19.02.2003 | Nationalmannschaft / Geschichte |
Der Gegenstoß läuft schnell und zielstrebig: Arno Ehret erkämpft sich in der Abwehr das Leder und paßt zu Heiner Brand, der mittels seiner Weitergabe Mannschaftskapitän Horst Spengler die Chance eröffnet, seine Mannschaft mit 20:16 in Front zu werfen. Die deutsche Mannschaft steht an jenem Faschingssonntag im Februar 1978 nicht nur im Finale gegen die eigentlich deutlich favorisierte Mannschaft aus der UdSSR, sondern hat sogar die große Chance, zum ersten Mal seit 40 Jahren den Titel eines Handballweltmeisters wieder in das Mutterland der Sportart zu holen.
Dabei sah es zu Beginn des Spiels vor über 7.000 begeisterten Zuschauern nach allem anderen als einem Sieg des DHB-Teams aus. Nach acht Minuten führt die Sowjetunion mit 3:1 und auch nach 17 Minuten liegen die Sputniks beim 7:5 noch in Führung. Doch langsam scheint sich das Spiel zu wenden, den deutschen Ballwerfern um den überragenden, sechsmal treffsicheren Joachim Deckarm aus Gummersbach und den exzellenten Rückhalt Manfred Hofmann aus Großwallstadt gelingt es, den Spieß umzudrehen und ihrerseits mit 9:7 in Führung zu gehen. Beim Pausenstand von 11:11 ist für beide Mannschaften noch alles möglich.
In der Kritik stehen insbesondere die beiden Schiedsrichter aus Dänemark, Svensson und Christensen, die nicht weniger als elf Strafwürfe gegen die deutsche Mannschaft verhängen. Trotzdem gelingt es der Mannschaft um Vladimir Maximow nach dem 12:12 in der 35. Minute nicht einmal mehr, zumindest zum Ausgleich zu kommen. Der Außenseiter baut gar seinen Vorsprung aus, der fast schon legendäre Auftritt von "Jimmy" Waltke mit drei Tore in unmittelbarer Folge bringt die Mannen von Vlado Stenzel eine Viertelstunde vor Schluß zum 16:12. Vier Tore, die auch noch beim oben beschrieben Gegenstoß von Horst Spengler vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit bestand haben.
Trotzdem sollte es noch einmal ganz spannend werden, mit dem letzten Angriff in der regulären Spielzeit können die ganz in rot spielenden Akteure aus der UdSSR ausgleichen. Doch der letzte Wurf wird von den beherzt herbeispringenden Deckarm und Klühspies geblockt - es ist vollbracht: Deutschland Weltmeister und die vielen kleinen Handballdörfer erleben zahllose Faschingsfeste, die noch sehr lange in Erinnerung bleiben dürften.
Ab dem 05. Februar 1978 durften sich folgende Spieler von Bundestrainer Vlado Stenzel Weltmeister nennen: Manfred Hofmann (TV Großwallstadt), Rudolf Rauer (TuS Wellinghofen), Rainer Niemeyer (GW Dankersen); Richard Boczkowski (TuS Nettelstedt), Heiner Brand, Joachim Deckarm, Erhard Wunderlich (alle VfL Gummersbach), Arno Ehret, Arnulf Meffle (beide TuS Hofweier), Manfred Freisler, Kurt Klühspies (beide TV Großwallstadt), Claus Hormel (SG Dietzenbach), Gerd Rosendahl (OSC Rheinhausen), Horst Spengler (TV Hüttenberg) und Dieter Waltke (GW Dankersen).
Auch die Mannschaft der Deutschen Demokratischen Republik war in Dänemark am Ball und vervollständigte das sehr gute deutsche Ergebnis nach einem 19:15-Sieg gegen den Gastgeber mit einem dritten Platz. Zum Kollektiv von Paul Tiedemann zählten W. Schmidt (Magdeburg), Voigt (Leipzig); Böhme, Wahl, Wilk (alle Rostock), Dreibrodt, Krüger, Gerlach, Schütte (alle Magdeburg), Engel, Gruner, D. Schmidt, Smuch (alle Frankfurt an der Oder) sowie Hildebrand und Höft (beide Berlin).
(© 2003 Andreas Müller)
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