtig hohen Adrenalinaussto0 und die bekannte Kurzschlußreaktion.

Doch nun hat sich Körting besonnen. "Ich bringe mein 20. Jahr als Hallensprecher über die Runden", verkündete er gestern. Beschwichtigende Worte von Manager Uwe Schwenker, Beirats-Chef Roland Reime und Gesellschafter Georg Wegner hätten ihn umgestimmt. "Außerdem wurde ich von vielen Handballfreunden aufgefordert weiter zu machen." Auch im Internet-Forum habe es viele freundliche Ermunterungen gegeben.

Und eine Entschuldigung von Uwe Stemberg! Pikanterweise hätte es nämlich gar keine Anweisung geben dürfen. In den Statuten steht nichts von Ansageverboten über Restspielzeiten. Ganz zu schweigen von einem Spielabbruch. Daß der Ligaausschuss-Vorsitzende Heinz Jacobsen seinem Männerspielwart vor THW-Offiziellen auch noch nur Seite sprang ("Stemberg hat Recht"), ist nur eine Fußnote dieser Posse.

Wenn es darum geht, Zentimetermaße von Trikotbeflockungen zu beanstanden, Hallensprecher zu reglementieren oder Energie für ähnlich banale Dinge zu verschwenden, haben sich Deutschlands Handball-Offizielle oft schon herausragende Verdiente erworben. Die wirklich wichtigen Anstöße, die der Sportart in schweren Zeiten Wettbewerbsvorteile bringen könnten, bleiben dagegen auf der Strecke. Schade.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2002)