Schon zu Beginn tat sich die deutsche Mannschaft gegen die offensiv und aggressiv deckenden
Tunesier schwer und mußte nach 4:2-Führung schnell den 4:4-Ausgleich hinnehmen.
Selbst eine 9:5-Führung nach 15 Minuten war kurz vor der Halbzeit mit dem 13:13 aufgebraucht,
Florian Kehrmann brachte die DHB-Auswahl zur Pause immerhin noch mit 14:13 in Führung.
Schon in Durchgang eins hatte sich die Befürchtung, die Tunesier würden sich durch
ruppige Gangart durchzusetzen versuchen, bewahrheitet. Innerhalb der ersten 30 Minuten
setzte es insgesamt acht Zeitstrafen, am Ende standen für Deutschland sieben Zwei-Minuten-Strafen,
für Tunesien acht zu Buche.
Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs konnten sich Deutschland nicht absetzen,
stattdessen hatten die Nordafrikaner beim 16:16 (36.) sogar mehrmals die Chance in Führung zu gehen.
Doch der Vize-Europameister bewies einmal mehr seine Nervenstärke. Auch eine brutale Attacke an Baur,
der in die tunesische Bank gestossen wurde, beeindruckte die DHB-Sieben nicht.
Weil Christian Ramota sich
im deutschen Tor steigerte, die Tunesier dagegen vor der deutschen Abwehr immer
konzeptloser agierten, zog das Team von Heiner Brand
innerhalb von zehn Minuten auf 22:16 davon - das war die Vorentscheidung.
Tunesien verkürzte noch einmal auf 18:22 (48.) und 20:24 (50.), konnte aber den deutschen
Sieg nicht mehr gefährden.
"Wir haben Disziplin und Nerven bewahrt. Ausschlaggebend für den Sieg war besonders die
gute Leistung unseres Torwarts Christian Ramota", sagte Linksaußen Stefan Kretzschmar.
"Wir wussten, dass Tunesien ein schwerer und unangenehmer Gegner sein würde.
Aber ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen, sie hat sich Tor um Tor erarbeitet",
lobte Bundestrainer Brand.
"Früher wären deutsche Mannschaften in so einem Spiel beim Stand von 16:16 auseinandergebrochen",
sagte DHB-Präsident Ullrich Strombach,
"wenn man Weltmeister werden will, muss man dieses Spiel gewinnen."
Bester Werfer des DHB-Teams gegen war Florian Kehrmann (sechs Tore).
Klaus-Dieter Petersen war erneut Fels in der Abwehr-Brandung
und konnte mit dem Zweite-Welle-Tor zum 11:8 seinen zweiten WM-Treffer markieren.
Während Henning Fritz nicht zum Einsatz kam,
konnte Christian Zeitz in der zweiten Halbzeit drei Tore markieren.
Jugoslawien schlägt Portugal
Im zweiten Spiel der
Hauptrunden-Gruppe 2
schlug Jugoslawien Gastgeber Portugal mit 30:28 (18:7).
Damit würde Deutschland morgen gegen Jugoslawien ein Unentschieden reichen, um ins
Halbfinale einzuziehen.
"Wir haben es geschafft, die Tunesier müde zu laufen und mit ihren eigenen Mitteln zu bezwingen", analysierte
Christian Ramota. Der
Torhüter von Bundesliga-Spitzenreiter TBV Lemgo hatte den Vorzug gegenüber
Henning Fritz vom THW erhalten - und das Vertrauen mit einer
prima Leistung in der zweiten Halbzeit gerechtfertigt.
Fritz habe gegen Portugal und Island großartige Spiele absolviert, die jedoch an
Psyche und Physis gezehrt hätten, begründete der Bundestrainer den Wechsel im deutschen Tor. Kein Problem für den THW-Torhüter. "Wichtig
ist nur, dass wir dieses Spiel gewonnen haben", sagte
Henning Fritz.
"Was die Tunesier hier ablieferten, lag zum Teil am Rande der Legalität", meinte Fritz.
"Wir haben die besseren Nerven gezeigt und verdient gewonnen. Was wollen wir mehr", sagte Stefan Kretzschmar. Der Linksaußen gab gleich
einen Ausblick auf das Spiel gegen Jugoslawien. "Ist doch klar, jetzt wollen wir auch die Jugoslawen fertig machen."
- Deutschland:
-
Ramota (1.-60.),
Fritz (n.e.);
Hens (4),
Dragunski,
Kretzschmar (4),
Immel,
Schwarzer (5),
Petersen (1),
Zerbe (2),
Baur (5/1),
Zeitz (3),
Grimm,
Weber (n.e.),
Kehrmann (6);
- Tore für Tunesien:
-
Tej (2), Ben Amor (2), Sioud (2), Seboui (2), Bousnina (3), Ben Aziza (4/2), Megannem (2), Ayed (4)
- Schiedsrichter:
-
Walkula / Ljudowik (Ukraine)
- Zeitstrafen:
-
Deutschland: 7;
Tunesien: 8
- Rote Karten:
-
Deutschland: Zerbe nach dritter Zeitstrafe (50.);
Tunesien: Ben Aziza nach dritter Zeitstrafe (40.)
- Siebenmeter:
-
Deutschland: 1/1;
Tunesien: 4/2 (Ramota pariert zweimal)
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:0, 2:1, 3:1, 3:2, 4:2, 4:4, 6:$, 6:5, 9:5, 9:7, 10:7, 10:8,
11:8, 11:9, 12:9, 12:11, 13:11, 13:13, 14:13;
2. Hz.: 15:13, 15:14, 16:14, 16:16, 22:16, 22:18, 24:18,
24:20, 27:20, 27:21, 30:21
- Zuschauer:
-
800 (Povoa de Varzim (POR))